Marktheidenfeld. Am Freitag gab die Stadt Marktheidenfeld bei einem Presserundgang Einblicke in den Zustand des Bads nach der Übergabe. Dabei informierten Bürgermeister Thomas Stamm, Christina Herrmann, Kämmerin der Stadt Marktheidenfeld und Jörg Suchanka, Geschäftsführer der Marktheidenfelder Bäder GmbH über den aktuellen Stand.
Bereits in den nächsten Tagen angegangen wird der Rückschnitt des etwas verwilderten Geländes und an den Parkflächen rund ums Bad. Erste Station des Rundgangs war das Freibad, das zuletzt 2020 in Betrieb war. „Man sieht hier deutlich, die Natur hat sich alles zurückgeholt“, sagte Stamm. In Sachen Wartung und Instandhaltung habe sich nichts getan, dies sei einer der großen Streitpunkte, ergänzte er. Suchanka zeigte auf, dass die Ein- und Auswinterung der Becken nicht nach den Regeln der Technik erfolgte. Zum Beispiel seien Eisdruckpolster falsch angebracht worden, was Schäden am Beckenrand begünstigte. An einigen Stellen sind Schäden an Fliesen zu erkennen.
Das Freibad wurde bereits 1983 eröffnet, vor 14 Jahren kam dann das Hallenbad dazu. Die Freibadtechnik stammt noch aus der Bauzeit, allein deshalb wird es hier Investitionsbedarf geben.
Gutachten über Schäden stehen noch aus
Auf die Frage nach den nötigen Investitionskosten bei Freibad und Hallenbadanlage mit Therme und Sauna sagte Herrmann, es seien noch einige Schadensgutachten offen, deshalb könne aktuell noch keine Summe genannt werden. Im Technikkeller des Freibads berichtete Stamm von der fehlenden Wartung seit vier Jahren. Die technische Prüfung erfolge noch. „Es ist offen, was noch zu retten ist.“ Er betonte weiter, gedanklich müsse man Freibad- und Hallenbadthematik trennen. Der Zustand der Freibadtechnik sei vor allem deren Alter geschuldet. Ein Betrieb hätte aber für einen besseren Zustand gesorgt und der hätte durch Interspa und das Folgeunternehmen erfolgen müssen. Die Priorität für eine Öffnung des Bades liege innen, da hier die Technik neuer ist. „Das ist aber alles noch offen, da Gutachten offen sind.“
Klar ist für die Gemeinde aber, das Bad soll wieder in Betrieb gehen. „Es wäre fatal zu sagen, wir machen hier nichts mehr“, so Stamm. Er gebe aber keine Prognose zu einem Betriebsstart ab. „Das wäre einen Tag nach der Übernahme zu früh.“
Im Sportbad in der Halle wurde erklärt, dass das Wasser in den Becken nicht umgewälzt und damit nicht gereinigt und gechlort wurde. Die Folgen sind deutlich erkennbar. Auf dem Becken befindet sich ein biologischer Film und Staub. Im Schwimmerbecken ist es grün. Suchanka berichtete von starkem Algenwachstum und beginnender Kahmhaut (einem Film aus Mikroorganismen). „Das Becken wurde sich selbst überlassen“. Das Wasser werde biologisch aktiv, da anscheinend die ganze Zeit keine Chlorung und Umwälzung erfolgte. „Warum dies nicht gemacht wurde, wissen wir nicht.“ Das Wasser müsse nun abgelassen und das Becken mit speziellen Anti-Algen-Mitteln gereinigt werden. „Damit sind zwei bis drei Mitarbeiter drei bis vier Tage beschäftigt.“
In den Duschen wurden teils neue Armaturen eingebaut. An allen Duschen sind die Verkalkungen durch das tägliche automatische Spülen deutlich sichtbar. Zu dieser Spülung wurde der einstige Betreiber aus Gründen der Legionellenvorsorge der Trinkwasserleitung per einstweiliger Verfügung verpflichtet. Suchanka berichtete, eine Ursache der Verkalkung sei, dass die Enthärtungsanlage nicht laufe und Marktheidenfeld sehr hartes Wasser habe. Die Duschen sehen gut aus, dennoch gebe es Instandsetzungsaufwand.
Insolvenz und die Folgen
Im September 2020 hat die Betreibergesellschaft des Wonnemar Insolvenzantrag gestellt. Im Dezember 2020 übernahm die Stadt einen Notbetrieb.
Im Januar 2021 löste die Stadt den „Heimfall“ aus, da die vertraglichen Verpflichtungen zum Bad nicht erfüllt wurden.
Seit vier Jahren läuft ein Rechtsstreit, der bis ans bayrische Oberste Landesgericht ging.
Im Januar 2024 erfolgte die Rückübertragung des Erbbaurechts an die Stadt Marktheidenfeld. Im Dezember 2024 gab es das Urteil über die Herausgabe des Bads beim Landgericht Würzburg. Die Herausgabe erfolgte am 15. Januar 2025.
Während des Rechtsstreits führte die Stadt zuletzt zweimal wöchentlich Kontrollgänge durch. So war der Zustand des Bads schon vor der Übergabe in Teilen bekannt.
Bürgermeister Thomas Stamm betonte, dass man für die entstandenen Schäden, seit der Heimfall ausgelöst wurde, Ansprüche geltend machen wird.
Für den Betrieb des Bades wurde bereits vor einiger Zeit die Marktheidenfelder Bäder GmbH gegründet. Sie gehört zu hundert Prozent der Kommune.
Deren Geschäftsführer Jörg Suchanka ist Fachangestellter für Bäderbetriebe und Betriebswirt. Er hat Erfahrung in der operativen und strategischen Geschäftsführung von Bädern und Erfahrung mit Krisenprojekten in der Branche. Am 1. Oktober 2024hat er die Geschäftsführung der Marktheidenfelder Bäder GmbH inne.
Aktuell ist die Gesellschaft auf der Suche nach Angestellten, Fach- und Führungskräften für den Bäderbetrieb sowie Service und Gastronomie. Es sind rund 40 Stellen zu besetzen. Bewerbungen können an die Marktheidenfelder Bäder GmbH im Rathaus der Stadt gerichtet werden. bdg
Im Freizeitbad war nicht immer Wasser im Becken. In der Therme sind alle Becken seit mehreren Jahren leer. Besonders problematisch ist dies für das Außenbecken und das damit verbundene Innenbecken. Beide sind nur durch einen Rollladen getrennt. Im Außenbecken sind unter anderem deutliche Wölbungen der Fliesen zu erkennen und weißer Belag. Hier ist sich die Stadt sicher, dass eine Generalsanierung nötig wird. Bei starkem Regen drückte Wasser und Schmutz vom Außen in das verbundene Innenbecken. Suchanka verwies unter anderem auf Schäden am Unterbau des Außenbeckens, so dass der Fliesenhalt nicht mehr gewährleistet sei. Man wisse nicht, wie groß die Zerstörung ist. „Es ist ein Schadensbild, dass man hätte verhindern können und müssen“, betonte er. Zu sehen sind auch Frost- und Spannungsrisse durch den fehlenden Druck des Wassers. Stamm ergänzte, schon kleine Maßnahmen wie das Abdecken des Außenbeckens hätten geholfen. Unklar sei, warum Interspa als Früherer Betreiber dies nicht getan hatte.
Die Sauna war vor einigen Monaten noch geöffnet. Sie ist laut Stamm scheinbar noch der am besten erhalten teil des Bades. Der Geschäftsführer der Marktheidenfelder Bäder GmbH ging im Technikbereich des inneren Bads auf deren Zustand ein. Lüftung und Heizungsanlage seien in Betrieb. Anders sieht es bei der Wassertechnik aus. Eine Wasserenthärtungsanlage sei wegen des kalkhaltigen Wassers zwingend notwendig. „Alle Pumpen der Umwälzanlage stehen still.“ An diesen und weiteren Teilen der Anlage befürchte man Schäden. Unbekannt sei auch der Status der Chlorungsanlage, wobei schon erste Schäden sichtbar sind. Kritik übte er auch am Gefahrstoffmanagement. Feuerwehrkommandant Bernhard Nees erklärte, dass flüssige Gefahrstoffe auf Auffangwannen stehen müssen. Diese fehle bei einigen Behältern im Technikkeller. Zudem wurden Säuren und Laugen zu nah beieinander gelagert. Würden sich diese durch einen Schadensfall vermischen, können giftige Dämpfe entstehen. Suchanka verwies außerdem auf Mängel bei der Gefahrstoffkennzeichnung.
Eine Million Euro im Haushalt 2025 vorgesehen
Zum weiteren Vorgehen hieß es, man ermittle die nötigen Investitionen. Es werde geklärt, welche Aufgaben die Stadt und welche deren Bädergesellschaft übernehmen werden. Im Haushalt 2025 sind 500 000 Euro netto für Investitionen und 500 000 Euro Zuschuss an die Bädergesellschaft vorgesehen. Bereits in den letzten Jahren habe man Rücklagen aufgelöst und an die eigene Gesellschaft übertragen. Diese sei gut aufgestellt. Ob die geplanten Investitionsmittel reichen, ober man einen Nachtragshaushalt braucht, ist offen. Auch der Rechtsstreit um Schadensersatz wird weitergehen.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/wertheim_artikel,-wertheim-jahrelanger-rechtsstreit-um-wonnemar-endete-_arid,2279472.html