Wertheim. „Der grüne Bogenschütze“ von Edgar Wallace sorgte bei der Premierenvorstellung der Wertheimer „GewölbeGaukler“ am Freitagabend im Convenartis-Keller für reichlich Spannung. Die Schauspielerinnen und Schauspieler fesselten das Publikum rund zwei Stunden lang mit Irrungen und Wirrungen.
Die „GewölbeGaukler“ des Kleinkunstvereins Convenartis führten ihr neues Kriminalstück in der Bearbeitung von Bernhard Hank Höfellner am Wochenende dreimal auf. Dabei waren sie genau in ihrem Element, auch wenn am Morgen der Premiere eine der Hauptakteurinnen krankheitsbedingt ausfiel. Prompt wurde die Besetzung umgestellt, was dem Stück einen ungewollten weiteren Spannungsfaden verlieh:
Der Nebel wabert gleichsam durch das imaginäre Gebälk des Gewölbekellers, als die „GewölbeGaukler“ Edgar Wallace huldigen und für manche die Zeit zurückdrehen, als Krimi und Grusel, bissiger Humor und schräger Slapstick über die schwarz-weißen Bildschirme der Nation huschten. Ein solches Szenario ist wie geschaffen für die altersgemischte Theatergruppe, denn es gilt wie in dem Stück die Losung: „Ich werde Ihnen ein Angebot machen, das Sie nicht ablehnen können.“ Es entspinnt sich eine Geschichte, bei welcher der kriminalistische Spürsinn der Schauspielgruppe ebenso gefragt ist wie die „Gruselfähigkeit“ des Publikums.
Allerlei schräge Gestalten beleben die Szenerie, wobei der Begriff „beleben“ während des Stücks wunderbar hinterfragt wird, gehen doch einige der Protagonisten nach und nach über den redensartlichen Jordan. Mittendrin im Geschehen bewegten sich Gestalten wie Gangsterboss Abel Bellamy, der in seiner befehlsgewohnten Art versucht, den Überblick zu behalten, die neugierige Reporterin Lee Holland, der italienische Möchtegern-Mafiosi Savini oder der gedichtverliebte Harry.
Die Reporterin will etwas zur Geschichte des „grünen Bogenschützen“ erfahren, erfasst, dass dies eigentlich schon 100 Jahre her und besagter Bogenschütze so eine Art Robin Hood ist. An Erkenntnis triefende Aussagen wabern durch das Gemäuer wie „Erhängen ist ein schrecklicher Tod, wenn man es richtig macht“. Der Geist des Bogenschützen erscheint alle zehn Jahre und holt nacheinander je einen Earl aus der Familie, immer mit einem grünen Pfeil. Der geschwinde Umbau von Szene zu Szene erfolgt live auf der abgedunkelten Bühne, unterlegt mit Liedern.
Die „Gaukler“ bringen die ganze Wirrnis mit ordentlich Slapstick, Wortwitz und Showeinlagen auf die Bühne. Das Ganze verwebt sich zu einem gruselig-kriminellen Theaterabend. Hingegen bleibt die Geschichte um den grünen Bogenschützen weiter im Dunkeln, auch nachdem jener mit einem grünen Pfeil einen der Protagonisten meuchelt. Kurze Ermittlungen scheuchen die Darsteller auf und die Frage „was tun“ wird mit „man trinkt einen“ beantwortet – eben auch in Anwesenheit des eben Dahingerafften.
Die Aufklärung des Falls des ermordeten Gefängniswärters läuft – oder zumindest das, was man dafür hält. Einige Fäden des dichten Gewirrs treten sichtbar zutage, andere wiederum trüben die zuvor gewonnenen Erkenntnisse so wie der imaginäre südenglische Nebel, der über den zentralen Rollen der Geschichte liegt. Eine der Darstellerinnen wird auf spektakuläre Art und Weise entführt und der grüne Bogenschütze mordet zum zweiten Mal, die unheimliche Erscheinung humpelt im Nebel davon, Angst macht sich breit.
Die Lösung des „humpelnden Bogenschützen“ erhellt die Szene, weitere Mysterien verdunkeln diese wiederum, zumal sich ein weiterer Darsteller ans Herz greift und vor aller Augen das Zeitliche segnet. Es gibt reichlich Durcheinander und schließlich reichlich hochverdienten Applaus für Simone Becker (Jim Featherstone), Juan Mendoza (John Wood), Regina Szymber (Harry), Elsa Mendoza (Stephen), Mirjam Kramer (Lee Holland/Mrs. Howett), Bernadette Latka (Mr. Howett), Stefanie Kern (Valerie Howett), Irina Hofmogel (Creager/Elaine Heldt), Nadine Schmid (Abel Belamy), Rainer Dreikorn (Savini), Stefanie Kuhn (Fay/Rezeptionistin) und Ute Sperling (Jackie Featherstone/Claudine Smith) sowie wie Bernadette Latka (Regie), Jürgen Heinzelmann, Hannes Unterweger und Hans Müller (jeweils Technik) und Richard Kramer (Souffleur).
Am Ende des tollen Theaterabends senkte sich der verhüllende Nebel über die verbleibenden Geheimnisse.
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