Dietenhan. Als Ortsvorsteherin Tanja Grohme an diesem Freitagnachmittag vor dem ehemaligen Feuerwehrhaus am Dorfplatz steht, merkt man ihr deutlich an, dass es ihr nicht leicht fällt, was sie zu sagen hat. Das Bürgercafé in Dietenhan ist definitiv auf Eis gelegt. Diese Entscheidung der Stadtverwaltung und des Gemeinderats war absehbar. Mit der Zustimmung zum Haushalt der Kommune war klar, die 80.000 Euro Zuschuss der Stadt zum Bauvorhaben werden nicht mehr bereitgehalten.
Ursache dafür ist nicht nur die extrem angespannte Haushaltslage Wertheims aufgrund der Übernahme des Bürgerspitals, sondern vor allem auch der fehlende Trägerverein, der für den Umbau des Gebäudes und späteren Betriebs des Bürgercafés verantwortlich ist. Der bisherige Vorstand ist von seiner Verantwortung zurückgetreten. Eine Auflösung steht im Raum. Um das Projekt fortführen zu können, muss sich ein neuer Verein gründen.
Doch der Reihe nach. Seit jeher war die Wehr mit ihren Löschutensilien in diesem kleinen Häuschen am Brunnen untergebracht - und das nicht erst seit ihrer Gründung im Jahr 1948. Im Archiv ist man auf Unterlagen gestoßen, die eine Inspektion der Wehr im Jahr 1903 durch das Großherzogliche Bezirksamt erwähnen. Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude als Gefängnis genutzt.
Bereits vor sechs Jahren stand die sinnvolle Nachnutzung des Feuerwehrgerätehauses am Dorfplatz auf dem Plan des Ortschaftsrates. Weil es in Dietenhan weder Bäcker noch Metzger gibt, ist die Bushaltestelle der einzige Kommunikationspunkt – neben dem Bürgerhaus. Doch dort finden meist nur größere Veranstaltungen statt. Abhilfe sollte das gewünschte Bürgercafé schaffen. Der Plan war, aus dem ehemaligen Feuerwehrhaus einen Ort zu kreieren, an dem sich die Dorfbewohner einmal pro Monat zwanglos treffen, Vorträgen lauschen oder Ausstellungen bewundern können.
Ein paar Jahre später hatte die Wehr ihre heutige Unterkunft bezogen, das Haus am Dorfplatz stand leer. Nun sollte es an die Umsetzung des Plans gehen. Klar war auch, dass die Dietenhaner viel Eigeninitiative einbringen sollten.
Im Dezember 2022 wurde der dafür notwendige Trägerverein gegründet, die Zusage von der Stadt für eine Anschubfinanzierung in Höhe von 80.000 Euro lag vor - mit der Zusage, weitere 20.000 Euro im Notfall noch beizusteuern. Mittels Umfrage war sogar schon der Name gefunden: „Brunnenstüble“ sollte das Bürgercafé heißen.
Angedacht war, im Gebäude zum Dachboden hin alles zu öffnen, auf den 40 Quadratmetern Platz für 25 Gäste zu schaffen, eine Heizung einzubauen sowie im neu zu errichtenden Anbau Toiletten und Küche unterzubringen. Die Idee dafür kam vom Vorstand des Trägervereins, die nötigen Baupläne steuerte e die Stadt bei. Die Sanierung sollte ursprünglich 2023 beginnen. Im Frühjahr 2024 förderte die Volksbank das Vorhaben mit einer mehrstelligen Summe, die Baugenehmigung war erteilt.
Der damalige Ortsvorsteher Frank Helm hatte es inzwischen geschafft, den Künstler Ottmar Hörl für das Projekt zu gewinnen. Beide waren überzeugt von der Richtigkeit des Vorhabens, auch wenn es im Ort hinreichend Kritik an der Umsetzung gab. Mit Nachdruck betonte Hörl in einem Interview vor ein paar Jahren die dringende Notwendigkeit des niederschwelligen Angebots.
Im selben Interview sagte Ortsvorsteher Helm: „Wenn das Projekt in den nächsten zwei Jahren nicht realisiert wird, habe ich die Vermutung, dass es geräuschlos in irgendeiner Schublade verschwindet.“ Nachdem vor wenigen Monaten der Vorstand bekannt gegeben hat, den Verein aufzulösen, könnte nun genau dies passieren.
Denn bisher konnte trotz diverser Bemühungen niemand gefunden werden, der den Vorsitz eines neu zu gründenden Trägervereins übernimmt. Bereits während der Klausurtagung zum Haushalt der Stadt wurde deutlich, dass die bisher bereitgestellten 80.000 Euro gestrichen werden. „Das bedeutet aber nicht, dass wir die Summe nicht doch noch bekommen können“, so Ortsvorsteherin Tanja Grohme. Bildet sich in Dietenhan ein neuer Verein, der das Projekt fortführt oder es völlig neu konzipiert, kann man einen Antrag auf Förderung wieder neu einreichen, der dann vom Gemeinderat bewilligt werden muss. „Das ist für mich völlig in Ordnung. Denn es weiß momentan niemand, wann und ob es einen Neustart gibt. Und warum soll die Stadt das Geld zurückhalten, wenn sie es gerade dringend benötigen“, sagt Grohme.
Ob alle Dietenhaner die Entscheidung der Stadt und des Gemeinderats ohne weiteres hingenommen haben, weiß Tanja Grohme nicht. Hätte Dietenhan die Gründung eines neuen Trägervereins verkünden können, wäre das Geld geflossen, ist sie sich sicher. Von einem neuen Verein könnten die alten Pläne sogar übernommen werden. Eine neue Planung jedoch müsste der Verein aus eigener Tasche vorstrecken. „Ich glaube nicht, dass die Stadtverwaltung noch einmal für uns einen Plan erstellt“, meint die Ortsvorsteherin.
Ob der frühere Trägerverein beim Vereinsregister die Auflösung bereits beantragt hat, ist bislang nicht bekannt. Grohme geht ebenfalls davon aus, dass die Fördergelder der Volksbank zurückgezahlt werden.
„Das Interesse an einem Bürgercafé ist da. Aber es findet sich niemand, der die Verantwortung als Vorstand übernehmen will“, sagt Tanja Grohme. Dabei gehe es nicht nur um die Sanierung, sondern vor allem um späteren den Betrieb des Bürgercafés. „Der neue Vorstand muss entsprechend viel Enthusiasmus mitbringen.“
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