Der Biohof Joas in Dörlesberg produziert die Milch für seinen leckeren Käse selbst. Damit die Kühe auch gute Qualität liefern, ist einiges zu beachten und zu tun.
Dörlesberg. Traktorentuckern ist aus der Ferne zu hören. Zwei Katzenbabys spielen miteinander auf der Sitzbank. Zwetschgenkuchen steht auf dem hellen Holztisch, an dem Daniel Joas sitzt, zusammen mit seinen Eltern Anneliese und Fritz Joas. "Bevor wir in den Stall gehen, trinken wir immer noch einen Kaffee", erzählt Anneliese Joas. Der Treffpunkt am Nachmittag ist ein gepflegtes Familienritual.
Danach kümmern sich alle um ihre wertvollen Kühe. Die Tiere auf dem Joas-Hof liefern die Milch für einen leckeren Dörlesberger Bio-Käse. Doch ehe der bei den Kunden landet, ist vieles zu erledigen.
Morgens um halb sechs Uhr beginnt der Arbeitstag für Daniel Joas. Am frühen Morgen werden die Milchkühe erstmals gemolken, am Nachmittag dann noch ein zweites Mal. "Ein Rhythmus von zwölf Stunden ist am besten", erläutert der 29-Jährige. Und was passiert zwischen den Melkzeiten? "Eine Kuh muss fressen und wiederkäuen. Wartende Kühe sind nicht produktiv."
90 Kühe besitzen die Joas', 40 davon haben auf der sechs bis acht Hektar großen Weidefläche rund um den Hof ihr Fressen "vor der Nase". Die restlichen 50 werden im Stall gefüttert. Deren Futter wird am Abend immer erst frisch gemischt. Mit dem Schlepper düst Daniel Joas über den Hof in Richtung Silo. Dort warten die Grundzutaten für das "Menü": Gras und Mais. Die sind in dem Futtersilo verdichtet worden, so dass durch Gärung eine haltbare Silage entsteht. "Das ist wie beim Sauerkraut machen", sagt Joas.
Heikle Sache
Das Anlegen des Futtervorrats ist eine heikle Sache. Im Vorfeld musste der richtige Zeitpunkt zum Mähen der Pflanzen abgepasst werden. "Nicht zu trocken, nicht zu nass" dürfen sie sein, erläutert der Landwirt. Das ist das eine, um eine gute Silage zu erhalten. Das andere ist, dass das Pressen der Pflanzen im Silo möglichst luftdicht geschieht. Andernfalls entstehen Schimmelnester. Würden die Tiere solch verdorbenes Futter fressen, kann das zu Euterentzündungen führen.
"Gesundes Futter bedeutet gesunde Tiere", erklärt Daniel Joas. Dann kraxelt er auf einen Berg aus vergorenem Mais und Gras, deckt die Schutzplane auf und springt flugs wieder in die Fahrerkabine. Mit dem Frontlader greift er in die Silage und befördert sie in einen Futtermischwagen.
Jeden Tag werden laut Daniel Joas zwei Tonnen Silage an die Tiere verfüttert, das sind etwa 1000 Tonnen im Jahr. Hat der Silage-Berg im Laufe des Sommers abgenommen, so wird das Silo im Oktober nach dem letzten Schnitt wieder gefüllt sein.
Mit dem Wagen im Schlepptau geht es nun zur letzten Station. Dort wird dem Mais und dem Gras noch Kraftfutter beigemischt. Prinzipiell soll möglichst viel Energie für die Kuh schon im Grundfutter stecken. "Das ist das Tolle an der Kuh", sagt Joas, "ich geb' ihr Stroh, sie mir Milch."
Grundfutter
Der Anteil des Kraftfutters aus Erbsen und frisch zermahlenem Weizen liegt laut Joas bei etwa zehn Prozent. Dank der hohen Qualität des Grundfutters braucht es nicht mehr. Dass die stimmt, lässt sich auf Anhieb riechen. Die Silage verströmt einen nicht unangenehmen essig-süßlichen Geruch. Als "Sahnehäubchen" mischt Daniel Joas schließlich noch Mineralfutter und Salz bei, 100 Gramm pro Kuh. Dazu wird die ganze Melange mit etwas Stroh verdickt, das sei "für die Verdauung", merkt er an.
Warum könnten die Kühe aber nicht mit mehr oder gar nur Getreide gefüttert werden? Die Antwort von Daniel Joas: "Wenn ich die Kuh nur mit Getreide füttere, stirbt sie."
Jetzt erst ist das Futter "servierfertig", so dass der Dörlesberger mit dem Mischwagen nun in den Kuhstall fahren kann, wo er das Futter vor den wartenden Tieren ablädt. Es dauert nicht lange, und die Kühe kauen kräftig. "Die hauen sich richtig den Bauch voll", lacht Daniel Joas. Viel braucht es nicht, damit Kühe glücklich sind: "Futter, Wasser, Platz und Licht." Dass es dem Tier gut geht, könne man am glänzenden Fell und den sauberen Klauen sehen.
Untersuchung
Während die einen Kühe sich im vorderen Bereich des Stalles den Magen füllen, werden andere um ihre Milch erleichtert. Eine Stunde dauert es, bis die 35 Milchkühe durch die Melkstation geschleust sind. Zwei mal fünf Tiere passen in die Melkbox. Jede Kuh habe ein anderes Euter, sagt Daniel Joas, "und ein paar haben einen sturen Kopf". Während er erklärt, melkt er mit großer Schürze bekleidet jedes einzelne Tier einmal vor. Dazu ist er gesetzlich verpflichtet. Vor jedem Melken wird geschaut, wie wässerig und flockig die Milch oder ob sie gar blutig ist.
Je flockiger die Milch, desto mehr Zellen befinden sich in ihr. Die Anzahl an Zellen zeigt, wie gesund die Kuheuter sind. Hochwertige Milch der Güteklasse 1 hat maximal bis zu 300 000 Zellen pro Millimeter. Milchkühe vom Dörlesberger Biohof bewegen sich im Jahresdurchschnitt nur bis zu 250 000 Zellen pro Millimeter, so Joas. Der Landwirt betont: "Wir brauchen für ein gutes Produkt auch gute Milch."
Inzwischen zeigt die Uhr abends kurz vor Sieben an. Feierabend für Familie Joas.
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