Wertheim. Bürgerinnen und Bürger der Innenstadt sehen die Einführung der Gelben Tonne als Ersatz für den Gelben Sack kritisch, da vielerorts der Platz zur Aufstellung fehlt. Das sowie die Müllthematik insgesamt waren erneut Thema in der Sitzung des Stadtteilbeirats Innenstadt am Montagabend im Arkadensaal.
Carsten Kempf wies darauf hin, dass die Gelben Tonnen nur in einer einheitlichen Größe verfügbar seien. Insbesondere Bewohnerinnen und Bewohner der Altstadt hätten erhebliche Schwierigkeiten, die Tonnen unterzubringen. Fachgebietsleiter Volker Mohr habe meinte, die Gefäße sollten auf dem eigenen Grundstück, im Haus oder im Keller gelagert werden, um Geruchsbelästigungen in der Öffentlichkeit zu vermeiden. Der Stadtteilbeirat schlug vor, Verschläge oder Boxen als Lagermöglichkeit zu nutzen. Entsprechende Anträge zur Aufstellung könne das Gremium sammeln und mit einer Bitte um Genehmigung an die Stadt weiterleiten.
Kempf schilderte insbesondere in der Hospitalstraße eine „katastrophale“ Situation, da viele Tonnen auf Gehwegen oder im Straßenraum stünden. „Jeder Eigentümer und Mieter ist verpflichtet, die Tonne aus dem öffentlichen Bereich zu entfernen“, betonte er.
Das Gremium hob hervor, dass die Einführung der Gelben Tonne eine Entscheidung des Kreistags gewesen sei. Stadtteilbeirat und Gemeinderat hätten darauf keinen Einfluss gehabt.
Die Sorgen der Anwohner
Mehrere Bürgerinnen und Bürger kritisierten, dass die Tonnen in der Hospitalstraße weiterhin auf den schmalen Gehwegen stünden, die zugleich als Schulweg genutzt werden. Zudem bestehe die Sorge, dass Tonnen durch Dritte falsch befüllt würden. In solchen Fällen würden die Gefäße nicht geleert, und die Besitzer müssten den fremden Müll selbst entsorgen.
Auch der Straßenverkehr werde durch die Tonnen beeinträchtigt, da sie in einigen Bereichen Parkflächen blockierten. Ein Vorteil der gelben Tonnen sei zwar, dass der Müll nicht mehr so leicht „verwehe“ wie bei den Säcken. Dennoch befürchteten Anwohner, dass künftig mehr Abfälle in der Natur landen könnten, wenn die Tonne nicht ausreiche.
Beiratsvorsitzender Boris Kellner erklärte, die Stadt Wertheim solle auf die Eigentümer einwirken, ihre Tonnen ordnungsgemäß zu verstauen. Das Ordnungsamt nehme sich des Themas an, doch das Verfahren sei aufwendig: Die Stadt müsse zunächst über den Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises (AWMT) die Besitzer ermitteln und könne erst danach Maßnahmen einleiten. Problematisch sei zudem, dass manche Eigentümer gar nicht mehr in Wertheim wohnen, ihre Tonnen aber nicht abgemeldet hätten.
„Das Ordnungsamt versucht, der Lage Herr zu werden. Doch mit der zusätzlichen Gelben Tonne wird das sicher nicht einfacher“, so Kellner. Der Stadtteilbeirat plane deshalb einen Informationsflyer, der einfach erläutern soll, wie die Tonnen korrekt gelagert werden können und welche Unterstützung die Stadtverwaltung anbietet.
Zudem wurde darauf hingewiesen, dass Hausgemeinschaften anstelle mehrerer Einzeltonnen auch gemeinsame Container beantragen können. Sei eine solche Lösung nicht beim AWMT gemeldet, erhalte jede Wohneinheit automatisch eine eigene Tonne. Ein Beispiel für eine funktionierende gemeinsame Entsorgung sei die Wohnanlage „Wohnen am Yachthafen“, erklärte Kellner.
Auch über den Schutz vor Fehlbefüllungen wurde beraten. Wichtig sei, dass Schlösser die Tonnen nicht beschädigen und sich beim Entleeren automatisch öffnen. Die Kontrolle des Inhalts erfolge über Gewicht und Kameratechnik, sodass jede Tonne eindeutig einem Besitzer zugeordnet werden könne. Weitere Kritikpunkte aus Bürgerschaft und Gremium betrafen lange Standzeiten von geleerten oder nicht entleerten Tonnen aufgrund fehlerhafter Befüllung.
Räum- und Streupflicht erneut im Fokus
Ein weiteres Thema war die Räum- und Streupflicht. Diese bestehe laut Kellner seit über 100 Jahren in Wertheim, werde aber häufig nicht eingehalten. Demnach müsse der öffentliche Grund einmal pro Woche bis Samstagabend auf einer Breite von 80 Zentimetern ab der Grundstücksgrenze gereinigt werden. Die gleiche Breite gelte für das Schneeräumen und Entfernen von Eis. Der Winterdienst müsse werktags einschließlich Samstag bis 7 Uhr, an Sonn- und Feiertagen bis 8 Uhr abgeschlossen sein. Bei Eisplatten sei der Einsatz von Streusalz erlaubt. Kellner wies auch darauf hin, dass überhängendes Grün ganzjährig zurückgeschnitten werden muss, wenn es den Lichtraum öffentlicher Wege einschränkt.
Bürger kritisierten, dass die Pflichten nicht überall eingehalten würden – insbesondere nicht bei öffentlichen Gebäuden und leerstehenden Häusern. In solchen Fällen erfolge keine regelmäßige Reinigung oder Schneeräumung. Wie Kellner betonte, müssen auch die Stadtverwaltung und die Stadtentwicklungsgesellschaft müssen ihren Verpflichtungen nachkommen. Bei Verstößen könne das Ordnungsamt Mahnungen aussprechen und Ordnungsgelder verhängen.
Stadtteilbeirat-Notiz
Wie in der Sitzung des Wertheimer Stadtteilbeirats informiert wurde, wird zum Thema Taubenhaus aktuell ein Flyer erstellt. Zwischen Rathausbrücke und Eisenbahnbrücke sollen an der Tauber neue Sitzgelegenheiten aufgestellt werden. Außerdem plant man einen Naschgarten in diesem Bereich.
Zur „Fahrradstadt Wertheim“ hieß es, die Stadtverwaltung arbeitet an Planungen für sichere Abstellmöglichkeiten. Ordnungsrechtlich müsse etwas gegen f´das Fahren mit Fahrrädern durch die Fußgängerzone getan werden, hat die Verwaltung laut Boris Kellner festgestellt. Mit Blick auf die Rattenproblematik in der Innenstadt wurden die Bürger aufgefordert, keine Abfälle über die Kanalisation zu entsorgen.
Der Beirat will Paten für die Pflege von Pflanzbeeten in der Kernstadt gewinnen. Mit einem Startbudget können diese das Aussehen der Beete verbessern. Zunächst werden alle Beete erfasst. Wer Interesse an einer Patenschaft hat, kann sich beim Stadtteilbeirat melden.
Bisher scheiterten Bemühungen von Stadtverwaltung und sonstigen Unterstützern, Händler zur Verbesserung der Nahversorgung in der Altstadt zu gewinnen. Alle erklären laut Stadtteilbeirat, die Kosten seien zu hoch und die Marge zu gering. Möglich wäre ein Betrieb nur mit massivem Zuschuss der Stadt, was aber aktuell nicht möglich ist. Aus Reihen der Bürgerschaft wurden ein Genossenschaftsmodell oder Automatenläden mit regionalen Produkten vorgeschlagen. Auch hierfür wurden bislang keine Anbieter gefunden.
Deutliche Kritik gab es an den E-Scooter-Lenkern in der Stadt. Diese würden auf Gehwegen, durch die Fußgängerzone sowie dicht an Leuten vorbeifahren und die Fahrzeuge trotz Verbots teils zu tritt gleichzeitig nutzen. Das Ordnungsamt müsse dringend handeln.
Bürger riefen den Stadtteilbeirat dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass bei allen Baumaßnahmen an gepflasterten Wegen mindestens Streifen geschaffen werden, die besser für Rollatoren und Radfahrer geeignet sind. Ein weiterer Bürgerwunsch waren Aschenbecher an Sitzbänken. In der Innenstadt liegen viele Zigarettenkippen auf den Wegen, hieß es. Kritisiert wurde die Vielzahl an Fahrzeugen, die in die Fußgängerzone der Altstadt fahren und dort parken. Kellner sagte, der Stadtteilbeirat fordere eine Abriegelung mit Pollern, die sich automatisch absenken, wenn ein berechtigtes Fahrzeug einfahren will. Dies sei technisch problemlos umsetzbar. bdg
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