Bronnbach. Auf gute Resonanz stieß der Workshop zur Ahnenforschung beim Archivverbund Main-Tauber im Kloster Bronnbach. Wertheims Stadtarchivarin Anna Berger gab eine Einführung in die Grundlagen sowie Tipps für die Erforschung der eigenen Familiengeschichte.
„Wenn das Virus einen packt, kann man nicht mehr aufhören“, versicherte Berger am Ende des dreistündigen Workshops. Viele der Teilnehmenden konnten bereits über eigene Erfahrungen berichten. Dazu gehörte auch Günter Eisert aus Röllbach, der seine Familiengeschichte unter anderem mithilfe eines Ortsfamilienbuchs schon bis ins 15. Jahrhundert rekonstruiert hat. Nun will er noch einige Lücken über seine Vorfahren aus dem Main-Tauber-Kreis zu füllen.
Standesamtsregister und Kirchenbücher
Wie Kursleiterin Berger ausführte, gehören Standesamtsregister zu den wichtigsten Quellen. Diese gebe es allerdings erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, in Baden beispielsweise ab 1870. Für die Zeit davor stellen Kirchenbücher die wichtigste Quelle dar. Ortsfamilienbücher seien zwar nützlich, als Sekundärquelle aber mit Vorsicht zu genießen. Eine gute Quellenkritik sei grundsätzlich wichtig. Wer allem Geschriebenen – oder Gesagtem – blind vertraut, könne leicht auf eine falsche Fährte geraten. Am zuverlässigsten seien Standesamtsregister und Kirchenbücher. Einträge in Familienbibeln seien dagegen eher unzuverlässig. Übrigens: Sobald Unterlagen im Archiv eingelagert werden, sind diese frei nutzbar und für jedermann zugänglich.
Auf großes Interesse stießen die Tipps für eine gute Dokumentation. Die Quellen müssen so angegeben werden, dass der Erkenntnisprozess für Dritte nachvollziehbar ist. „Das ist das A und O. Denken Sie an die, die es später weiternutzen können“, erläuterte Anna Berger. Anhand einiger Beispiele demonstrierte sie die gängigsten Ahnenforschungsprogramme.
Wenn man nun eine gute Quelle gefunden hat, muss diese freilich erst noch gelesen werden. Anhand einiger Dokumente aus dem 19. Jahrhundert hieß es erst einmal, die Schrift zu entschlüsseln. Hierbei gilt generell: Übung macht den Meister. Je mehr man lese, desto schneller gewöhne man sich an die Schrift, so Berger.
Handschrift des Pfarrers spielt wichtige Rolle
Wie sich an den vorgelegten Auszügen aus Kirchenbüchern zeigte, spielen dabei aber auch die Handschrift und Sorgfalt des jeweiligen Pfarrers eine nicht zu unterschätzende Rolle. Von Vorteil ist, dass viele der damals gebräuchlichen Wörter heute noch verwendet werden und sich Aufbau und Struktur häufig wiederholen. Mit Vorsicht seien besonders nachträglich ergänzte Randvermerke zu genießen, warnte die Expertin. Wenn neben einem Geburtseintrag beispielsweise nachträglich ein Sterbedatum notiert ist, könne dies zwar ein wichtiger Hinweis sein, sollte aber immer durch eine zweite Quelle überprüft werden.
Neben dem Lesen der Handschrift gibt es auch Symbole, die für heutige Zeitgenossen nicht leicht zu verstehen sind. Dazu gehören Zeichen, die Zeitangaben betreffen. So wurde der Monat Oktober mit „8br“, der November mit „9br“ abgekürzt. Am Beispiel eines Heiratseintrags im Standesamtsregister Mondfeld von 1871 zeigte sich, dass ein Nachname in einem Dokument gleich drei verschiedene Schreibweisen enthielt. Dass in manchen Generationen die Vielfalt an Vornamen eher gering war oder Frauen teils nicht namentlich, sondern nur „Ehefrau von“ genannt wurden, kann die Sache weiter verkomplizieren.
Prüfung der Quellen ist sehr wichtig
Für die ersten Schritte auf dem Gebiet der Ahnenforschung gab die Expertin einige Tipps: Zunächst sollte man zusammentragen, was man schon alles weiß. Dazu gehören die eigenen Daten sowie die der Eltern und Großeltern. Hilfreich sind dabei vorstrukturierte Formulare wie Familiendatenblätter oder Stammtafeln. Auch elektronische Hilfsmittel wie Genealogie-Software können bei der Darstellung helfen. Man muss entscheiden, ob man sich von der Gegenwart Richtung Vergangenheit oder umgekehrt durcharbeiten will. Auch das Forschungsziel muss feststehen.
Besonders wichtig ist es, Erkenntnisse und Fundquelle genau zu dokumentieren. Zu den relevantesten Quellen gehören Standesamtsregister, Kirchenbücher oder Ortsfamilienbücher. Kirchenbücher können über die Pfarrämter oder kirchliche Archive eingesehen werden. Einblick in die mehr als 75.000 evangelischen Kirchenbücher kann man kostenpflichtig unter www.archion.de erhalten. Das katholische Pendant heißt www.matricula-online.eu.
Mit besonderer Vorsicht seien werbewirksame, kommerzielle Stammtafelseiten zu behandeln, betonte Anna Berger. Die darin verfügbaren Daten basierten häufig auf nicht verifizierten Quellen und sollten daher immer überprüft werden. Allgemein rät die Expertin dringend davon ab, seine Ergebnisse und eigene Daten ins Internet zu stellen.
Im zweiten Teil des Workshops am kommenden Freitag steht die Praxis auf dem Programm. Von 13 bis 16 Uhr können Interessierte mit Unterstützung der Archivmitarbeiter und Archivquellen ihre eigene Forschung vorantreiben. Anmeldungen sind möglich.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/wertheim_artikel,-wertheim-in-bronnbach-expertentipps-zur-ahnenforschung-kommen-gut-an-_arid,2335547.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/wertheim.html