Wertheim. Die Stadt Wertheim steht auch 2025 vor der anspruchsvollen Aufgabe, Geflüchtete in der sogenannten Anschlussunterbringung zu integrieren. Die Gründe für Flucht und Migration sind vielschichtig: Krieg, politische Verfolgung, Armut oder der Wunsch nach einer sicheren Zukunft bewegen Menschen weiterhin zur Ausreise, wie die städtischen Integrationsbeauftragten Helene Pilsner und Claudia Ühlein im Ausschuss für Verwaltung und Finanzen am Montag betonten.
Fluchtursachen und Verteilung
Die Aufnahme und Verteilung Geflüchteter ist in Baden-Württemberg gesetzlich geregelt. Nach Erstaufnahme und Unterbringung im Landkreis folgt die Zuweisung an Städte wie Wertheim – unabhängig von Herkunft oder Zusammensetzung der Familien. Die Stadt übernimmt damit Verantwortung für Unterkunft und Integration, obwohl sie die Personenzusammenstellung nicht steuern kann.
Ein entscheidender Integrationsbaustein ist laut dem Sachstandsbericht die dezentrale Unterbringung. In Wertheim verteilen sich die angemieteten Wohnungen über mehrere Stadtteile und Ortschaften, wodurch ein aktives Miteinander im Quartier gefördert werde. Aktuell wohnen demnach 175 Menschen aus verschiedenen Nationen, darunter Afghanistan, Ukraine, Syrien und die Türkei, in den vom Gebäudemanagement bereitgestellten Unterkünften.
Menschliche Perspektiven und Herausforderungen
Doch Integration endet nicht bei der Schlüsselübergabe. Das städtische Integrationsmanagement begleite die Neuankömmlinge während der ersten Jahre intensiv, hieß es. Beratung zu Schule, Kita, Spracherwerb, Ausbildung, Jobsuche oder auch Hilfe im Alltag seien Teil des festen Angebots. Für besonders schwierige Situationen gebe es zudem spezielle Hilfen – von Konfliktlösung bis zur Vermittlung an Ärztinnen, Therapeuten oder Betreuungsgerichte.
Die Jahresquote 2025 liege für Wertheim bei 104 Personen. Stand Oktober waren davon bereits 71 aufgenommen, in Summe mit Ergänzungen aus dem Vorjahr 84. Die Mehrheit der aktuell Zugewiesenen seien Familien aus Krisengebieten. Gleichzeitig zeigten viele langjährig Betreute inzwischen gelungene Integration: Arbeit, Schulbesuch und Selbstständigkeit schafften neue Perspektiven.
Innovation und Digitalisierung stärken Integration
Digitale Lösungen ergänzen das persönliche Engagement: Die kostenfreie Integreat-App versorge Zugewanderte in mehreren Sprachen mit wichtigen Informationen zu Ämtern, Gesundheit, Bildung und Alltagsfragen. Damit würden Verwaltung und Integrationsmanager entlastet; außerdem sorge die App für schnelle Orientierung und Zugänglichkeit von Hilfsangeboten – auch offline und unabhängig von Deutschkenntnissen.
Die Zusammenarbeit zwischen den Behörden und Ehrenamtlichen funktioniere vorbildlich. Regelmäßige Anpassung der Prozesse stelle sicher, dass Kapazitäten effizient genutzt und neue Bedarfe früh erkannt werden. Eine Prognose für die kommenden Jahre bleibe schwierig: Da Geflüchtete systembedingt oft erst nach zwei Jahren in der Anschlussunterbringung ankommen, reagiere das System mit Zeitverzug auf sinkende Zahlen bei Asylgesuchen.
Integration bleibt Gemeinschaftsaufgabe
Auch wenn der Trend bundesweit rückläufig erscheine – vor Ort spüre man die Effekte der Migration noch über Jahre. Verwaltung und Stadtgesellschaft stünden weiter in der Verantwortung, Teilhabe und Perspektiven zu sichern. Integration, so das Fazit der Verantwortlichen, sei dynamisch und gelingt am besten, wenn Verwaltung, Ehrenamt und digitale Helfer an einem Strang ziehen.
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