Wertheim. Es ist ungewiss, ob das „Burgbähnle“ im nächsten Jahr noch Besucher zum Wertheimer Wahrzeichen bringen wird. Der Betreiber Oliver Wolters (Köln) sieht momentan keine Möglichkeit, die Rentabilität des Betriebs zu gewährleisten, nicht nur wegen der Corona-Krise.
Bei der Stadtverwaltung ist er deswegen vorstellig geworden. Offenbar ohne Erfolg: Der Gemeinderat lehnte in nicht-öffentlicher Sitzung eine Bezuschussung einmütig ab, wie die Fränkischen Nachrichten aus gut unterrichteten Kreisen erfuhren.
Demnach forderte Oliver Wolters für das laufende Jahr 28 000 Euro, für das nächste Jahr 60 000 Euro als Unterstützung. Wolters wollte gegenüber den FN keine Angaben zu den Summen machen und auch sonst nicht näher auf die Verhandlungen mit der Stadtverwaltung eingehen.
Die Burgbahn sei ein „sinnstiftender Linienverkehr“, der in Wertheim „die meisten Fahrgäste“ befördere – gerade im Vergleich zum Öffentlichen Nahverkehr in der Stadt. Die Linie auf die Burg sei „sinnvoll“, deswegen müsse man prüfen, wie man es schafft, sie langfristig zu betreiben, sagte er auf Anfrage.
Probebetrieb erfolgreich
Für den Rest des Jahres habe er beschlossen, mindestens an den Wochenenden im August und September Touren zum Wertheimer Wahrzeichen anzubieten. Nach einem Probebetrieb am 11. und 12. Juli habe er das so in Abstimmung mit Christiane Förster von der Tourismus-Gesellschaft entschieden. „Das Testwochenende war sehr gut“, resümiert Wolters. Die nächste Fahrt auf die Burg wird also am Samstag stattfinden.
„Wir sind in Wertheim ohnehin nur sieben Monate pro Jahr am Start“, erläutert Wolters die grundsätzliche Herausforderung für sein Unternehmen. Und das Geschäft in der Main-Tauber-Stadt laufe sehr schwankend. Er könne nicht einmal bestimmte Wochentage nennen, an denen es schlecht laufen würde.
Deswegen wolle er den Betrieb auch nicht für solche Tage einstellen, um Kosten zu sparen. Wertheim sei zum Vergleich zu seinen anderen Standorten unsicher. Wolters bietet ähnliche Bahnen zum Beispiel in Bad Kissingen und Coburg an.
Es sei auch nicht möglich, Kurzarbeit anzumelden. „Ich muss immer mein komplettes Equipment bereitstellen, und am Ende des Tages wird abgerechnet“, so Wolters. Er werde sich auf die Wochenenden konzentrieren und „am Ende des Jahres über alles Weitere entscheiden“. Um das Geschäft rentabel zu halten, müssen im Schnitt täglich mindestens 100 Personen das Angebot nutzen.
Kaum Schiffe
Der Stadtverwaltung habe er die aktuelle Situation erläutert und klargemacht, dass auf der derzeitigen Basis „kein Eigenbetrieb möglich“ ist. „Im Moment kommen kaum Schiffe“, beklagt er die Folgen des eingebrochenen Tourismusgeschäfts.
Hingewiesen auf die vielen Radfahrer, die derzeit unterwegs sind, entgegnet er: „Das ist nicht unser Klientel.“ Nutzer seien üblicherweise Leute, die sich Wertheim anschauen und, wenn sie eine Bahn entdecken, mit Leichtigkeit zum touristischen Highlight gefahren werden wollen. Wolters vermutet auch, dass es etliche Touristen gibt, die durch die Burgbahn überhaupt erst angelockt werden: „Viele Leute, die wir fahren, sind dankbar, dass sie problemlos hochkommen.“
Die Bahn an einer anderen Stelle als den Mainvorplatz zu positionieren, macht aus seiner Sicht kaum Sinn. Es habe schon „viele Ideen“ gegeben. Der Marktplatz jedenfalls komme nicht in Frage. Durch Fußgänger und die kompliziertere Streckenführung würde es zu Verzögerungen kommen, die den Halbstundentakt unmöglich machen. Der Takt würde sich auf 45 Minuten erhöhen. Wenn ein Fahrgast oben die Bahn verpassen würde, müsste er sich eineinhalb Stunden auf der Burg aufhalten. Viel zu lange, meint Wolters. Der Mainvorplatz sei auch wegen der ankommenden Schiffe strategisch günstiger gelegen.
Letztendlich aber sei das Angebot „derzeit betriebswirtschaftlich nicht darstellbar“. Um „nicht sang- und klanglos zu verschwinden“, wolle er die Fahrten vorerst nur am Wochenende anbieten. Ob es im nächsten Jahr dann weitergeht? Tendenz eher negativ. „Es werden Viele auf der Strecke bleiben, die auf die Burg wollen und dann nicht mehr können“, sagt er voraus. „Aber es reicht einfach vorne und hinten nicht“, so Wolters.
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