Haushaltsführung auf der Mess' - Standbetreiberin Christel Kilberg lebt in ihrem Wohnmobil ganz wie zu Hause

Im "fahrbaren Appartement" alles im Griff

Von 
Susanne Marinelli
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Als ganz normal empfindet Christel Kilburg ihren Haushalt, wenngleich dieser aus einem sieben Meter langen Wohnmobil und aus der Familienwohnung in Saarbrücken besteht. Momentan ist sie mit ihrem fahrbaren Geschäft auf der Wertheimer Michaelis-Messe vertreten. Da ihr Stand auch zur Mittagszeit geöffnet ist, schält sie die Kartoffeln fürs Mittagessen einfach vor Ort.

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Wertheim. Kochen, putzen, einkaufen, Wäsche waschen, bügeln - und das alles noch neben ihrer Arbeit. Für Christel Kilburg ist das kein Problem. Sie hat ihren Haushalt in Schuss, sagt sie nicht ohne Stolz. Das können sicherlich auch viele andere Hausfrauen von sich behaupten, welche die Doppelbelastung von Alltags- und Berufsleben erfolgreich unter einen Hut bringen. Doch die Saarbrückerin hat nicht nur einen Haushalt zu bewältigen. Bei ihr sind es zwei und ab und zu sogar drei. Denn wenn sie wie jetzt bei der Wertheimer Michaelis-Messe mit ihrem Stand vor Ort ist, ist ein Wohnmobil ihr gemütliches Zuhause. In ihrem "fahrbaren Appartement" ist alles "wie im normalen Haushalt auch", beschreibt sie im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten ihr rollendes Heim. Das hegt und pflegt sie ebenso wie an freien Tagen ihre Wohnung in Saarbrücken und zwischendurch auch das Wohnmobil, mit dem ihr Mann zu den Messen und Märkten unterwegs ist.

Christel Kilburg ist eine Marktfrau mit Leib und Seele. Schon seit 33 Jahren ist sie mit Staubsaugerzubehör auf Märkten oder Messen vertreten. Seit rund zehn Jahren baut sie ihren Stand auch auf der Wertheimer Michaelis-Messe auf. Diesmal war sie davor beim Herbstmarkt in Nürnberg. Erst wenn die "Werdemer Mess'" am Sonntagabend vorüber ist, fährt sie nach Hause. Dort trifft sie dann auch ihren Mann, der mit seinem Stand momentan in Ingolstadt Station macht. Die gemeinsame Zeit in ihren "festen" vier Wänden will Christel Kilburg auch zum Großreinemachen im Wohnmobil nutzen. Dann stehen solche Dinge wie Betten lüften und überziehen, Gardinen waschen und ein Großeinkauf auf dem Programm.

Es ist ganz normal

Einen großen Unterschied zu einem "normalen" Haushalt sieht die Messebeschickerin nicht. Für sie läuft in ihrem sieben Meter langen Wohnmobil "alles, wie im normalen Haushalt auch". Das gilt auch für die Ausstattung, wie die Standbetreiberin mit einer langen Aufzählung belegt. So muss sie weder auf ihr französisches Bett, auf die eigene Dusche und Toilette, die Gasheizung, die kleine Küchenzeile samt Gaskochfeld, den Fernseher oder die Kühl-Gefrierkombination verzichten. Lediglich eine Spülmaschine gibt es nicht. Doch die vermisst sie nicht, denn: "Der Abwasch ist schnell erledigt, das geht ruck-zuck". Auch die Waschmaschine hat Christel Kilberg bei ihren Touren nicht dabei. Diese ist in Saarbrücken "stationiert". Schließlich gebe es im Wohnmobil genug Stauraum, um immer ausreichend Kleidung mitzunehmen.

Wert legt sie darauf, in ihrem Haushalt - egal ob in der Wohnung oder im Wohnmobil - alles griffbereit zu haben. Entsprechend besitzt sie "alle Pfannen, alle Töpfe und alles, was es sonst so gibt, inklusive Kartoffelstampfer doppelt. Weiter betont sie: "Ich habe immer mein Porzellan und meine Gläser dabei." Denn Kunststoffgeschirr gefällt ihr gar nicht. Zum Essen zündet sie sich "ein Kerzchen" an, wegen der besonderen Atmosphäre. Und wieder betont Christel Kilburg: "Dann ist alles wie zu Hause."

Stets gerüstet ist die Wertheimerin auf Zeit auch, wenn die Familie ihren Besuch ankündigt. Bleiben ihr Mann oder die Kinder beziehungsweise Enkel über Nacht, richtet sie im Alkoven das "Gästezimmer" ein. Gekocht wird an diesen Tagen ganz nach dem Geschmack der Gäste. Das können Spaghetti mit Tomatensoße ebenso sein wie eine Kürbissuppe, Rouladen oder ein Braten.

Es wird gekocht

Aber auch wenn sie alleine ist, kocht sich die Saarbrückerin ihr Essen gerne selbst. "Zwischendurch" putzt sie am Stand dann beispielsweise Gemüse oder schält die Kartoffeln. Steht etwas auf dem Herd, huscht sie zum Umrühren schnell einmal in die Küche hinein. Und wenn sie keine Lust hat, dann bleibt die Küche einfach kalt, und sie geht essen. Auch hier ihr Kommentar: "Es ist alles so, wie in einem normalen Haushalt auch."

Ihren Tag beginnt Christel Kilburg mit einem gemütlichen Frühstück. Anschließend geht sie mit ihrem Hund Gassi und danach "zum Einkaufen ins Städtchen". In Wertheim liebt sie es besonders, im Bereich Leberklinge spazieren zu gehen. Das ist für sie eine wunderbare Erholung. Insgesamt ist sie voll des Lobes für die Wertheimer: "Das sind nette Leute, und der Markt ist hervorragend organisiert."

Große Anerkennung zollt sie in diesem Zusammenhang Marktmeister Manfred Lotz. Er kümmere sich nicht nur darum, dass alles passe. "Er hat auch das Herz am rechten Fleck."

Doch Christel Kilberg freut sich in Wertheim nicht nur über die gute Zusammenarbeit mit den Messe-Verantwortlichen. Sie mag es auch, nette Kollegen zu treffen, die man während der Saison nicht so oft sieht. Gerne lädt man sich dann einmal zum Kaffeetrinken oder auf ein Glas Wein gegenseitig zu sich nach Hause ein - in diesem Fall ins Wohnmobil oder in den Wohnwagen. "Das macht man ja sonst auch", betont die Standbetreiberin. Und noch eine andere Gemeinsamkeit mit anderen arbeitenden Hausfrauen hebt sie hervor: "Ich organisiere mein Leben richtig. Ohne das geht es nicht!"

Wenngleich sich Christel Kilberg in ihrem "fahrbaren Appartement" sehr wohl fühlt, ist für sie ihre "feste" Wohnung ihr Zuhause. Komme ihr Mann dagegen durch die Tür ihres Wohnmobils, sage er immer: "Ich bin daheim." Ganz pragmatisch schließt sie daraus: "Daheim ist einfach da, wo ich bin."

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