Bettingen. Mit viel Witz, Tempo und einem Ensemble, das seine Figuren verinnerlicht hat, feierte der Kultur- und Heimatverein „Bettinger Hasenbühne“ am Wochenende in der Mainwiesenhalle Bettingen die Premiere der turbulenten Komödie „Neurosige Zeiten“ von Winnie Abel. Die ausverkaufte Halle lachte Tränen, spendete langanhaltenden Applaus und feierte die Darsteller für ihre mitreißende Leistung.
Das Stück spielt in einer offenen Wohngruppe der Psychiatrie Bettingen – einem Ort, an dem die unterschiedlichsten Persönlichkeiten aufeinandertreffen. Im Mittelpunkt steht Agnes Adolon (Sabine Spielmann), die sexsüchtige Tochter einer reichen Hoteldynastie. Als sich überraschend ihre Mutter Cécile (Ute Kerth) ankündigt, gerät Agnes in Panik: Die Mutter glaubt, ihre Tochter lebe in einer luxuriösen Villa – und nicht in einer Klinik!
Nun ist Kreativität gefragt und schnell eine Lösung gefunden: „Tut doch mal ein paar Tage so, als wärt ihr ganz normale Leut‘.“ Das ist vielleicht leichter gesagt als getan. Der menschenscheue Willi (Ingo Nenner) wird zum Hausmeister, der zwangsneurotische Hans (Dominik Nenner) mimt Agnes‘ Lebenspartner, und die liebeskranke Stalkerin Marianne (Tanja Barnik) wird kurzerhand zur Haushälterin ernannt. Die manisch-depressive Künstlerin Desirée (Sandra Kuch) wird zur großen Berühmtheit. Von alldem wissen Dr. Dr. Schanz (Hendrik Nenner) und der „Durchgeschepperten Walldorf-Rolf“, der Beschäftigungstherapeut, (Marcel Klüpfel) natürlich nichts und versuchen verzweifelt die sich noch seltsamer verhaltende Wohngruppe unter Kontrolle zu bringen.
Immer mehr Durcheinander endet in der Zwangsjacke
Doch das ist noch lange nicht genug, das Chaos nimmt seinen Lauf, als weitere Besucher in die Szene stolpern. Eine hartnäckige Tupperware-Vertreterin (Jessica Nenner), wird fälschlicherweise für Agnes Mutter gehalten und von Willi übel mit der Tür erwischt. Die Wohngruppe glaubt, sie umgebracht zu haben und versucht Herr der Lage zu werden und wörtlich alles unter den Teppich zu kehren. Die neugierige Boulevardreporterin Fritzi (Rebecca Tessmer) überredet dann noch den schmierigen und umschwärmten Schlagersänger Hardy Hammer (Alexander Zastrow) für eine Titelstory als Mutprobe eine Nacht bei seiner Stalkerin Marianne in der Psychiatrie zu verbringen. Dr. Dr. Schanz wird für Agnes Mutter zum Patient „Irre Ingo“ erklärt, was zu noch mehr Durcheinander führt und für sie in der Zwangsjacke endet. Nach einer ereignisreichen, für manche eher schlaflosen Nacht kommen nun gut gehütete Geheimnisse ans Licht – und am Ende bleibt nur noch die Frage: Wer ist hier eigentlich verrückt?
Mit sichtbarer Freude am Spiel entführte das Ensemble die Zuschauer in ein Feuerwerk aus Situationskomik, Verwechslungen und skurrilen Begegnungen. Die Schauspieler der Bettinger Hasenbühne verstanden es meisterhaft, den feinen Humor Winnie Abels mit viel Herzblut auf die Bühne zu bringen. Jeder verkörperte seine Rolle mit viel Liebe zum Detail und grandiosem Mienenspiel. Egal ob dies Ingo Nenner als stotternder, schüchterner Willi, der tiefenentspannte und bastelliebende Therapeut Rolf, die meist extrem gut gelaunte Künstlerin Desiree oder gespickt mit viel zweideutigen Wortwitz die sexsüchtige Agnes waren.
Tosender Applaus für Bettinger Schauspieler
Das Publikum zeigte sich begeistert und würdigte die gelungene Premiere mit tosendem Beifall. Die „Bettinger Hasenbühne“ bewies mit dieser Aufführung einmal mehr, dass sie mit Leidenschaft, Kreativität und Humor Theater auf höchstem Laienniveau bietet. „Es war dieses Mal schauspielerisch schwieriger als bei anderen Lustspielen“, erklärte Regisseurin Sabine Spielmann. „Jede Figur hat eine besondere, nicht gerade gewöhnliche Art.“ Die Zuschauer brachten es nach der Vorstellung auf den Punkt: „So viel gelacht haben wir schon lange nicht mehr!“ Andere meinten: „Eines der besten Stücke, das die Hasenbühne je gespielt hat.“
Wer die Premiere verpasst hat, sollte sich die kommenden Aufführungen in der Mainwiesenhalle Bettingen nicht entgehen lassen. Denn eines ist sicher: Diese „Neurosigen Zeiten“ sind Balsam für die Lachmuskeln – und vielleicht auch ein kleiner Spiegel unserer eigenen Macken. Restkarten gibt es für die beiden Aufführungen am 24. und 25. Oktober – erhältlich unter 09342/22445 oder an der Abendkasse.
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