Wertheim. Wer am Samstag an der Aula „Alte Steige“ vorbeikam, der staunte nicht schlecht über die vielen auswärtigen Nummernschilder an den Autos. Der Grund, warum sich junge Menschen aus ganz Deutschland in Wertheim trafen: Der erste Wertheimer K-Pop-Contest mit über 100 Teilnehmern, veranstaltet von dem 2023 in Würzburg gegründeten Cast „MyMelody“ und unterstützt vom Förderverein Offene Jugendarbeit Wertheim. So entdeckte man, sobald man die abgedunkelte und durchgehend gut gefüllte Aula betrat, zahlreiche fantasievolle Kostüme, die vielfach an diejenigen angelehnt waren, die man aus der Cosplay-Szene kennt.
Dafür, dass dieses Ereignis in Wertheim stattfand, war Tanisha Konyova verantwortlich. Sie arbeitet im Jugendhaus Soundcafé und ist begeistertes Mitglied der K-Pop-Szene. Schnell fand sie in Markus Landeck, dem Leiter des Soundcafés, einen Unterstützer der Idee und der Umsetzung. So bekam das rund dreißigköpfige Team von „MyMelody“ die Möglichkeit, diesen Contest auszurichten. Neben Konyova waren die 21-jährige Yana Grünwald aus Aschaffenburg, der Wertheimer Enrico Ruppel sowie Alina Haudeck, Svenja Rau und Julia Franz hauptverantwortlich. Schnell ging die Idee über Instagram viral und schlug sofort ein.
Was ist K-Pop?
K-Pop ist ein Sammelbegriff für koreanischen Pop, in Südkorea auch Gayo genannt. Die Anfänge dieses Genres gehen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Allerdings unterdrückten die japanischen Besatzer die koreanische Kultur. Auftrieb bekam die Szene nach dem Zweiten Weltkrieg, als die amerikanischen Streitkräfte in ihren Konzerten westliche Musik ins Land brachten. Heute fließen Elemente von Rap, Rock und Techno mit ein.
Die meisten Teilnehmer sind zwischen 18 und 20 Jahre alt. „Das ist so die ‚Prime Phase‘ im K-Pop“, erklärte Grünwald. Das gesamte Altersspektrum erstreckte sich aber von 13 bis 32 Jahre. Meist sind es Tänzerinnen, die ihr Talent zeigen. Doch auch der ein oder andere männliche Tänzer ist dabei. Organisiert, etwa in einer Vereinsstruktur, sei die Szene nicht, so Grünwald. Die meisten würden sich als privater Freundeskreis regelmäßig zum Üben treffen.
Als Ergebnis dieser Treffs, das konnte man am Samstag sehen, kommen fröhliche Tänze heraus, bei denen der Zuschauer die Begeisterung der Vorführenden spüren kann. Einige Tänze erzählen eine Geschichte, andere versuchen verschiedene Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Die klassischen, etwas abgehackten Bewegungen, die man aus asiatischen Tanzvideos kennt, gehören ebenso dazu.
Teilnehmer kamen auch aus Dresden und Bremen
Der gesamte Tag war mit Wettbewerben in den Kategorien Einzel, Paar, Klein- und Großgruppe gefüllt. Die Teilnehmer, die unter anderem aus Bremen und Dresden anreisten, hatten die Wahl, entweder eine bestehende Choreographie zu covern oder eine eigene Choreografie vorzutanzen. Die einzelnen Beiträge durften dabei maximal vier Minuten lang sein.
Bewertet wurden die Darbietungen von einer dreiköpfigen Jury. Neben Konyova, deutsche Vizemeisterin im Hip Hop, gehörten ihr Alina Haudeck und Christine Heldt alias Chris von „Physical Funk“ an. Kriterien waren unter anderem Synchronität und Bühnenpräsenz, aber auch andere Aspekte, wie zum Beispiel das gewählte Outfit, spielten eine Rolle. Offizielle Vorgaben gebe es nicht, aber man habe sich an anderen Wettbewerben orientiert, berichtete Grünwald. Bewertet wurde nach Punkten. So holte sich bei der Siegerehrung unter anderem die Großgruppe „Belamour“ aus Hildesheim den Sieg. Zuvor hatte es noch einen „Random Play Dance“ gegeben, ein typisches Format der Szene, bei der jeder tanzen darf. „Wir wollten die Zuschauer einbinden und mussten außerdem die Zeit bis zur Siegerehrung überbrücken“, erklärten die Organisatoren.
Moderiert wurde die Veranstaltung sehr charmant von Larry Lian, der dies bundesweit bei Contests macht und sich über Instagram angeboten hatte. Die Finanzierung wurde durch Unterstützung des Fördervereins, Besuchertickets und Teilnehmergebühren ermöglicht.
„Wichtig war uns bei unserem Contest der Respekt füreinander“, betonte Grünwald. Und das funktionierte. Trotz der Contest-Dauer von über fünf Stunden waren die Reihen stets gut besetzt und es entstand keine Unruhe durch Herumlaufen oder Ähnliches. Jede Darbietung bekam ihren verdienten Applaus. Man merkte: Hier hält eine Community zusammen und will zusammen Spaß haben.
Es gibt auch bereits Zukunftspläne. Die Verantwortlichen hoffen, in Zukunft regelmäßig den Contest in Wertheim veranstalten zu können. Eventuell werde dann auch die Kategorie Gesang mit eingebaut. Denn danach hätten viele gefragt, erzählte Grünwald. So besteht die Hoffnung, dass sich die deutsche K-Pop-Szene auch im kommenden Jahr ein Stelldichein in Wertheim gibt.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/wertheim_artikel,-wertheim-erfolgreicher-erster-k-pop-contest-in-wertheim-_arid,2330990.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/wertheim.html