Radwegeausbau

Dietenhan: Alles zurück auf „Los“

Vom dringend erforderlichen Radweg zwischen Kembach und Urphar sind zwei Abschnitte fertiggestellt, doch der dritte muss nun „wegen fehlender Verkaufsbereitschaft“ noch einmal überplant werden.

Von 
Heike Barowski
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Der geplante Radweg von Kembach bis Urphar endet noch immer in Dietenhan an der Straße. Aktuell wird der dritte Abschnitt bis Urphar wiederholt überplant. © Heike Barowski

Dietenhan. In Kürze können die Kembacher, Urpharer und Dietenhaner ein kleines Jubiläum feiern: Der Kampf um den Radweg hat dann sein zwanzigjähriges Bestehen. Der Hochzeitstag für eine Ehe, die so lange währt, wird gern auch als Porzellan – oder Dornenhochzeit bezeichnet. Porzellan wurde bisher beim Ringen um diesen durchgängigen Radweg gottseidank wenig zerschlagen – dornig dagegen ist der Weg allemal und noch lange nicht beendet. Denn wie jetzt bekannt wurde, wird die Strecke von Dietenhan nach Urphar wieder neu überplant.

Doch der Reihe nach. Seit 2006 kämpfen Dietenhaner und Kembacher Bürger um einen durchgängigen Radweg von Neubrunn über Kembach, bis nach Urphar, wo er auf den Mainradweg stoßen soll. Wer mit dem Rad aus diesen Dörfern an den Main oder nach Wertheim wollte, musste einen Großteil der Strecke direkt auf der viel befahrenen K2878 radeln. Ab 2019 kam dann endlich Bewegung in die Sache. Der Bau des Radwegs war in drei Abschnitten geplant und damals mit Kosten von 2,3 Millionen Euro angesetzt. Das Land fördert solche Vorhaben nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) und steuert üblicherweise 50 Prozent der reinen Baukosten bei. Die verbleibenden Kosten teilen sich Landkreis (als Baulastträger) und die Stadt Wertheim. Die ersten beiden Abschnitte waren die unproblematischsten und sind seit 2021 fertiggestellt. Der 230 Meter lange Abschnitt von der Landesgrenze bis Kembach kostete rund 72 000 Euro (inklusive Planungskosten und Grundstückserwerb). Die Kosten für den etwa einen Kilometer langen Abschnitt von Kembach bis Dietenhan lagen bei fast 470 000 Euro.

Der letzte Abschnitt hat es in sich

Der letzte Abschnitt allerdings hat es in sich. Das hatte der Pressesprecher des Landratsamtes, Markus Moll, bereits vor Jahren zugegeben. „Aufgrund immer neuer und dazu noch verschärfter umweltschutztechnischer Vorgaben ist eine aufwendige Trassenfindung mittlerweile leider der Standard. Hierzu gehören im konkreten Fall zum Beispiel Gewässerrandstreifen, FFH-Mähwiesen, Biotope, Wasserschutzzonen I und II und ein Landschaftsschutzgebiet. Auf der vorgesehenen Trasse befinden sich zudem kaum öffentliche Grundstücke, somit ist ein umfangreicher Grunderwerb notwendig.“ Laut Moll war jedoch zu diesem Zeitpunkt, also Mitte 2024, die Trasse festgelegt.

Aber nun geht scheinbar alles von vorn los. Vor wenigen Tagen äußerte sich deshalb das Landratsamt dazu: „Es wurde viel für den Radwegebau im Main-Tauber-Kreis getan, und es wird weiterhin viel dafür getan. Dennoch sind manche Dinge einfacher und andere leider schwieriger umzusetzen. Der Radweg Urphar - Dietenhan gehört leider in die zweite Kategorie. Dennoch sind hier alle Beteiligten beim Landratsamt wie auch bei der Stadtverwaltung Wertheim engagiert bei der Sache.“ Noch einmal weist Moll auf die gestiegenen Anforderungen in punkto Umweltschutz hin und dass umfangreicher Grunderwerb nötig sei. „Mit diesem hatte die Stadt Wertheim gemäß der Vorplanung begonnen. Da dieser aufgrund fehlender Verkaufsbereitschaft der privaten Eigentümer nicht wie vorgesehen abgeschlossen werden konnte, muss die Strecke nun nochmals überplant werden. Die bisherige Planung muss nun dort angepasst werden, wo der Grunderwerb für die ursprünglich favorisierte Variante nicht möglich war, außerdem auch in einem Bereich, wo auf Grund naturschutzrechtlicher Belange die gewählte Trasse nochmals verlegt werden muss“, so Moll.

Baubeginn wahrscheinlich erst 2027

Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer. Denn wie Moll mitteilte, soll die neue Überplanung, durchgeführt vom beauftragten Ingenieurbüro Dreikant aus Weikersheim, bis Mai 2025 abgeschlossen werden. Daran sollen sich dann neue Grunderwerbsverhandlungen anschließen. „Wie lange der Grunderwerb dann dauern wird, kann momentan nicht vorhergesagt werden. Erfahrungsgemäß muss ein Zeitraum zwischen sechs Monaten und zwei Jahren vorgesehen werden. Anschließend kann die Ausführungsplanung erstellt werden und, die entsprechenden Gremienbeschlüsse vorausgesetzt, der Bau beginnen – im besten Fall 2026, bei realistischer Betrachtung leider eher 2027 bis 2028.“

Über die bisher durch die mehrfache Überplanung angefallenen Kosten und auch die auf den Landkreis zukommenden Baukosten wollte sich das Landratsamt nicht äußern.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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