Wertheim. Aktuell zeigt das Schlösschen Hofgarten eine Ausstellung von Fotografien des gebürtigen Wertheimers und freien Fotografen Peter Frischmuth. Im FN-Gespräch gibt dieser Einblick in besondere Erlebnisse aus seiner langjährigen Fotografentätigkeit in aller Welt.
Frischmuth schloss 1983 sein Studium der visuellen Kommunikation mit Schwerpunkt Fotodesign in Dortmund mit Diplom ab. Es folgte ein Zivildienst im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Seit Ende 1984 arbeitet er als hauptberuflich freier Fotograf und Fotojournalist.
In all den Jahren habe er wohl über eine Million Fotos gemacht, schätzt er. Natürlich seien nicht alle veröffentlicht oder archiviert worden. „Seit 2006 fotografiere ich digital. Seither habe ich allein 120 000 digitale Aufnahmen in meinem Archiv.“ Hinzu kommen unzählige Aufnahmen von Filmrollen.
Faszinierende Aborigines
Im Laufe der Jahrzehnte hat Peter Frischmuth viele Länder auf allen fünf Kontinenten der Erde bereist. Er ist zum Beispiel schon in den meisten Bundesstaaten der USA gewesen und hat die Landstriche sehr gut kennen gelernt. Die USA gehören auch zu seinen Lieblingsgebieten, da sie so vielfältig seien.
Fasziniert habe ihn auch die Landschaft in der Namib-Wüste in Namibia. Solche Landschaften wie dort habe er zuvor nicht gekannt: „Namibia hat die höchsten Sanddünen der Welt.“
Auch Europa habe sein Flair. „Es ist schön, wenn man als deutscher Journalist über schräge Geschichten aus der Schweiz berichtetet und das dann in einer führenden Schweizer Zeitung erscheint.“
Fasziniert hätten ihn die Aborigines in Australien, deren Kultur uns fern sei. „Sie sind auf eine Art naturverbunden, wie es für uns fast nicht mehr nachvollziehbar ist.“ Begonnen habe er ausschließlich mit Schwarz-Weiß-Fotografie, da diese bei den Medien damals Standard war. Bis Mitte der 90er Jahre hätte diese dominiert. Anfangs sei er auch noch selbst im Labor gestanden und habe Fotos entwickelt. „Wenn ich eine neue Wohnung bezog, war der erste Raum der fertig war, mein Fotolabor.“
Immer informiert sein
Später habe er in seiner Fotoagentur ein eigenes Fotolabor mit Angestellten gehabt. Der spätere Übergang zur Digitalfotografie sei fließend verlaufen. Bei seinen Fotoreportagen gab es auch einige aufregende Erlebnisse. So flog er einmal als Begleitung eines erfahrenden Heißluftballonführers bei einem Ballonflugwettbewerb über die Alpen mit.
Man habe damals nur auf einem Hochplateau landen können und musste per Rettungshubschrauber geholt werde. Der Ballonführer habe so etwas in seinen 30 aktiven Jahren nicht erlebt „und ich bei der ersten Ballonfahrt meines Lebens.“ Der Ballonfahrer sei ein alter Haudegen aus Holland gewesen mit dunkler Lederjacke und gegerbten Gesicht. „Als der Ballon auf die Felswände zusteuerte, bin ich unruhig geworden, aber den Ballonführer konnte nichts beunruhigen.“ Das habe dann auch den Fotografen beruhigt. Ein anderes Erlebnis hatte er beim Fotografieren des Aufstellens von Windrädern. Ich wurde in einem Korb an einem Kran fast 80 Meter zur Flügelspitze gezogen. „Ich hatte das Gefühl, der Kran kippt gleich um, obwohl er sicher stand.“
Zum Thema Höhe berichtet er von einem weiteren Erlebnis. Als noch keine Drohnen gab, sei man für Fotos auch mal auf Dächer und Schornsteine geklettert. „Ich bin zum Glück schwindelfrei.“ Er habe sich für Fotos aber nie in Lebensgefahr gegeben. „Wenn man beim Fotografieren von Demonstrationen zwischen die Fronten geriet, konnte es schonmal brenzlig werden.“ Er habe sich aber immer rechtzeitig verzogen.
Roboter als Kamel-Jockeys
Eine große Herausforderung seien die Fotos der Murals gewesen. Für diese habe er Personen und Gegenstände vor Wandmalereien zu einer Einheit drapiert. Im französischen Lyon habe er dies für eine Szene mit einem Café machen wollen. Tische und Gäste seien vor dem Wandbild, das ein Café zeigte, bereit gewesen. „Doch dann kam der Regen und machte alles zunichte.“
Besonders gerne mag Frischmuth Fotoreportagen über verrückte Geschichten. Dazu gehörte ein Kamelrennen in Abu Dhabi. „Auf den Kamelen saßen als Jockeys kleine Roboter, die man aus Bohrmaschinen gebaut hatte.“ Die Trainer der Kamele seien mit ihren SUVs neben der Rennstrecke her gefahren. Per Fernbedingung hätten sie die Peitschenhiebe des jeweiligen Roboters gesteuert und per an den Robotern befestigten Lautsprechern die Tiere angefeuert.“
Verrückt fand er auch die Highland-Games in Schottland und die Rasenmäherweltmeisterschaft auf der Elbinsel Krautsand. „Bei letzterer fahren die Leute auf getunten Aufsitzrasenmähern durch einen Parcours und es gibt sogar eine Boxengasse.“ Als Fotograf habe er auch die Zeit der Wende ab 1989 sehr intensiv erlebt. „Die Leute im Osten waren froh, ihre Situation westlichen Journalisten berichten zu können.“ Sie hätten diesen sogar private Übernachtungsmöglichkeiten angeboten. Tief bewegt hätten ihn auch Menschen, die die Fabrik, in der sie 40 Jahre gearbeitet hatten, nach deren Schließung zurückbauen mussten.
Beeindruckender Jimmy Carter
Eine besondere Begegnung war jene mit dem ehemaligen US-Präsident Jimmy Carter in dessen Heimat Plains Georgia. Der Präsident habe ihm sogar ein persönliches Bild ermöglicht.
In seiner Heimat Wertheim seien die klassischen Motive Burg und Kittsteintor seien Lieblinge. „Wertheim ist zu allen Jahreszeiten schön.“ Seit einiger Zeit fotografiert er auch mit Hilfe einer Drohne. „Sie ermöglicht Bekanntes vollkommen neu und aus ungewohnter Perspektive zu zeigen.“
Ein besonderes Projekt steht noch auf seiner Wunschliste. „Ich möchte die Außengrenzen Europas ohne Zeitdruck entlangfahren und fotografieren.“ Dazu möchte er ein Wohnmobil mit mobilem Büro nutzen.
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