Lindelbach. „An der Linde wird’s lebendig“ – so titelten im Juni 2019 die Fränkischen Nachrichten, als über das anstehende Bauvorhaben in Lindelbach berichtet wurde.
Eigens zum Zweck das interessante Projekt vorstellen, traf sich damals die Redakteurin mit dem Ortsvorsteher und den Investoren, allen voran Werner Schmidt vor Ort.
Schmidt war Inhaber der Firma LS Kunststofftechnologie, mit Sitz in Bettingen und Neuhaus am Rennweg. Als er sich in den Ruhestand verabschiedete, verkaufte er das Unternehmen an die Saint-Gobain-Gruppe. Mehr Freizeit führte bei Werner Schmidt zu mehr Engagement für das Dorf. „Ich bin hier geboren und wollte jetzt dem Ort etwas zurückgeben“, betonte Schmidt beim Treff 2019 gegenüber den FN.
2,5 Millionen Euro für Mehrgenerationenhaus
Für rund 2,5 Millionen Euro wollten Werner, seine Frau Sidonia und seine Tochter Laura mitten im Ort auf einem 1700 Quadratmeter großen Gelände ein Mehrgenerationenhaus bauen. Der Bauplan sah fünf Wohnungen mit mehr als 100 Quadratmeter, zwei kleine Zwei-Zimmer-Apartments und drei Dreiraumwohnungen vor.
In den drei Häusern, die miteinander verbunden sein sollten, würden Alt und Jung unter einem Dach wohnen, sich gegenseitig helfen und ergänzen. „Die Generationen zusammenzubringen“, das war Schmidts Idee dahinter.
Neuer Dorfmittelpunkt sollte entstehen
Doch die Investoren wollten noch mehr als günstigen und behindertengerechten reinen Wohnraum schaffen: Zusätzlich sollten Räumlichkeiten für beispielsweise Arzt, Friseur und Fußpflege gebaut werden, genauso wie ein 50 Quadratmeter großer Gemeinschaftsraum. „Mein Wunsch ist es, dass sich das Mehrgenerationenhaus zum Dorfmittelpunkt entwickelt“, sagte Werner Schmidt.
Dass die Lindelbacher nach anfänglicher Skepsis ganz angetan waren von einem neuen Dorfmittelpunkt, beteuerte damals Ortsvorsteher Egon Schäfer. Er sah die große Chance, in einem Dorf ohne Kneipe und Treff wieder eine soziale Mitte zu erhalten.
Im Juni 2019 wartete die Investorenfamilie noch auf eine letzte Genehmigung. Wenige Monate später sollte es mit den Bauarbeiten losgehen und Ende 2020 die ersten Bewohner einziehen. Doch alles kam anders. Denn die Familie Schmidt musste mit dem Tod von Werner Schmidt im August 2020 einen schweren Schicksalsschlag verkraften.
Schon zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Start der Bauarbeiten verzögert. Dann kam die Pandemie, die die Umsetzung solch eines Vorhabens recht schwierig machte. Ob der Tod von Werner Schmidt, die Pandemie oder nichtbewilligte Fördermittel die Gründe für die Verzögerung waren, ist nicht bekannt. Doch es scheint sich gar nichts mehr zu tun. Mehrfach versuchten die FN eine der Investorinnen zu erreichen und diese zu einer Aussage zu bewegen – egal in welcher Richtung. Denn auch für die Absage des Bauvorhabens hätte man scheinbar in Lindelbach durchaus Verständnis.
Keine Stellungnahmen zum Bauvorhaben
Nicht allerdings für eine Ungewissheit, in der man die Bevölkerung lasse. Doch von der Familie war trotz mehrfacher Versuche niemand bereit, mit den FN zu sprechen.
Auch Ortsvorsteher Egon Schäfer will zum ursprünglichen Bauvorhaben der Familie Schmidt derzeit keine Stellung beziehen. Jedoch gab er an, dass sich inzwischen bei der Bevölkerung Ärger nicht nur über die Ungewissheit des Bauvorhabens sondern vor allem auch über den Zustand der Fläche sich breit mache. Inhaber der „Wildblumenwiese“ direkt gegenüber der Kirche sei immer noch die Familie Schmidt.
Beim Bauamt der Stadt Wertheim nachgefragt, erreichte die Redaktion folgende Auskunft: „Für das von Herrn Schmidt privat geplante Mehrgenerationenhaus in Lindelbach wurde am 28. Januar 2019 eine Baugenehmigung erteilt. Es folgte die Genehmigung einer Tektur am 22. Januar 2020. Baugenehmigungen besitzen eine Gültigkeit von drei Jahren, demnach ist sie abgelaufen.“
Ob die beiden Investorinnen, Sidonia Schmidt oder die Tochter Laura inzwischen Kontakt zum Wertheimer Bauamt hatten, konnte die Stadtverwaltung nicht mitteilen.
Damit bleibt die Zukunft des Areals ungewiss – was für die Lindelbacher sicher kein befriedigender Zustand ist.
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