Bestenheid. Manche kennen Dieter Link als langjährigen Geschäftsführer der Firma Helios, manche als begeisterten Sänger, andere als Verfasser von Geburtstagsständchen und Reiseberichten. Doch viele wissen nicht, auf welche abenteuerliche Weise er einst im Alter von 16 Jahren nach Wertheim kam. Der vielseitig interessierte Jubilar feiert am 10. Februar seinen 90. Geburtstag.
Geboren wurde Dieter Link in Frankfurt am Main. Der eigentliche Lebensmittelpunkt der Familie war Ilmenau in Thüringen. Dort besuchte Link die Grundschule und das Gymnasium und erlebte als Zehnjähriger das Kriegsende und den Einmarsch der Amerikaner. Er erinnert sich, wie er und seine Freunde die weggeworfenen Zigarettenstummel der Soldaten sammelten und rauchten.
Die Stadt wurde bald an die Sowjetunion übergeben. „Wenn der Russe kommt, geht nach Frankfurt“, hatte ihnen einst der Vater eingeschärft, der nicht aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte. Und so ging zunächst seine große Schwester den Schritt in den Westen. Danach wurde die Familie von den neuen Machthabern beobachtet und so entschieden sie 1951, dass Link seiner Schwester folgen sollte. Eine Frau, die für das Schleusen von Republikflüchtlingen aus der DDR bekannt war, brachte den 16-Jährigen über die damals noch „grüne Grenze“. Der Jugendliche hatte sein Fahrrad dabei und fuhr damit nach einer Etappe mit dem Zug von Kronach nach Wertheim. Dort nahm ihn die befreundete Familie des Dr. Gerhard Bulle, damaliger Besitzer der Firma Helios, in Empfang. Sie behandelten den Neuankömmling wie ihren Sohn und nach der mittleren Reife am Röntgen-Gymnasium in Würzburg absolvierte Link im Unternehmen eine Lehre zum Glasapparatebläser. Später folgte die Mutter in den Westen.
Schon früh war Link von anderen Ländern und Sprachen fasziniert und verbrachte mit Unterstützung seines Ziehvaters mehrere Monate unter anderem in Frankreich. Das Land und seine Sprache waren ab diesem Zeitpunkt eine Liebhaberei des Jubilars.
Link übernahm ab 1959 in der Firma die technische und kaufmännische Betriebsleitung, 1962 kam die Personalleitung hinzu. Später meldete er mehrere Patente an – etwa für einen spülmaschinenfesten Klappdeckel – und stieg zur allgemeinen Geschäftsführung auf. Diesen Posten hatte er bis zu seinem Renteneintritt 1999 inne.
Stets interessierte er sich für Theologie. Fernöstliche Religionen lernte er auf seinen Reisen, beispielsweise nach Indien, kennen. Da er keinen Diskussionspartner für diese Themen fand, meinte seine Frau Ursula, mit der er seit 1963 verheiratet ist: „Dann geh doch studieren.“ Das ließ sich Link nicht zweimal sagen und besuchte von 1999 bis 2009 als Seniorstudent Vorlesungen an der Universität Würzburg. Über die Themen, mit denen er sich dort beschäftigte, hielt er Vorträge an der Wertheimer Volkshochschule.
Das Schreiben ist ein weiteres Hobby Links. Dazu kam er unter anderem, weil er Anlässe wie Geburtstage oft langweilig fand und sie mit Gedichten beleben wollte. Er veröffentlichte 2011 einen Rückblick auf seine berufliche Tätigkeit mit dem Titel „Geschichte der Handfertigung der Isolierflaschenherstellung von Anbeginn bis 1971.“ Außerdem verfasste er mehrere Reiseberichte, etwa über den Jakobsweg, den er und seine Frau in Etappen gegangen sind. Er ist Gründungsmitglied der „GewölbeSchreiber“, der Literatengruppe des Convenartis-Kleinkunstvereins. Noch heute trifft er sich einmal im Monat mit anderen Schreibbegeisterten.
Ein weiteres großes Interesse, das Link sein Leben lang begleitet hat, war die Musik. Noch während seiner Lehrzeit begann er Akkordeonunterricht zu nehmen. Er war Vorsitzender des Wertheimer Musizierkreises von 1975 bis 1995. Ebenso begeisterte er sich viele Jahre fürs Tennis beim TSC Gelb-Blau und bei der Rudergesellschaft Wertheim. Auf dem Herbstball der Ruderer 1962 lernte er seine Frau kennen.
Das Ehepaar hat drei Kinder und zwei Enkel. Sie kommen rund um seinen Geburtstag zu Besuch. Der Jubilar freut sich, der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ganz so mobil ist, auf viele Besucher aus seinem großen Freundes- und Bekanntenkreis.
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