Dertingen. Nach dem positiven Auftakt der gemeinsamen Konzertreihe in Remlingen beim dortigen „Gemischten Chor“, stand nun der Gegenbesuch der Unterfranken in Dertingen an. Der heimische Chor „Vocalis“ hatte in die Mandelberghalle zum gemeinsamen Singen eingeladen.
Verbindendes Element der beiden gut 30 Köpfe starken Chöre ist Dirigentin Hanna Stollberger. Von ihr stammte auch die Idee, die beiden Vereine gemeinsam auftreten zu lassen. So konnte jeder Klangkörper für sich zeigen, was er kann und zusammen mit dem anderen Partner noch stimmgewaltiger werden.
Dem Publikum in der voll besetzten Mandelberghalle gefiel, was es am Montag zu hören bekam: Schwungvolle Lieder wechselten sich mit ruhigeren, getragenen Stücken ab.
Besonderes Markenzeichen der beiden Chöre ist die Mehrstimmigkeit, die Hanna Stollberger bewusst einsetzt, um die einzelnen Stimmlagen voll zu ihrem Recht kommen zulassen. Witzige Ideen, wie das Einzugslied „Hallo wie geht’s“, bei dem sich die einzelnen Register nacheinander singend auf der Bühne einfanden, gehörten ebenso dazu, wie das Überschütten des gemeinsamen Männerchors mit Blumen nach dem Singen von „Zauber der spanischen Nächte“ durch die Frauen. Erstere wussten nichts von dem Einfall und waren entsprechend überrascht.
Doch es wurde auch ernsthaft Musik gemacht in dem auf fünf Blöcke aufgeteilten Konzert. Passend zum Tag der Deutschen Einheit hatte man das Stück „Freiheit“ von Marius Müller Westernhagen eingeübt. Und auch der Klassiker von Michael Jackson „Ebony and Ivory“, der an die Gleichheit von Schwarz und Weiß appelliert, wurde in einer eigenen musikalischen Version vorgetragen. Stimmungsvoll trugen die Remlinger „Die Gedanken sind frei“ vor. Das Lied ist schon seit vielen Jahrzehnten ein Zeichen gegen Unterdrückung.
Stimmgewaltig wurde es, als die beiden Chöre sich zusammen auf der Bühne vereinigten und die „Ode an die Freude“ intonierten. Die mittlerweile als europäische Nationalhymne bekannte Melodie von Ludwig van Beethoven war auch die Zugabe der beiden Chöre, die nach energischer Forderung der Zuhörerinnen und Zuhörer nochmals gesungen wurde, allerdings mit Begleitung des Publikums. Es wurde voll mit einbezogen, nicht nur beim Klatschen als Zeichen des Gefallens.
„From a Distance“, also einer Distanz, wie sie der gemeinsame Frauenchor besang, konnte bei dem Konzert in Dertingen keine Rede sein. Das Publikum war immer mittendrin. „Solange man Träume noch träumen kann“, wurde wörtlich verstanden, den die beiden Chöre entführten die Gedanken in alle möglichen Situationen und Länder dieser Erde.
Egal ob Gospel oder Pop-Hit, die Bandbreite war enorm und die Soli der einzelnen Sängerinnen und Sänger aus beiden Chören bereicherten den Nachmittag nochmals.
Obwohl beide Chöre nicht in voller Stärke antreten konnten – einige Krankheitsfälle waren zu beklagen, schaffte es Dirigentin Hanna Stollberger immer wieder, das Maximale aus den Stimmen herauszuholen und zu einem Wohlklang zu formen. So auch bei Enyas Welthit „Only Time“, der durch den Einsturz des World Trade Centers in New York unsterblich wurde und vermittelt.
Beim Chornachmittag in Dertingen passte alles, auch die Bewirtung durch die Musikkapelle. Die Musikerinnen und Musiker helfen beim Chor als Servicekräfte aus, im Gegenzug unterstützen die Chormitglieder bei Konzerten der Kapelle. „So geht Dorfgemeinschaft“, meinte dazu Ortsvorsteher Egon Beuschlein, bevor er sich wieder dem Wohlklang der Stimmen hingab.
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