Die Taschengeldbörse, die die kommunale Jugendarbeit anbietet, ist bei Jugendlichen und Auftraggebern weiterhin sehr beliebt.
Wertheim. Neben zahlreichen Aufträgen von Privatleuten helfen die Jugendliche von der Taschengeldbörse auch bei Veranstaltungen und deren Aufbau mit, so unter anderem beim Musikkabarett mit Martina Schwarzmann am Freitag in der Main-Tauber-Halle.
Bei einem Pressegespräch während des Aufbaus am Nachmittag gaben die Jugendlichen sowie Edeltrud Reuer vom Jugendtreff 114 einen Einblick in die Arbeit der Taschengeldbörse. Voll Lob für diese Möglichkeit und das Engagement der sechs helfenden Jugendlichen war Veranstalter Axel Teuscher vom Hofgarten Kabarett Aschaffenburg. „Die Taschengeldbörse ist ein wunderbares Projekt, das ich gerne auch in Aschaffenburg sehen würde“, lobte er. Durch die Mithilfe beim Aufbau könne man junge Leute auch für solche Veranstaltungen interessieren und ihnen die Möglichkeit geben etwas zu verdienen. „Sie ist ein sehr gutes Projekt“.
Die vier Jungen und zwei Mädchen halfen beim Aufstuhlen der über 1300 Plätze in der Halle. Teuscher sah in der Taschengeldbörse auch eine gute Dienstleistung für kleine Veranstalter wie ihn und seine Kollegen. Mit eigenen Leuten könne man als kleiner Veranstalter solch ein großes Event nicht allein bestuhlen. Bereits bei der ersten Veranstaltung, die man in der Main-Tauber-Halle durchführte, habe er Jugendliche der Taschengeldbörse engagiert. „Wir hatten jedes Mal Helfer der Taschengeldbörse bei Veranstaltungen hier.“ Reuer ergänzte, beim Abbau des Kabarettabends dürften sie aus Gründen des Jugendarbeitsschutzes nicht mehr helfen, denn der erfolgte nachts direkt nach dem Auftritt.
Weiter berichtete sie, die Jugendlichen würden auch bei städtischen Veranstaltungen mitaufbauen oder helfen. „Die Hauptauftraggeber sind aber private Personen.“ Großen Anteil daran hätten Senioren, die zum Beispiel Helfer für die Gartenarbeit bekämen. Oft würden Hilfen für das Sperrmüll bereitstellen oder einen Umzug vermittelt. Ab und an gebe es Aufträge von Firmen und privaten Veranstaltern zum Verteilen von Plakaten und Flyern oder dem Kuvertieren. Auch das Erledigen von Einkäufen oder das Gassigehen mit dem Hund komme ab und zu als Auftrag vor.
Die Taschengeldbörse ist auch der Startschuss für weitere Tätigkeiten. „Oft ergeben sich bei Privatpersonen Folgeaufträge, die sie direkt mit den Jugendlichen ausmachen.“ Für die Auftraggeber ist die Vermittlung der Börse kostenlos.
Die Jugendlichen zahlen für die Aufnahme in die Kartei einmalig 5 Euro. „Die Anmeldegebühr dient dazu, dass sich nur die anmelden, die echtes Interesse an Jobs haben“, so Reuer. Wer einen Auftrag hat, meldet sich telefonisch oder per E-Mail beim Jugendtreff 114 auf dem Reinhardshof. Dessen Team sucht dann passende Jugendliche für die Aufgabe. „Mir ist zuerst wichtig, dass die Jugendliche für den Auftrag Zeit haben“, so Reuer. Sie kommuniziere ihnen klar, dass sie verbindlich zusagen müssen.
Der Mindeststundenlohn für die Jugendlichen beträgt sieben Euro. Oft zahlten sie Auftraggeber freiwillig mehr. Die Bezahlung erfolgt direkt vom Auftraggeber an die Jugendlichen. Aktuell sind vier Mädchen und elf Jungen zwischen 14 und 18 Jahren bei der Taschengeldbörse angemeldet. Die meisten von ihnen sind laut Reuer zwischen 14 und 16. Ab 16 Jahren würden sich die Jugendlichen oft lieber Ferienjobs im Handel oder der Industrie suchen. „Wir freuen uns über weitere Jugendliche, auch aus den Ortschaften“, sagte sie. Aktuell habe man aus diesen nur eine Anmeldung aus Reicholzheim. Alle anderen Jugendlichen kommen aus Wertheim sowie vom Wartberg und dem Reinhardshof.
Das Angebot der Taschengeldbörse hat neben der Möglichkeit, für die Jugendlichen Einnahmen zu ermöglichen weitere Ziele. Reuer zählt auf: „Stärkung des Selbstwertgefühls, sinnvolle Freizeitbeschäftigung, Förderung des Realitätsbewusstseins im Hinblick auf die Berufswelt, Akzeptanz und Verständnis zwischen den Generationen.“ Außerdem fördere sie die Integration. „Etwa die Hälfte der angemeldeten Jugendlichen hat Migrationshintergrund.“ Die Taschengeldbörse sei zudem ein Bestandteil der Kriminalitäts- und Suchtprävention. „Durch das Geldverdienen über die Taschengeldbörse nutzen die Jugendliche ihre Zeit sinnvoll und haben eine Möglichkeit, etwas für ihre Wünsche zu verdienen.“
Die Zahlen zeigen den Erfolg. Seit dem Neustart der Taschengeldbörse nach der Pandemie 2023 wurden 108 Jobs vermittelt. Von der Gründung 2003 bis 2020 waren es 4050. Hinzu kommen Folgeaufträge, die direkt vereinbart wurden und so nicht erfasst wurden.
Die Jugendliche freuen sich über die Möglichkeit der Taschengeldbörse: Amar Kuljaninovic (16) lebt seit fünf Jahren in Wertheim und ist seit etwa einem Jahr bei der Taschengeldbörse registriert. Aufmerksam wurde er auf sie durch die Werbung im 8er-Rat. Seine Motivation sei, Geld zu verdienen und Leuten zu helfen, sagte er.
Inzwischen hätte er über 100 Aufträge gehabt, vor allem Gartenarbeit. Die Mehrheit davon waren Folgeaufträge. Er helfe drei bis vier Leuten regelmäßig zwei bis drei Mal pro Woche im Garten. Daran gefällt ihm, dass man sehe, was man geschafft hat und wie es durch seine Arbeit schöner wurde. Durch seine gute Leistung und das Vertrauen der Kunden würde er oft mehr als den Mindeststundensatz bekommen, sagte er stolz.
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