Gesundheitspolitik

Karsten Braun zum Verbandschef gewählt

Vertreterversammlung wählte Wertheimer Orthopäden erwartungsgemäß zum Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung

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Neue Spitze: Karsten Braun und Doris Reinhardt führen ab dem neuen Jahr die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg. © Norman Illl/KVBW

Stuttgart/Wertheim. Die Mitglieder der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) haben am Samstag erwartungsgemäß den Orthopäden, Unfallchirurgen und Medizinrechtler Dr. Karsten Braun (54) aus Wertheim zum neuen Vorstandsvorsitzenden der KVBW gewählt. Seine Stellvertreterin wurde laut einer Pressemitteilung des Verbands die Fachärztin für Allgemeinmedizin Dr. Doris Reinhardt (60) aus Friesenheim im Ortenaukreis.

Der neue Vorstandsvorsitzende forderte bessere Rahmenbedingungen für die ärztlichen und psychotherapeutischen Niedergelassenen in Baden-Württemberg. In seiner Bewerbungsrede kritisierte Braun die Abschaffung der Neupatientenregelung und plädierte dafür, auch für die Niedergelassenen die finanziellen Unterstützungspakete, die es für die Krankenhäuser gibt, bereitzustellen.

Er betonte, dass er den baden-württembergischen „Sonderweg“ mit der Ausbudgetierung der Haus- und Kinderärzte und dem Ausbau der förderungswürdigen Leistungen weitergehen wolle. „Das Geld muss der Leistung folgen und deshalb brauchen wir perspektivisch ein anderes Honorarsystem, die Selektivverträge zeigen, wie es gehen könnte.“ Kritisch äußerte sich der neue KV-Chef zum eingeschlagenen Weg bei der Digitalisierung. Er forderte einen „vollständigen Neustart mit softwarebasierten Systemen statt Konnektoren“.

Seine Stellvertreterin Doris Reinhardt betonte den Stellenwert der ambulanten Versorgung: „Wir sind für unsere Patienten 24/7 da, deshalb fordern wir vonseiten der Politik mehr Verlässlichkeit und die stärkere Einbindung. Für alle Entscheidungen muss gelten: nicht ohne uns.“ Die Fragmentierung der Versorgung durch Gesundheitskioske oder Community Health Nurses sieht Reinhardt kritisch.

Versorgungskonzepte müssten gemeinsam mit der Ärzteschaft gestaltet werden, betonte Reinhardt. „Unsere Diversität in der haus- und fachärztlichen Versorgung hat einen Mehrwert, das bedeutet Krisenfestigkeit, wie in der Coronapandemie deutlich wurde.“ Und weiter: „Wir haben die Ausbildung und Expertise, um aus den Beratungsanliegen der Patientinnen und Patienten das Entscheidende herauszufiltern. Um die Versorgung auf der richtigen Ebene zu gewährleisten, brauchen wir aber eine bessere Steuerung der Inanspruchnahme“, erklärte die stellvertretende Vorsitzende der KVBW.

Es gelte, sinnvolle Lösungen für die Patientenversorgung zu finden – eine Aufgabe, die der neue Vorstand in der Verantwortung der ärztlichen Selbstverwaltung sieht. Braun: „Wir wissen, wie wir die ambulante Versorgung weiterentwickeln und unsere Interessen am besten vertreten können.“

Er betonte, dass Doris Reinhardt und er als Vorstandsduo angetreten seien, um alle Fachgruppen „fair und gerecht zu vertreten“.

Die beiden übernehmen ihre Ämter zum 1. Januar, ihre Amtszeit dauert sechs Jahre. Sie vertreten die Interessen der rund 23 500 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie der Psychologischen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Baden-Württemberg.

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