Naturkatastrophe

Erdbebenhilfe aus Wertheim

Das Erdbeben in der Türkei und Syrien überraschte die Menschen im Schlaf. Nour Altaameh und Furkan Hasdemir erfuhren per Whatsapp, dass ihre Verwandten Glück im Unglück hatten.

Von 
Katharina Buchholz
Lesedauer: 
Nour Altaameh (links, mit Tochter Limar) und ihr Vater Abdo halten über den Messengerdienst „Whatsapp“ Kontakt zu ihren Verwandten in Homs. © Buchholz

Wertheim. Der Klingelton seines Messenger-Diensts reißt Furkan Hasdemir am Montagmorgen gegen 6 Uhr aus dem Schlaf. Es ist eine Nachricht seines Cousins, der in der türkischen Stadt Sivas lebt und von einem Erdbeben berichtet. Noch weiß Hasdemir nicht, welche Ausmaße das Erdbeben hat. Er stellt die Nachrichten an.

„Der Tag war gelaufen“, erinnert sich Hasdemir. Denn während sein Cousin Glück im Unglück hatte und sich die Zerstörung in Sivas in Grenzen hält, sind Verwandte von Freunden und Bekannten aus Hasdemirs Fußballverein Türkgücü Wertheim stärker von der Naturkatastrophe betroffen. „Einige haben Familienmitglieder verloren oder wissen nicht, ob sie noch gefunden werden. Wir haben dann überlegt, was wir machen können.“ Entstanden ist die Spendenaktion des Fußballvereins Türkgücü Wertheim (wir berichteten), die nun erfolgreich ihrem Ende zugeht.

Am Mittwoch fuhren sieben Vereinsmitglieder die gespendeten Kleider, Hygieneartikel und Lebensmittel mit einem 40-Tonner und zwei Transportern nach Aalen. Von dort aus werden die Dinge nun nach Hatay in der Türkei gebracht. „Mehr als 50 Personen haben uns beim Einladen geholfen“, berichtet Sportdirektor Hasdemir stolz. Um helfen zu können, hatten sich die meisten Urlaub genommen, Überstunden abgebaut oder waren später zur Arbeit gekommen. „Wir sind den Wertheimer Firmen sehr dankbar, die das unkompliziert genehmigt haben.“ Ideen, selbst in die Türkei zu reisen, haben die Vereinsmitglieder verworfen. „Dort sind jetzt Spezialisten gefragt. Es ist sinnvoller, Geld zu schicken, als die Leute dort aufzuhalten“, unterstreicht Hasdemir.

Mit einem mit Spenden voll gepackten 40-Tonner Lastwagen starteten die Helfer des Fußballvereins Türkgücü Wertheim am Mittwoch in Richtung Aalen. © Türkgücü

Neben den Sachspenden sammelt der Verein deshalb noch bis Sonntag Geld, etwa 2000 bis 3000 Euro kamen bisher zusammen, die an eine Organisation überwiesen werden sollen.

Mit ihren Gedanken sind auch Nour Altaameh und ihr Vater Abdo bei ihren Landsleuten in Syrien. Zwei Schwestern des Vaters, seine Mutter und seine Nichte leben im westsyrischen Homs. Ihre Stadt war von leichten Beben betroffen. „Sie sind in der Nacht auf die Straße gerannt, um sich zu schützen“, berichtet Nour. Zunächst sei nicht für jeden klar gewesen, ob es sich bei den Erschütterungen um Naturgewalt oder um Bombeneinschläge handelt. „Sie sind mehrere Stunden im Freien geblieben, obwohl es sehr kalt war“, erzählt Nour weiter, die über „Whatsapp“ Kontakt zu ihrer Familie hält. Ihre Oma, die Tante und die Cousine leben nun in der Angst, dass ein weiteres Beben auch sie stark treffen könnte. Außerdem versuchten sie, den Betroffenen mit Spenden – etwa Decken oder Lebensmittel – zu helfen, auch wenn sie durch den jahrelangen Krieg im Land selbst nicht viel haben.

Mehrere Säcke mit Kleidern hat auch Abdo Altaameh in seinem Gemüseladen in der Brückengasse gesammelt. „Es ist ein komisches Gefühl, hier in Sicherheit zu sein und nicht wirklich etwas tun zu können“, räumt Nour Altaameh ein und ergänzt: „Hoffentlich kommt die Hilfe über die Türkei in Syrien an.“ „Ich bete für die Leute und hoffe, dass sie das überstehen“, sagt Abdo Altaameh.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten