Wertheim. Der „World Cleanup Day“ fand am 20. September weltweit statt. In Wertheim gab es gleich zwei Aktionen, die beide die Tauber im Fokus hatten: Der Kanuverleih Main-Tauber lud in Kooperation mit Hizuna, einem von Christian Schindler geleiteten Projekt im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Bereich Main-Spessart, zum „Tauber Clean up“, bei dem die Teilnehmenden Kanu-Fahren mit Müllsammeln verbinden konnten. Die Ortsgruppe des Naturschutzbunds (Nabu) Wertheim schloss sich unter Federführung von Martina König und Werner Strasser der Initiative „Kipp it clean“ an, die weggeworfene Zigarettenkippen einsammelt.
Ein Autoreifen, ein kaputter Schuh, eine Eisenstange – das waren einige der Gegenstände, die die Kanuten bei der Ankunft am Bronnbacher Wehr stolz aus ihren Booten luden. Vielfach nutzten Familien die Gelegenheit, kostenlos Kanu zu fahren und dabei etwas Gutes für die Umwelt zu tun. Die Idee hatte Nick de Rikje, Geschäftsführer des Kanuverleihs, aus den USA mitgebracht, wo er einige Zeit in der Wildnis Wisconsins lebte. Wenn er mit seinen Kumpels auf den Flüssen Kanu gefahren sei, hätten sie immer Müll eingesammelt, einmal dabei sogar ein Schneemobil herausgezogen. Und auch hier gibt er seinen Kunden immer den Hinweis mit aufs Wasser: „Wenn ihr Müll seht, nehmt ihn mit.“ So entstand die Idee, ein spezielles „Tauber Clean up“ zu veranstalten. Das Interesse war groß. 80 Erwachsene und Kinder brachen an vier Startpunkten zwischen Gamburg und Wertheim auf, um jeweils einen Abschnitt zu säubern. Danach wurden sie mit einem gemeinsamen Mittagessen im Kloster Bronnbach für ihren Einsatz belohnt.
Die Feuerwehr war ebenfalls mit im Einsatz, um einen bereits im Vorfeld gesichteten großen aus dem Wasser Truckerreifen herauszuziehen. Die Aktion wurde durch viele Sponsoren, unter anderem Wertheimer Firmen, möglich gemacht.
„Wir profitieren hier in der Gegend stark vom Fluss. Für unsere Freizeit, aber auch wirtschaftlich und touristisch. Es wird Zeit, ihm etwas zurückzugeben“, fasst de Rikje seine Motivation für die Aktion zusammen, die idealerweise in Zukunft regelmäßig stattfinden soll. Außerdem könne man so dazu beitragen, dass man auch anderen ein tolles Freizeit-Erlebnis auf der schönen Tauber in einer müllfreien Umgebung ermöglicht.
Einen anderen Ansatz, der ebenfalls zu einem sauberen, müllfreien Tauber-Genuss beitragen soll, verfolgte die Nabu-Ortsgruppe. Sechsmal hat der Nabu bereits am „Cleaning day“ bei großen Aktionen das Ufer von Main und Tauber von der Main-Tauber-Halle bis zum Biergarten in Bestenheid gereinigt. Aber da an diesem Sonntag auch der Bürgerempfang stattfand, habe man nach einem kleineren, aber effektiven Projekt Ausschau gehalten, erklärte die Initiatorin Martina König. So sei sie auf die deutschlandweite Initiative „Kipp it clean“ gestoßen. Diese will Kommunen ermutigen, etwas gegen die herumliegenden Zigarettenreste allerorten, vor allem in der Natur zu tun. Nach Angaben der Initiative werden in Deutschland jährlich 106 Milliarden Zigaretten geraucht, deren Überreste zu zwei Dritteln auf dem Boden landen. Um so erschreckender, wenn man weiß, dass eine Kippe 7000 Schadstoffe enthält, die damit in die Umwelt gelangen, und die Zigarettenfilter außerdem aus schwer abbaubarem Kunststoff bestehen.
Die Frühaufsteher machten sich am Samstagmorgen daran, die Tauber entlang der Altstadt möglichst kippenfrei zu machen. Dabei waren sie sehr erfolgreich: zwei Fünf-Liter-Eimer waren anschließend voll. Nebenbei verteilten sie an Passanten Handzettel mit Informationen zur Umweltverschmutzung durch Zigaretten. Dies wurde von den Vorbeigehenden überwiegend sehr positiv aufgenommen. Manche machten offen ihrem Ärger über „die Schweinerei mit den Kippen“ Luft. Theoretisch, so König, gebe es in Baden-Württemberg ein Bußgeld bis zu 150 Euro für das unerlaubte Entsorgen der Glimmstängel. Aber es könne selten durchgesetzt werden. Besonders große Ansammlungen von Zigarettenresten fanden sich an Bänken ohne Mülleimer und auf dem Gelände des Tauberparkplatzes sowie unter der Odenwaldbrücke bei der Skateanlage. Die Aktion soll ebenfalls im nächsten Jahr fortgesetzt und ausgeweitet werden, etwa auf den Bereich der Altstadt.
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