Mondfeld. Seit 136 Jahren schon gibt es den Männergesangverein Sängerbund in Mondfeld. Er wurde 1887 gegründet. Doch beim Blick in die Zukunft des Vereins wird den Mitgliedern momentan etwas bange. Denn es fehlt ihnen an weiteren Sängern.
„Wir haben 15 Aktive zwischen 60 und 84 Jahren. Der Altersdurchschnitt liegt über 70 Jahre“, erklärt der stellvertretende Vorsitzende Fritz Ulshöfer im Gespräch mit den FN. Vorsitzender Wolfgang Runge, der den Chor aktuell auch leitet, freut sich, dass alle Sänger nach Corona wieder zu den Proben kamen. „Wir brauchen aber jüngere Sänger für die Zukunft des Chors“, betont er. Unbedingtes Ziel sei, diesen als Männerchor zu erhalten.
Ulshöfer räumt ein, man habe jahrelang versäumt, neue Sänger zu werben. Auftritte habe man wie viele Chöre meist an Liederabenden gehabt. „Da singen Chöre für Chöre und man gewinnt keine neuen Mitglieder“, so Runge. Einige Stimmlagen seien nun nur noch dünn besetzt. Deshalb setzt der Verein vieles daran, mit besonderen Aktionen neue Aktive zu werben, die noch dazu für Spaß sorgen sollen. So kamen die Sänger auf Idee, „gegen sich selbst“ Wetten abzuschließen. Der Clou dabei: Wenn sie verlieren, ist der Sängerbund der Sieger, denn er hat neue Mitglieder gewonnen.
2019 gab es die erste Maibaumwette: Damals ging es darum, dass mindestens 30 Sänger beim Maibaumaufstellen auf der Treppe der Maintalhalle gemeinsam „Im schönen Wiesengrunde“ singen. Es waren dann sogar 45. Im vergangenen Jahr lautete die Wette, der Chor werde es nicht schaffen, dass mindestens acht neue Männer zu acht Proben kommen. Leider habe der Sängerbund hier keinen Erfolg gehabt, bedauern die Verantwortlichen. „Wir hatten das falsch aufgezogen, da wir erst nach dem Maibaumfest begannen“, meint Ulshöfer.
Auch dieses Jahr gibt es wieder eine Wette: das „Projekt Maibaumsingen“. Der Verein wettet, dass es der Sängerbund Mondfeld nicht schafft, sechs Männer dazu zu motivieren, am Maibaumfest gemeinsam mit dem Chor zwei Lieder zu singen. Vorab lädt man Interessierte zu den Proben am Dienstagabend ein.
Beim ersten Treffen am Dienstagabend im Haus der Vereine konnten die Sänger schon einen ersten Erfolg verzeichnen. Vier neue Sänger fanden sich zur Probe ein und wollen mindestens bis 1. Mai (Ende der Wette) mitsingen. Alle vier sind Mitglieder der Guggemusik Möfelder Ortsdüdl. Einer von ihnen ist Franz Theis. „Wer spielen kann, kann auch singen“, stellte er fest.
Kooperation mit Kindergarten
Künftig will der Sängerbund Kooperationen wieder aufleben lassen und ausbauen. So arbeite man früher mit dem Mondfelder Kindergarten zusammen. So übernahm der Verein zu seinem 125-Jahr-Jubiläum 2012 die Patenschaft für das Gesangsprojekt „Felix“ im Kindergarten. Dabei geht es um die musikalische Erziehung der Mädchen und Jungen. Heute heißt das Angebot „Karuso“.
Der Männerchor trat bei den Kindergartenfesten 2013 und 2014 auf. „Danach ist die Kooperation leider eingeschlafen“, bedauert Runge.
Mit Blick auf das Bestehen des Chors wurde eine „Gedankenschmiede“ ins Leben gegründet, der neben Ulshöfer und Runge auch Gerhard Kaiser gehört. In einem Brief an den Kindergarten warb dieser für die Wiederbelebung der Kooperation und eine Zusammenarbeit beim Maibaumfest. Wie Ulshöfer weiter erklärt, wünsche sich der Chor, dass der Kindergarten bei den Vätern der Mädchen und Jungen für den Chorgesang wirbt. Schön wäre es, wenn Kinder und Väter gemeinsam singen würden.
Das Kindergartenteam um Leiterin Isabel Köhler zeigte sich offen für die Reaktivierung der Zusammenarbeit. Ein Projekt sei auch eine gute Öffentlichkeitsarbeit, betont sie. Zudem singe man in der Einrichtung sehr gerne mit den Kindern. „Es ist wichtig für deren Entwicklung.“ Man habe auch eine Vorbildfunktion, was das Singen angeht. Gut findet Köhler auch das Vorhaben, Kinder und Väter zum Singen zusammenzubringen: „Es ist immer schön, wenn etwas von Kindern und Eltern zusammen entsteht.“ Zudem stärke die gemeinsame Zeit beim Singen die Vater-Kind-Beziehung.
Wie Köhler weiter berichtet, besuchen momentan 30 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren die Einrichtung. Beim Maibaumfest werden die Kindergartenkinder ein Lied singen. Vorab lade man die Väter zu zwei Proben ein, mit den Mädchen und Jungen zu singen. Ziel sei es, dass beide gemeinsam am Maibaumfest auftreten. Bei den Proben will man auch Aktive des Männerchors mit einbeziehen.
Ulshöfer erinnert im Gespräch auch an die Schaltung von Kleinanzeigen, um für den Chorgesang zu werden. Sie standen unter dem Motto „Mann trau dich, geh singen.“ Profitiert hätten von der Aktion andere Chöre. Der Sängerbund selbst habe aber keine Mitglieder gewonnen. „Aber auch wir profitieren, wenn die Freude am Singen steigt.“ Generell sei dem Männergesangverein Mondfeld wichtig, im und außerhalb des Orts durch Aktionen im Gespräch zu bleiben. So soll auch das gemeinsame Singen im Dorf mit der Aktion „Mondfeld singt“, wiederbelebt werden. Es handelt sich um eine Art Wirtshaussingen, das aber nicht in der Wirtschaft stattfindet.
Man wolle den Klangkörper Männerchor auch deshalb langfristig erhalten, da es in der Region nur noch wenige von ihnen gebe, sind sich Runge und Ulshöfer einig. Ulshöfer betonte, jeder Mann sei willkommen. „Singerfahrung und Notenlesen sind nicht nötig.“
Neues Projekt des Sängerbunds ist die Unterstützung beim traditionellen „Doudemoo“-Austragens im Dorf. Das findet dieses Jahr am 18. März ab 12 Uhr statt. Am Dienstag kamen die Jugendlichen erstmals beim Gesangverein zusammen, um die Frühlingslieder zu proben. „Es waren auch Eltern dabei, unter anderem drei Väter“, berichtet Ortsvorsteher Eberhard Roth, der selbst im Chor mitsingt. Es soll noch eine weitere Probe geben. Männer aus dem Gesangverein werden am 18. März mit durchs Ort ziehen und die Jugendlichen stimmlich unterstützen.
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