Ausstellung

Ein Markt voller Vielfalt und Kreativität

Kunsthandwerker präsentieren bei „Unikat sucht Liebhaber“ im Kloster Bronnbach einzigartige Stücke

Von 
Nadine Schmid
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Wertheim. „Es ist unglaublich, welche Vielfalt und Kreativität hier vorhanden ist“, meinte eine Besucherin beim Schlendern durch die diesjährige Kunsthandwerk-Ausstellung „Unikat sucht Liebhaber“ im Kloster Bronnbach. Das Motto der inzwischen schon traditionell jeweils am dritten Wochenende im März stattfindenden Veranstaltung ist, die Schönheit von Einzelstücken – Unikaten gegenüber der Massenware zu zeigen. Den Besuchern bieten sich dabei zahlreiche Gelegenheiten, kreative und originelle Dinge für sich oder ihr Zuhause zu erwerben.

Dabei ist Astrid Hackenbeck, Organisatorin des Markts, die Vielfalt wichtig. Generell gelte, gerade bei häufig vorhandenen Kunstgewerbetreibenden, beispielsweise im Bereich der Goldschmiede, dass man nach drei Teilnahmen pausieren müsse. Bei Angeboten, die es nur einmal gibt, sehe sie das weniger streng.

Generell gehe es ihr immer um eine interessante Mischung. Und das ist ihr auch dieses Jahr wieder gelungen. Erstmals dabei ist zum Beispiel das Angebot selbst gestalteter Messer, von Leuchten, die aus Holz herauskommen und von Prosamentenknöpfen. Mit einem Hersteller von Filzhüten habe sie dieses Mal das Angebot für Männer ausbauen können, freute sich Hackenbeck. Die Aussteller kommen bis aus Österreich, Frankreich und den Niederlanden. Inzwischen habe sie so viele Anfragen, dass sie auswählen könne. Nur eines ist klar: Massenware kommt ihr nicht auf die Veranstaltung. Und diese Grundeinstellung merkt man bei den Ausstellern. Die meisten betreiben ihr Handwerk hauptberuflich, einige im Nebenerwerb – aber alle mit Begeisterung und Herzblut.

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Wichtig, so Hackebeck, sei die Location. In einer Turnhalle würde sie die Veranstaltung nicht machen, so die Organisatorin, die an verschiedenen Standorten „Unikat-sucht-Liebhaber“-Märkte organisiert. Das Kloster Bronnbach sei hier ideal, eine interessante Location habe sie beispielsweise auch in einem Industriedenkmal, einer ehemaligen Eisengießerei, in Rheinland-Pfalz gefunden. „Die Menschen sollen gerne an diesen Ort gehen, auch eine gute Bewirtung ist wichtig.“

Vermeintlicher Abfall

Ein großes Thema bei vielen Ständen ist das Upcycling, also das Weiterverwerten vermeintlicher Abfallprodukte. So zum Beispiel an einem Taschenstand und bei Buchbinderin Astrid Haas vom Papieratelier Tulibri aus Kaiserslautern. Sie verwendet Lederreste, um flexible Bucheinbände zu gestalten, die wegen ihrer Elastizität besonders im Outdoor-Bereich genutzt werden. Dazu passen die selbst gebundenen Innenhefte, deren Umschlag aus alten Atlaskarten besteht.

Sie benutzt dazu eine mittelalterliche Klebetechnik, die ohne Leim auskommt. So könnten die Bücher auch nicht „aus dem Leim gehen“. Die Inspiration geht ihr dabei nicht aus. „Ich habe mehr Ideen, als ich jemals umsetzen kann“, lacht sie. Ihre Buchbinder-Kollegin Ulrike Wiesner von Ideenreich gestaltet neben den in Bronnbach ausgestellten Büchern, ebenfalls mit originellen Umschlägen, vor allem Auftragsarbeiten, etwa für Archive oder Goldene Bücher der Stadt. Immer mehr gebe es auch Reparaturaufträge, etwa für Familienbibeln oder Kinderbücher mit sentimentalem Wert.

Ein Lavendelbeet im eigenen Garten war für Cornelia Leidenfrost vor 30 Jahren Anlass, alles rund um Lavendel zu gestalten. Sie verkauft Trockensträuße, aber auch Rezepte. Und da sie ursprünglich Schmuckdesignerin ist, verbindet sie ihre kleinen Kunstwerke mit hübsch gestalteten Schatullen.

Einen ganz anderen Grundstoff, nämlich Kalebassenkürbisse, verwendet Christine Deussen-Mccall für ihre Lampen. Sie lebt in Amsterdam, bestückt aber vor allem Märkte in Deutschland. „In den Niederlanden gibt es den Begriff Kunsthandwerk überhaupt nicht.“ Ihr Gefühl ist, dass die Deutschen mehr Respekt vor dem Unikat haben, in den Niederlanden sei eher der günstige Preis wichtig.

Gudrun Merz-Lenz Stand ist ein besonderer Hingucker. Sie vertreibt Prosamenten-Knöpfe, also solche, die durch Garn und andere Materialien besonders schön gestaltet sind. Das Wort Prosamenten heiße einfach „verzierte Dinge“, erklärt sie den Begriff. Die Technik stamme sei sehr alt und gehe mindestens auf das 16. Jahrhundert zurück. Aus der Zeit würden auch viele Muster stammen, die sie übernommen hat. Neben Märkten ist das Internet ihr Vertriebswerk, häufig erledigt sie spezielle Auftragsarbeiten und gibt Workshops. Aus Frankfurt kommt Eike Philipps von Marimona. Er findet die Veranstaltung gelungen, hätte sich aber etwas mehr Besucher erhofft. Mit seinem Angebot, verschiedenen Produkten aus der Kakaobohne, fällt er etwas aus dem Rahmen. Er betont zurecht: „Auch selbst hergestellte Schokolade ist Kunsthandwerk.“

Mit Zufall zur Passion

Manche Aussteller kamen zufällig zu ihrer Passion, so Matthias Schmitt von MS-Kunsthandwerk aus Niederstetten. Eigentlich wollte er nur für sich selbst einen Messergriff zu einer Klinge herstellen. Von dieser war einer seiner Freunde so begeistert, dass er ihm vor fünf Jahren empfahl, daraus ein Geschäft zu machen. Seitdem steige die Nachfrage kontinuierlich. Manche Kunden hätten ganz spezielle Wünsche an Form; Größe, Gravur und Material ihrer Messer. Doch auch die am Stand ausliegenden finden Liebhaber. „Wichtig ist mir, dass das Material außergewöhnlich ist“, erklärt Schmitt. So hat er Griffe aus Mammutbackenzahn, den er früher aus Sibirien kaufte, hergestellt oder aus dem Stamm des im Taubertal gefällten Bergahorn. Auf den Bronnbacher Markt sei er von Kollegen auf andere Märkten aufmerksam gemacht worden.

Alle Anbieter lobten die toll organisierte Veranstaltung und den netten Umgang miteinander. Immerhin seien solche Märkte auch immer wieder Gelegenheit sich mit anderen Kunsthandwerkern zu treffen und auszutauschen. Und den Besucher sah man an, dass sie den Bummel vorbei an den vielen schönen Objekten und das Gespräch mit den Künstlern genossen und mit neuer Inspiration – und vielleicht der einen oder anderen Neuerwerbung – zurück in ihren Alltag gingen. Man darf gespannt sein, welche Unikate die Besucher im nächsten Jahr erwarten.

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