Sachsenhausen. Froh gelaunt flimmert er über die Mattscheibe - immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Ralf Zacherl ist der jüngste Sternekoch Deutschlands und einer der Ersten, der Kochsendungen im Fernsehen etabliert und zum aktuellen Boom verholfen hat. Seit 2002 ist der Botschafter des guten Geschmacks mit dem markanten Kinnbärtchen in diversen Kochshows präsent, coacht als "Küchenchef" Restaurantbesitzer oder gibt Hobbyköchen und Promis in der "Kocharena" den letzten Schliff. An Weihnachten aber zieht es den 42-Jährigen nach wie vor nach Hause, zur Familie in Sachsenhausen, wo seine Eltern das Gasthaus "Zum Engel" führen. Und diese Ruhepause in der Heimat genießt der Wahl-Berliner.
"Das Jahr war stressig", erzählt der Spitzenkoch. Drehs, Events, Kochkurse: Ralf Zacherl ist viel auf Achse in Sachen guter Küche. Rund um die Weihnachtszeit gönnt er sich aber eine kleine Auszeit. "Als Kind habe ich mich immer auf den Heiligen Abend gefreut", gesteht er. "Das war einfach toll, weil die ganze Familie zusammen war." Nach der Bescherung wird dann oft ausgiebig Karten gespielt. Denn schon am nächsten Tag müsse ja wieder jemand in der Küche stehen.
Was kommt bei Familie Zacherl auf den Tisch? Tradition wird großgeschrieben. "Bei uns gibt es die klassische Weihnachtsgans. Für die Klöße ist wie immer die Oma zuständig - mit ihren 82 Jahren." Während der Vater sich um das Festessen am 24. Dezember kümmert, beschenken Ralf und seine Schwester Jasmin, die ebenfalls Köchin ist, Mitarbeiter und Freunde bereits einen Tag früher mit einer Delikatesse: "Das Muschelessen gehört bei uns schon sei vielen Jahren zur Weihnachtszeit dazu."
Dabei bleibt Zacherl seinem Credo treu: Frische Produkte müssen auf den Tisch. "Die beste Ernährung ist, Frischware schmackhaft und lecker zuzubereiten und sich dabei nach der Jahreszeit zu orientieren. Dann ernährt man sich schon gesund." Doch genau das sei bei vielen verloren gegangen. Denn die industriellen Nahrungsmittel und -ergänzungen verstehe der Körper nicht.
Kochen ist für den Sternekoch Leidenschaft pur. Diese Lust bei anderen zu wecken - das ist für ihn Ansporn und Ziel. "In Deutschland wurde das Kochen jahrelang komplett aus den Augen verloren", kritisiert er. Wenn man frische Produkte nicht kenne, habe man auch keinen Bezug dazu. Und genau den wollen die Fernsehköche wieder herstellen. Und darin liegt seiner Meinung nach der Erfolg der vielen TV-Formate rund ums Thema Essen.
Geschmack ist subjektiv
"Geschmack ist immer etwas Subjektives", sagt Zacherl. Doch Show und Kochen lassen sich für ihn gut verbinden: Der Zeitdruck und die ungewohnte Umgebung sorgen für die entsprechende Nervosität bei den Profis - wie bei den "Küchenchefs" oder bei "Grill den Henssler". In der Show habe man, anders als in der Restaurantküche, keine Automatismen. "Und wenn einen dann noch ein paar Millionen Zuschauer auf die Finger schauen, ob man scheitert, ist die Anspannung umso größer." Aber Zacherl weiß: "Kochen lernt man nur in der Praxis, im Fernsehen kann ich lediglich ein paar Tipps geben." Doch ist er sich sicher: Die Shows werden die Zuschauer noch die nächsten Jahre begleiten.
Und auch ihn. Denn er hat viel Spaß dabei. Gerade bei der neuen "Kocharena", wenn er Prominente für ihr Kochduell mit Steffen Henssler coacht. Sein Ziel: Den Improvisationsprofi Henssler in allen drei Gängen mit den Kandidaten zu schlagen. "Bisher habe ich erst zwei Gänge geschafft", will Zacherl die harte Nuss knacken. Mit der - teils vernichtenden - Kritik der Jury kann er gut umgehen. "Da bekommt man ein dickes Fell." Und ein Augenzwinkern ist auch immer dabei. Denn allen ist klar: Der Zuschauer will unterhalten werden. "Aber wenn der eine oder andere dann zu frischen Produkten greift statt zum Fertigessen, hat es sich auf alle Fälle gelohnt."
Neben den Shows plant Zacherl gerade ein neues Projekt in Berlin: "Ein bisschen Kochschule, ein bisschen Event-Location." Das hat er sich für 2014 auf die Fahnen geschrieben. Die Realisierung einer solchen Event-Kochschule hatte er für die Main-Tauber-Region im Auge. Doch es habe sich nicht umsetzen lassen.
Nichts geworden ist es auch mit seiner Nominierung für die "Goldene Kamera" der Zeitschrift Hörzu. Er war einer unter 21 Fernsehköchen, für die das Publikum seine Stimme hatte abgeben können. Das hatte sich für Frank Rosin, Steffen Henssler und Horst Lichter entschieden. Enttäuscht ist Ralf Zacherl darüber nicht. "Es wäre eine schöne Bestätigung und Anerkennung gewesen", meint er. Schließlich war er schon 2006 in der engeren Auswahl. Nur Letzter sein wollte er nicht, feixt er .
Jetzt freut er sich erst mal auf ein paar ruhigere Tage in Sachsenhausen, bevor er im neuen Jahr mit neuen Projekten in der Hauptstadt durchstartet.
Und was zaubert der Fernseh-Koch ganz privat in der Küche? Der 42-Jährige liebt es vegetarisch und hat zurzeit die Kohl-Sorten für sich entdeckt. Nach dem Fest kommt bei ihm der Kürbis in den Teller, wie er sagt "schön scharf mit Zimt, Sternanis und noch ein bisschen Weihnachten".
Leckerer Gänsebraten
"Gänsebraten nach Großmutters Art" kommt an Weihnachten bei der Familie von Ralf Zacherl in Sachsenhausen auf den Tisch. Das Rezept dazu verrät der Starkoch den Lesern der Fränkischen Nachrichten.
Zutaten (für sechs bis acht Personen): eine junge Gans (zirka vier bis fünf Kilogramm), 300 Gramm gemischtes Backobst, ein Viertelliter trockenen Rotwein, zwei Zwiebeln, ein Apfel, ein halber Bund Beifuß, eine Bio-Orange, Salz, schwarzer Pfeffer, Küchengarn.
Zubereitung: Zunächst von der Orange die äußere Schale abreiben, danach halbieren und auspressen. Den Orangensaft mit Rotwein mischen und das Backobst darin mindestens sechs Stunden einweichen.
Die Zwiebeln schälen und mit dem Apfel in grobe Stücke schneiden. Die Gans zum Braten vorbereiten: Alle Federn und Federkiele entfernen. Die Gans innen und außen kalt abspülen, mit einem Tuch trocken reiben. Salz und Pfeffer mischen, die Gans außen und innen damit einreiben. Das Backobst auf ein Sieb geben (Flüssigkeit auffangen), mit Zwiebeln, Apfel und Beifuß mischen. Die Gans damit füllen, dann mit Küchengarn zunähen. Die Gans in einem Bräter mit der Brust nach unten in den auf 190 Grad Celsius vorgeheizten Backofen schieben. Nach 30 Minuten auf eine, nach weiteren 30 Minuten auf die andere Keulenseite und wieder nach 30 Minuten mit der Brust nach oben für weitere 50 Minuten legen. Wenn die Brust oben ist, den Backobstfond zugeben und alle fünf bis zehn Minuten die Gans damit einpinseln. Solange sie im Ofen ist, alle zehn Minuten das Fett abschöpfen und mit dem Bratenfond übergießen. Damit das ganze Fett ausbrät, die Gans unterhalb der Keulen mehrmals einstechen (dabei nicht in das Fleisch stechen, sonst könnte die Gans trocken werden).
Am Ende die Gans auf einen Rost legen und bei zirka 240 Grad 15 bis 20 Minuten knusprig backen. In der Zeit den Bratfond mit etwas Mondamin, Schokolade oder Lebkuchen binden. Die Gans tranchieren und schnell servieren.
Zu finden sind dieses uns weitere Rezepte von Starkoch Ralf Zacherl und seiner Kollegen im Internet unter der Adresse www.kochende-leidenschaft.de.
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