Kembach. Der Festkommers anlässlich des Jubiläums „1250 Jahre Kembach“ fand am Samstag in der voll besetzten Kembachtalhalle statt. Die Redner fanden viele lobende Worte zum Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft.
Seine Ansprache stellte Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez unter das Motto „Feiern. Erinnern. Vorausschauen“. Darin lobte er die „außerordentlich intakte und lebendige Dorfgemeinschaft“ in einer der ältesten Ortschaften Wertheims. Der Zusammenhalt habe sich in den vergangenen Jahren beispielsweise beim Umbau des Rathauses oder der Einweihung des sanierten Kindergartens gezeigt. „Sie sind dahin gekommen, wo Sie heute stehen, weil schon die früheren Generationen Menschen waren, die sich durch Fleiß und Ausdauer auszeichneten“, so der OB. Man habe sich stetig erneuert, Zeit und Geld investiert, neue Menschen eingebunden. Innerhalb der Ortschaft habe es immer neue Ideen und lebendige Diskussionen gegeben. „Kembach mag zwar historisch eine alte Gemeinde sein. Ihr Geist aber ist vital“, resümierte der OB.
„Beste Dorfgemeinschaft, die man sich wünschen kann“
Durchweg positive Worte fand auch Ortsvorsteherin Tanja Bolg: „Ihr seid die beste Dorfgemeinschaft, die man sich wünschen kann“, lobte sie die Kembacher. Eine Würdigung, die die Bürgerschaft an diesem Abend gleich mehrmals zurückgab.
Wie groß die Identifikation bei Klein und Groß mit dem eigenen Ort ist, zeigte sich beim Festkommers. Dabei machten auch viel Prominenz aus der Wertheimer Lokalpolitik und der ehemalige Pfarrer Bernhard Ziegler ihre Aufwartung.
In ihrem Festvortrag beleuchtete Stadtarchivarin Anna Berger die lange Geschichte der Ortschaft. Die erste schriftliche Erwähnung fand Kembach im „Codex Eberhardi“. Demnach gehörte „Chentebach“ zur Gründungsausstattung des Klosters Holzkirchen. Da ein Ort allerdings erst bei ausreichender Bedeutung schriftliche genannt wurde, sei Kembach wohl sogar noch älter. Der erste urkundliche Nachweis hat sich jedoch als Gründungsjahr etabliert. Die nächsten schriftlichen Aufzeichnungen fänden sich erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts, als Kembach eigene Pfarrei wurde. Kirchengeschichtlich habe es in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Veränderungen gegeben.
Wie Berger weiter ausführte, sei es immer wieder zu Rechtsstreitigkeiten, besonders mit Dertinger Bürgern, gekommen. Im 18. Jahrhundert sei die Gemarkungslinie mitten durch den Ort verlaufen. Im Jahr 1621 hatte Kembach 156 Einwohner. Ein gutes Jahrhundert später erfasste das „Seelenregister“ schon 282 Personen. Wiederum gut einhundert Jahre später, im Jahr 1824, hatte Kembach 357 Bewohner. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Einwohnerzahl sogar auf mehr als 600 Personen an. Auch aufgrund wachsender Städte sank die Zahl in den nächsten Jahrzehnten wieder. Am vergangenen Jahreswechsel lebten 390 Menschen in dem Ort.
In einem weiteren Themenschwerpunkt blickte Berger auf besondere Unglücksfälle und Schadensereignisse zurück. Diese seien in vergangenen Zeiten häufiger überliefert worden als das Alltagsleben. Immer wieder sei es zu Unwetterschäden, aber auch zu Brandkatastrophen wie in den Jahren 1792 und 1831 gekommen.
Einen Einblick in das Schulwesen lieferten Akten aus dem 18. Jahrhundert. Als Schulraum fungierte unter anderem ein Zimmer über dem Rathaus, ehe zunächst 1895 und nochmals nach dem Zweiten Weltkrieg ein neues Schulhaus gebaut wurden. Der Neubau eines Rathauses wurde 1856 genehmigt. Zu den infrastrukturellen Neuerungen gehörten die Eröffnung der Telegrafenstation im Jahr 1904 sowie der Anschluss an die Stromversorgung 1921. Auf Wasserleitungen mussten die Kembacher dagegen noch drei Jahrzehnte warten. Schon damals waren die Bürger tatkräftig: Sie leisteten mehr als 14.000 Arbeitsstunden. 1972 kam es zur Eingemeindung in die Stadt Wertheim.
Quasi als Dank erhielt die Archivarin zwei Leihgaben aus dem 19. Jahrhundert: Ein Protokollbuch der Kembacher Ortsbehörde sowie Aufzeichnungen des früheren Bürgermeisters Michael Diehm. Zudem gab es ein Harmonium aus der früheren Schule als Schenkung.
„Gesellschaftlich vielfältiges Kembach“ skizziert
Den Abschluss des rundum gelungenen Festkommers bildete ein Rückblick von Walter Zimmermann auf die vergangenen 70 Jahre. Während die zahlreichen Fotos bei den Alteingesessenen manch eine Erinnerung wieder aufleben ließen, erfuhren gerade die jüngeren Generationen sicherlich auch einiges Neues über ihr Dorf. Zimmermann skizzierte ein „gesellschaftlich vielfältiges Kembach“.
Wie intensiv sich die Kembacher mit ihrer eigenen Geschichte auseinandergesetzt haben, zeigt sich auch an der mehr als hundert Seiten dicken Festschrift. Sie gab es, ebenso wie ein Kochbuch mit Kembacher Gerichten, an diesem Abend erstmals zu erwerben. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Projektchor unter Dirigent Sven Geier mit den Liedern „Ich bin der Bu vom Kembachtal“ und dem „Kembacher Weinlied“.
Nach der Eröffnung der Wanderwege und einer Weinprobe bildete der Festkommers das dritte Event des Kembacher Jubiläumsjahrs. Der Höhepunkt wird in vier Wochen mit dem großen Festwochenende stattfinden. Neben einem Festgottesdienst stehen dann Ausstellungen in den Höfen und mehrere Kirchenführungen auf dem Programm.
Viele Informationen zum Jubiläum sowie eine wahre Fundgrube an historischen Dokumenten sind auf www.kembach.com zu finden.
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