Bestenheid. Nachdem der Sommer eine Weile auf sich warten ließ, lockte das heiße Wetter dann viele Besucherinnen und Besucher in das Freibad in den Bestenheider Christwiesen. Bei zirka 2000 Badegästen pro Tag am Wochenende haben die Fachangestellten für Bäderbetrieb viel zu tun. Wie gut, dass sie an diesen Tagen auf die Wachgänger der DLRG-Gruppen Urphar und Wertheim zählen können.
Zu ihnen gehört beispielsweise David Kospach: Er ist Anfang 20, mitten in der Ausbildung, nebenbei Student – und seit drei Jahren Teil des Teams. Auch Theresa Kriechel, Ende 20 und Erzieherin, ist seit mehreren Jahren dabei. Für beide war nach dem Rettungsschwimmabzeichen schnell klar, dass sie sich im Wachdienst engagieren wollen.
Wachbeginn ist an Einsatztagen um 12 Uhr. Dann heißt es schnell noch eincremen, Wachkleidung anlegen und das Funkgerät mitnehmen. Nun geht David mit einer weiteren Wachgängerin ans Nichtschwimmerbecken, während ein anderes Duo am Schwimmerbecken auf Position geht. So „früh“ ist es im Becken oft noch recht ruhig. Die meisten Badegäste trudeln erst langsam ein.
Während seine Kollegin auf dem Turm an der Rutsche Platz nimmt, um einen guten Überblick über die ganze Wasserfläche zu haben, dreht Kospach eine Runde – den Blick immer auf das Becken gerichtet. Er „scannt“ das Wasser ab, ob es Auffälligkeiten gibt oder Personen, auf die man besonders ein Auge haben muss. „Dazu gehören leider immer öfter auch kleine Kinder, die noch nicht oder nur schlecht schwimmen können und ohne Erwachsene im Wasser sind“, klärt er auf. Eltern überschätzen manchmal die Schwimmfähigkeit ihres Nachwuchses und bleiben am Platz oder gehen „mal schnell“ zum Kiosk. Die Gefahr bei Kindern ist, dass sie leise ertrinken. Aber an dem Tag sieht alles gut aus. Ein Badegast möchte noch wissen, wann der Pilz angeht. Freundlich bekommt er eine Antwort. Kospach: „Ist zwar nicht unsere Aufgabe, aber das machen wir öfter am Tag, wir sind auch immer die ,Auskunft‘.“
Am Schwimmerbecken übernimmt Theresa Kriechel den Posten auf dem Turm. Hier achten die Rettungsschwimmer besonders auf Taucher. Der sogenannte „Schwimmbad-Blackout“ – also Ohnmacht nach längerem Luftanhalten – kann lebensgefährlich sein. „Eigentlich soll man nie alleine tauchen“, betont Theresa. „Aber daran halten sich die wenigsten. Deshalb behalten wir Taucher genau im Blick.“ Aber auch auf Senioren legt sie ein besonderes Augenmerk. Der Sprungturm erfordert ebenfalls Aufmerksamkeit: Ein Bademeister koordiniert die Springer, die Rettungsschwimmer achten darauf, dass niemand gefährliche Aktionen versucht, wie etwa auf dem Geländer zu sitzen.
Nach 30 Minuten wird bei den Wachgängen gewechselt – vom Nichtschwimmer- zum Schwimmerbecken und von dort in die Pause. Alle Teams sprechen sich kurz ab, ob etwas vorgefallen ist oder beachtet werden muss. Um 13 Uhr geht es dann für Davids Team in die halbstündige Pause. Zeit für ein kleines Mittagessen und ein bisschen Schatten. Oft nutzt er auch die Zeit, um etwas fürs Studium zu tun oder andere DLRG-Vereinsarbeit – als Erste-Hilfe-Ausbilder und stellvertretender Jugendleiter hat man irgendwie immer was zu organisieren. „Pause und nichts tun, gibt es nicht oft. In der nächsten gehe ich vielleicht mal eine Runde Schwimmen.“ 30 Minuten sind schnell vorbei und so macht David sich wieder auf ans Nichtschwimmerbecken. Dieser Zyklus läuft bis 19 Uhr weiter.
Im Dienst den Überblick behalten
Am Nachmittag ist es nun voll im Bestenheider Bad. Jetzt gilt es für alle Wachgänger, den Überblick zu behalten. Besonders der Strömungskanal birgt Risiken: schwächere Schwimmer können unter Wasser geraten, andere springen von außen hinein. „Manche Gäste halten uns dann für Spielverderber“, erzählt Theresa. „Aber Sicherheit geht vor. Da muss man ruhig bleiben und Diskussionen vermeiden.“ Solche Debatten sind zum Glück selten geworden. Seit einigen Jahren ist die Hauptaufgabe der Rettungsschwimmer, für Sicherheit zu sorgen, und nicht auch noch Verstöße wie etwa das Stauen auf der Rutsche zu ahnden.
Gegen 18 Uhr leert sich das Freibad. Die tief stehende Sonne erschwert den Wachgängern den Überblick. Doch die letzten Runden werden aufmerksam gedreht. Während ein Teil des Teams das Vereinsheim aufräumt, sichern die anderen die Becken bis zum Schluss. „Eigentlich macht man den ganzen Tag nichts körperlich Anstrengendes, aber Sonne und Konzentration sind richtig fordernd“, sagt David. Zum Glück bleibt es meist bei der Prävention. Ernsthafte Rettungseinsätze sind selten.
Doch er hat auch andere Erfahrungen: An der Ostseeküste beim Zentralen Wasserrettungsdienst der DLRG musste Kospach im letztjährigen Sommer mit einer Kameradin einen Badegast reanimieren – Herzinfarkt. „Zum Glück hat er es geschafft.“
35 Mitglieder der DLRG Gruppen Wertheim und Urphar engagieren sich in dieser Saison im Freibaddienst. Manche sind schon seit vielen Jahren dabei, andere zum ersten Mal. „Die Corona-Pandemie hat zwei Jahrgänge an Nachwuchs gekostet“, erklärt Andreas Hoffmann, Vorsitzender der DLRG Wertheim. „Aber wir sind zuversichtlich, dass sich das bald wieder bessert.“ Bademeister Ingo Ortel ist froh, an heißen Tagen sich auf die Unterstützung der DLRGler verlassen zu können. „Ohne sie könnten wir zu Stoßzeiten die Sicherheit nicht so hochhalten.“
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