Land und Leute - Lorenz Goldschmitt betreibt seit 50 Jahren eine Kelterei in Uissigheim / Ein Blick zurück auf sein Arbeitsleben

"Freundlich, fröhlich, fleißig"

Von 
Wolfgang Krug
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Sein "goldenes Kelter-Jubiläum" begeht in diesem Tagen Lorenz Goldschmitt (rechts).1962 begann er mit dieser Tätigkeit und steht immer noch gerne an der Presse.

© Wolfgang Krug

Uissigheim. Lorenz Goldschmitt aus Uissigheim feiert in diesem Herbst ein zweites "goldenes Jubiläum": Nach seiner goldenen Hochzeit mit Ehefrau Ilse im Oktober (die FN berichteten) blickt Lorenz Goldschmitt auch auf 50 Jahre Most- und Weinkelterei in Uissigheim zurück. In einem Gespräch gibt der 73-Jährige Einblicke in sein großes Hobby, das er im alten Lagerhaus der ehemaligen Raiffeisen-Genossenschaft in Uissigheim betreibt.

Auf die Frage, wie er zum Keltern gekommen sei, meint er, er habe früher viel seinen Vorgängern zugeschaut, wie sie Mostobst und Weintrauben pressten und wie der frische Saft der Äpfel und Trauben sehr gerne von den Leuten getrunken worden sei. "Ganz früher machten fast alle Leute daheim ihren Most und mosteten per Hand mit ihren Mostkeltern", erzählt Goldschmitt.

Von der Hand- zur Maschinenarbeit

Nach Gründung der Raiffeisengenossenschaft in Uissigheim Ende der 50er Jahre sei dann aus der reinen Handarbeit eine Mischung aus Maschinen- und Handarbeit geworden. Für die Menschen bedeutete es eine enorme Erleichterung, den Saft nicht mehr alleine durch eigene Kraftanstrengung pressen zu müssen.

Mit 18 Jahren besuchte Lorenz Goldschmitt 1957 und 1958 die zweijährige landwirtschaftliche Winterschule in Tauberbischofsheim. Ab 1961 wurde er öfters gefragt, ob er im Lagerhaus Uissigheim mithelfen könne. "Das Keltern eignete ich mir selbst an. Bei meinen Vorgängern Willi Arnold und Richard Berberich schaute ich des öfteren zu." In späteren Jahren leitete Goldschmitt in Uissigheim die Milchannahmestelle. Er arbeitete im Lagerhaus Uissigheim (ab 1970) und im Lagerhaus Eiersheim (ab 1974), und später auch im Lagerhaus Külsheim. In den Wintermonaten verdingte er sich als Waldarbeiter im Forst in Uissigheim und Gamburg.

1962 war für ihn ein besonderes Jahr - "ein Jahr vieler Anfänge", wie er sagt. Durch die Heirat mit Ilse Würzberger begann für ihn persönlich ein neuer Lebensabschnitt. Außerdem startete er seine Keltereitätigkeit in Uissigheim.

Die drei "f"-Wörter

Befragt nach seinem Arbeitsmotto im Berufsleben erzählt er von einem Ausspruch des früheren Leiters des Lagerhauses Külsheim, Alois Dahl. Der habe ihm einst gesagt, dass man als Arbeiter nach den drei "f"-Wörtern leben solle: "freundlich, fröhlich, fleißig". "Das habe ich auch in meinem Berufsleben immer beherzigt. Das Arbeiten in den Lagerhäusern in Uissigheim, Külsheim und Eiersheim hat mir auch immer sehr viel Spaß gemacht."

Leicht oder angenehm war die Arbeit allerdings nicht immer. Bei schönem und trockenem Wetter ist das Keltern eine besonders angenehme Tätigkeit. Wenn es aber regnet und nasskalt ist, ist es ungemütlich, hat man doch auch durch das ständige Saubermachen und Reinigen der Maschine und Tücher mit Wasser zu tun und wird nicht richtig trocken. "Damit ist die Garantie auf eine Erkältung größer. Es härtet aber auch ab und der Mensch wird widerstandsfähiger."

Aus einer langjährigen Erfahrung kann Lorenz Goldschmitt einige Tipps zum Keltern weitergeben: "Der Stapel der Maische, die in Tücher gewickelt ist, muss auf alle Fälle gerade sitzen und richtig eingepackt sein, sonst fließt der gute Saft daneben." Außerdem sei die Reinigung ist das A und O nach dem jeweiligen Keltervorgang. Alle Geräteteile sollte man gleich mit Wasser abspritzen und säubern.

Auch die Mitarbeit der Kunden ist in seiner Kelterei gefragt: "Die Äpfel werden zum Vorreinigen ausgeleert. Dann muss beim Auffüllen der Maische in die Tücher dazugeholfen werden, und anschließend muss man Sorge tragen, dass die Fässer und Behälter ordentlich abgefüllt werden. Nach der Abfüllung ist dann der Kunde für seinen Saft selbst verantwortlich."

Viel verarbeitet wurde vor allem in den 70er Jahren. Bis tief in die Nacht hinein wurden circa 700 Hektoliter Most und über 100 Hektoliter an Wein gepresst oder auch gekeltert, erinnert sich Goldschmitt. Danach gingen die Zahlen zurück. "Vor zehn Jahren waren es noch 300 Hektoliter Most und 25 Hektoliter an Wein. In diesem Jahr kann ich mit 200 Hektoliter an Most zufrieden sein, der Wein allerdings ging nochmal erheblich auf 12 Hektoliter zurück."

Zeichen der Zeit

Lorenz Goldschmitt sieht darin ein Zeichen der Zeit: Es wird weniger Most getrunken, daneben sorgen die großen Annahmestellen an den Lagerhäusern für schnellere Abwicklung des Kelterns. Ihm selbst mache es jedoch nicht so viel aus, wenn die Arbeit etwas weniger wird, "schließlich bin ich ja schon über 70 Jahre alt."

Auch nach seinem "goldenen Kelter-Jubiläum" möchte er noch einige Jahre weiter keltern, so lange es seine Gesundheit erlaubt. Schließlich macht ihm die Arbeit nach eigenem Bekunden immer noch sehr großen Spaß - so wie sicher auch vielen seiner treuen Kunden.

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