Konzert - „Djangology“ begeisterte im Schlösschen mit traditioneller französischer Gypsy-Musik nach Art des Django Reinhardt

Ensemble brillierte mit virtuoser Kompetenz

Von 
Rainer Lange
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Das Ensemble „Djangology“ gastierte im Schlösschen Hofgarten. © Rainer Lange

Wertheim. „Ein gediegenes Konzert“ – dies erwarteten viele Besucher am Freitagabend bei „Jazz im Schlösschen“. Das Ensemble „Djangology“ bescherte ihnen viel mehr: Traditionelle französische Gypsy-Musik, unverwechselbar geprägt vom legendären Begründer des europäischen Jazz der dreißiger und vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts, Django Reinhardt, versetzte viele Zuhörer in eine schöne Zeit, nämlich ihre Jugend, zurück. Und das auf allerhöchstem musikalischen Niveau.

An der Sologitarre brillierte Hyun-Bin Park, Klarinette spielte in bewundernswerter Weise „Mr. Clarino“ Matthias Ernst, das stabile Rhythmus-Fundament garantierten Roland Wondra (Gitarre) und Alexander Fuchs (Kontrabass). Das Ensemble fühlt sich der Tradition des französischen Gypsy-Jazz verpflichtet, den Django Reinhardt (1910 bis 1953) aus dem New-Orleans-Jazz der 1920er Jahre, den französischen Walzern und der traditionellen Spielweise der Sinti zu einem neuen, unverkennbaren Musikstil verschmolz.

Markante Betonungen

Neben der jazztypischen Rhythmik sind es neue, ungewöhnliche Akkordeffekte und Stimmungen, die das Besondere dieser Musikrichtung ausmachen. „Our Love is here to stay“ von George Gershwin leitete den Swingabend ein, der bestimmt war von unnachgiebigem Walking-Bass-Drive, markanten Betonungen kontrastierender Klangfärbungen und spielerisch-virtuoser Kompetenz in allen dynamischen Variationen und Tonhöhen.

Mit der Sologitarre erklang streckenweise ein ganzes Mandolinenorchester, wie zum Beispiel beim feurigen „La Gitane“ von Angelo Debarre. Der „Swing Valse“ von Gus Viseur verbreitete südländisches Flair, bei „For Sephora“ ließen kokette Duette zwischen Klarinette und Sologitarre immer wieder schmunzeln.

Viele erfahrene Jazzkonzertbesucher waren geneigt, nach den vielen gekonnten Soloimprovisationen zu applaudieren; allerdings hätten die Zwischenapplause für Gitarre und Klarinette dann kaum aufgehört, so dass man bevorzugt die Kontrabasseinlagen immer mit Beifall bedachte und dem Ensemble als ganzem nach den einzelnen Stücken, dann aber reichlich, und zum Schluss auch im Stehen applaudierte.

Wie aus einem Guss

Überraschende Entdeckungen konnten die Zuhörer immer wieder machen, so bei der Radetzkymarsch-Parodie in „Lady Be Good“ von George Gershwin oder in den Zugaben, die bekannte Klezmermelodien wie „Bei mir bist du schön“ enthielten.

Eines der schönsten Stücke des Abends war für viele Zuhörer sicherlich „Wintertime“ des Klarinettisten Matthias Karl Ernst, der nicht nur wunderschöne Melodien vorgesehen hatte, sondern diese auch höchst gefühlvoll und voller Emotionen präsentierte und improvisatorisch äußerst kunstvoll verfeinerte. Seine Kollegen folgten dieser Intention auch und gerade bei diesem Stück wie aus einem Guss.

Flotte Zugaben

Zwei flotte Swing-Zugaben und lang anhaltender Applaus standen am Schluss des vielfach faszinierenden Abends „Jazz im Schlösschen“ mit dem Ensemble „Djangology“.

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