Frankenland-Jugendherberge - Einrichtung in der Main-Tauber-Stadt schließt am 31. Dezember ihre Pforten

Ein neuer Standort wird nun gesucht

Von 
Susanne Marinelli
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Die Frankenland-Jugendherberge in der Alten Vockenroter Steige in Wertheim schließt am 31. Dezember ihre Pforten. Wie die Verantwortlichen des Deutschen Jugendherbergs-werks, Landesverband Baden-Württemberg, mitgeteilt haben, soll in der Main-Tauber-Stadt an anderer Stelle eine neue Jugendherberge eingerichtet werden.

© B. Müller

Wertheim. Eine schlechte und eine gute Nachricht gab es gestern vom Deutschen Jugendherbergswerk (DJH), Landesverband Baden-Württemberg. Die Schlechte: Die Frankenland-Jugendherberge in der Main-Tauber-Stadt schließt am 31. Dezember ihre Pforten. Die Gute: Der Standort Wertheim soll beibehalten und eine neue Jugendherberge an anderer Stelle gebaut werden. Bei der Suche nach einem passenden Gelände oder bereits bestehenden Gebäude in Innenstadt- und Radwegnähe wollen die Verantwortlichen von DJH und Kommune eng zusammenarbeiten, wie Geschäftsführer Karl Rosner und Oberbürgermeister Stefan Mikulicz auf Nachfrage der FN betonten.

Am 6. Juli 1930 wurde das Haus an der Alten Vockenroter Steige seiner Bestimmung übergeben. Nun ist die Einrichtung in die Jahre gekommen. Um die Jugendherberge "in einen modernen und zukunftsfähigen Standard zu versetzen", wäre ein hoher Investitionsaufwand notwendig, so die Verantwortlichen. Angesichts von rund 7500 Übernachtungen jährlich und somit einer Auslastung der 99 Betten von zirka 20 Prozent rechne sich ein finanzielles Engagement aber nicht. Zur nicht gerade "prickelnden" wirtschaftlichen Entwicklung komme hinzu, so Rosner, dass sich Herbergsleiterin Elke Sigmund beruflich verändern wolle. Nachdem sie zehn Jahre lang das Haus in Wertheim "mit viel Engagement und Einsatz" geführt habe, sei nun der Arbeitsvertrag mit ihr zum Ende des Jahres aufgehoben worden.

Noch kündigen müsse man wegen der Betriebsauflösung den in der Jugendherberge beschäftigten beiden Aushilfen und dem Hausmeister, bekannte Rosner. Wie er versicherte, suche der DJH-Landesverband nach einer einvernehmlichen Lösung. In eine der Jugendherbergen in Creglingen oder Walldürn werde die noch für April 2013 in Wertheim geplante Lehrerfortbildung verlegt.

Wie Rosner weiter sagte, sei der Beschluss zur Schließung und zum Verkauf des 3378 Quadratmeter großen Geländes samt Gebäude (Nutzfläche über 1000 Quadratmeter) vom Vorstand in dessen November-Sitzung gefasst worden. Diese Entscheidung sei diesem nicht leicht gefallen. Doch müsse man neben den finanziellen Belangen auch die örtlichen Gegebenheiten beachten.

Habe es in der Anfangszeit der Jugendherberge Frankenland kaum Nachbarn gegeben, sei die Einrichtung nun von Wohnbebauung umgeben. Selbst das Nachbargrundstück, das der DJH-Landesverband vor einigen Jahren für eine Erweiterung habe erwerben wollen, sei mittlerweile bebaut. "Das verträgt sich nicht", stellte der Geschäftsführer mit Blick auf das umliegende, attraktive Wohngebiet fest. Die Jugendherberge "ist zu eingeengt", eine Weiterentwicklung an dieser Stelle somit nicht möglich.

Schon seit einigen Jahren versuche der Verband deshalb, sich in Wertheim neu auszurichten. Eine Idee sei sogar gewesen, die Burg zu nutzen. Das sei aber schon allein aus finanzieller Sicht nicht umsetzbar.

Aus Rosners Sicht ist die nun getroffene Entscheidung "ein klares Bekenntnis zu Wertheim, aber nicht zum jetzigen Standort". Nun gelte es, gemeinsam mit der Stadtverwaltung in die "Suchrunde" zu gehen und schnellstmöglich fündig zu werden. Der Geschäftsführer: "Mittelfristig müssen wir das in drei, vier, fünf Jahren hinbekommen."

"Wertheim ist gut"

Denn für Karl Rosner steht außer Frage: "Man gibt nicht einen Standort auf, der Wertheim heißt. Der Name klingt schön und es handelt sich um die nördlichste Stadt in Baden-Württemberg", geriet er ins Schwärmen: "Wertheim ist gut" und "die Landschaft ist schön". Mit einer neuen Jugendherberge, die sich in entsprechender Lage befindet und über 140 bis 150 Betten verfügt, "bekommen wir einen ,Leuchtturm in der Region' hin."

Damit dürfte der DJH-Vertreter Oberbürgermeister Stefan Mikulicz sicherlich aus dem Herzen gesprochen haben. Dieser war sehr froh über die Nachricht, dass die Stadt Jugendherberge-Standort bleiben soll. Wie er versicherte, habe ihm das Karl Rosner in einem Gespräch "sehr überzeugend" vermittelt. Mit Rosner teilte der OB die Meinung, dass das neue, nach modernen Gesichtspunkten konzipierte Haus ein "Anziehungspunkt" werde. Auch sei die Nachfrage nach Übernachtungen in Jugendherbergen weiter steigend. Nun gelte es, ein passendes Grundstück oder ein Gebäude in einer touristisch attraktiven Nähe der Altstadt und des Radwegs zu finden. Bedauert wurde von Mikulicz, dass h zwischen der Schließung und der Neueröffnung eine zeitlich noch nicht abzusehende Vakanz liegen werde. Doch "diese müssen wir akzeptieren. Und wenn wir etwas Neues bekommen, dann ist das etwas Gutes."

Visionen und Modelle dazu, wie das Ganze aussehen könnte, habe er schon, bekannte Karl Rosner. Verraten wollte er sie aber noch nicht, weil noch nichts genehmigt sei. Fest stehe für ihn aber, das Gelände "muss auf jeden Fall in der Kernstadt sein". Die Altstadt und der Bahnhof sollen einfach zu Fuß erreichbar sein.

Im Hinblick auf die künftige Ausstattung der Jugendherberge sprach der Geschäftsführer von in der Mehrzahl Zwei- bis Vierbettzimmern sowie einigen Sechsbettzimmern für Gruppen oder größere Familien. Den Trend bei Modernisierungen und Neubauten entsprechend sollen alle über eine Dusche und ein WC verfügen. Ausgearbeitet werden soll für die neue Einrichtung nach Rosners Meinung auch ein "eigenes Profil". Als mögliche Schwerpunkte nannte er beispielhaft die Bereiche Internationale Begegnungen, Kultur, Ökologie oder Sport. Gerade was letzteres Feld anging, konnte er sich eine Kooperation mit Vereinen im Taubertal, ein auf die sportlichen Gäste abgestimmtes Ernährungsangebot oder spezielle Abstellflächen für deren Sportgeräte (Fahrräder oder Kanus) vorstellen.

"Die Profile definieren sich sehr stark über die jeweiligen Programmangebote eines Hauses", erklärte der DJH-Mann. Außerdem müsse man sehen, "was der Stadt Wertheim wichtig ist".

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