Kleinkunst - Holger Paetz trat auf Einladung von Convenartis in der Aula Alte Steige auf

Kabarett mit Holger Paetz in Wertheim: „Man muss sich Klima leisten können”

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Matthias Ernst
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Kabarettist Holger Paetz philosophierte über das Klima in der Welt bei seinem Auftritt in der Aula Alte Steige. © Matthias Ernst

Wertheim. Normalerweise kennt man die „Convenartisten“ aus dem Gewölbekeller in der Wertheimer Altstadt. Mit ihrem abwechslungsreichen Programm steht der Verein für hochwertige kulturelle Veranstaltungen in der Main-Tauber-Stadt. War man im Sommer mit seinem Programm schon auf die Wertheimer Burg umgezogen, stellt die Stadt Wertheim dem Verein nun die Aula Alte Steige für ihre Veranstaltungen zur Verfügung.

Letztmals bei der Verleihung des „Wertheimer Affen“, die große Resonanz erfuhr. Nun trat der in München geborene, aber jetzt in Aschaffenburg lebende Kabarettist, Holger Paetz auf. Er ist für regelmäßige Besucher der Veranstaltungen von Convenartis kein Unbekannter, doch in der Aula gab er seine Premiere mit dem Programm „Liebes Klima, gute Besserung“. „Ich bin ein Spezialbayer“, stellte er gleich an den Anfang seines Programms bei der Begrüßung der „westfränkischen Nordschwaben“, wie er die Taubertäler wegen ihrer geografischen Lage bezeichnet.

„Klima muss man sich auch leisten können“, formulierte er einen Sogan des letzten Bundestagswahlkampfes einfach um und erntete damit die ersten Lacher aus einem leider viel zu gering anwesenden Publikum. Von seinem Lieblingsideengeber Andreas Scheuer müsse er sich ja jetzt nach dem Regierungswechsel zwar verabschieden, so der 69-Jährige.

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Aber Paetz hat schon neue Opfer gefunden, die ihm Futter für seine kabarettistischen Ausflüge gewähren. „Eigentlich müsste man dem Scholz die Politik verbieten“, denn alte Männer seien gefährlich. Sie erleben die Wirkung ihrer Entscheidungen meist nicht mehr selbst.

Ein Beispiel aus Andreas Scheuers Zeit ist der E-Scooter. Mit dem fahren jetzt viele durch die Stadt und meinen, sie wären besonders umweltschonend unterwegs. Doch Paetz stellte die provokante Frage: „Wie spare ich CO2 ein bei Menschen, die vorher dieselbe Strecke zu Fuß gelaufen sind“.

Weiter ging es mit dem Thema Biotreibstoffe. Um die dafür notwendigen Pflanzen anzubauen, würde reihenweise Tropenwald gefällt, das dann mit Schiffen, die mit Schweröl betrieben werden, nach Europa transportiert wird.

So sieht keine ökologische Nachhaltigkeit aus, findet Paetz. „Sei ein skeptischer Zweifler“, empfahl er den Gästen im Saal auch beim Betrachten von Werbung. Nicht alles was da versprochen werde, sei sinnvoll fürs Klima. „Ich muss praktisch verreisen, um CO2 einzusparen“, folgerte er aus einem Werbeslogan der Deutschen Bahn, die klimaneutral unterwegs sein will. Demografisch etwas überspitzt war seine Aussage, dass Frauen statistisch mehr CO2 erzeugen als Männer. Sie leben schließlich sieben Jahre länger. Deshalb freut sich Paetz ein Mann zu sein. „Ich leide am Klima“, gab der Kabarettist einen Einblick in sein Seelenleben.

Am besten aber wurde Holger Paetz, wenn er selbst erdachte Gedicht vortrug. „Ein schöner Mann macht ein hässliches Auto nicht schöner, doch meist ist es umgekehrt“. Er bezeichnet seine Gedichte als Lyrik für den Sommer und hatte sich ein depressives Gesicht für den Schluss aufgehoben: „Die Frau ist weg“.

Mit den Worten: „Sie waren jetzt nicht viele, aber sie haben ihre Sacher sehr gut gemacht“, verabschiedete sich Holger Paetz vom Publikum, das mehr als nachdenklich nach Hause ging…oder fuhr, fast klimaneutral.

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