Wertheim. In diesen Tagen werden sie überall in der Wertheimer Altstadt verteilt – die neuen Gelben Tonnen mit markantem, strahlend gelbem Deckel und einem massiven Fassungsvermögen von 240 Litern: Über einen Meter hoch, fast 60 Zentimeter breit und gut 75 Zentimeter tief. Die Tonnen sind unverkennbar, sperrig und alles andere als leicht zu verstecken. Vielen Bewohnern fällt bei ihrem Anblick zunächst nur eines ein: „Wohin damit?“
So versammelte sich am Mittwoch eine Gruppe Wertheimer vor dem Juwelier-Geschäft Jan und rollte mehrere Tonnen, auf denen Protest-Papiere klebten, zum Rathaus. Die Aktion von Ursula und Günter Hartmann und einigen Mitstreitern sollte eindrucksvoll die Alltagsprobleme mit den neuen Behältern verdeutlichen. Bilder zeigen dicht aneinander gereihte Tonnen vor den Schaufenstern leerstehender Geschäfte in der Altstadt – alles andere als ein attraktives Stadtbild.
Altstadt: Überall Platzprobleme mit der Tonne
Die Kritik an der Gelben Tonne ist im historischen Kern Wertheims seit Wochen ein beherrschendes Thema. Unsere Redaktion berichtete mehrfach darüber. Die Beschwerden der Bürger sind vielfältig: Vor allem mangelt es in vielen Altstadthäusern an geeigneten Stellflächen – kein Hof, kein Keller, kein Garten, zu viele Stufen oder einfach zu wenig Platz. Stattdessen müssen die Tonnen oft dauerhaft auf engen Gehwegen oder im Straßenraum stehen. Das führt gerade auf Schulwegen und in verwinkelten Altstadtgassen zu Behinderungen für Fußgänger und verstärkt Parkprobleme. Die einheitliche Größe ist ein weiterer Kritikpunkt, da kleinere Tonnen oder Alternativen fehlen.
Viele Altstadtbewohner wissen nicht, wohin mit der großen Tonne
Weitere Sorgen der Anwohner gelten der falschen Befüllung. Stecken Unbefugte nicht erlaubte Dinge in den Behälter, wird er nicht geleert. Die Besitzer müssen dann selbst den Fremdabfall entsorgen. Im Sommer kommt hinzu: Große, geschlossene Tonnen entwickeln häufig unangenehme Gerüche, wenn Verpackungsabfälle längere Zeit lagern. Durch den festen monatlichen Rhythmus befürchten einige Bürger, dass das Fassungsvermögen nicht ausreicht und Mehrmengen illegal entsorgt oder in der Restmülltonne landen könnten. Ein Stück Flexibilität geht verloren: Mehrere kleine Säcke nach Bedarf an den Straßenrand zu stellen, wie bisher, ist nicht mehr möglich.
Die Stadt vermittelt – zuständig ist aber der Landkreis
Im Rathausinnenhof trafen die Protestierenden auf Fachbereichsleiter Volker Mohr. Er äußerte Verständnis für die Unzufriedenheit, betonte jedoch, dass der Beschluss im Kreistag des zuständigen Main-Tauber-Kreises fiel. „Die Stadtverwaltung nimmt die Schwierigkeiten auf, sammelt diese und geht mit den Beschwerden auf das Landratsamt beziehungsweise die Firma Inast zu. Es sollen gemeinsam praktikable Lösungen gefunden werden“, erklärte Pressesprecherin Angela Steffan unserer Redaktion – dazu gehöre auch die Möglichkeit, dass Nachbarn sich eine Tonne teilen oder individuelle Lösungen erarbeitet werden. „Sammelstellen“ im öffentlichen Raum seien nicht wünschenswert. Die Gelben Tonnen der Protestierenden werden bis auf Weiteres im Bauhof der Stadt gelagert.
Landkreis: Flexible Lösungen denkbar
Auf Anfrage teilte Markus Moll, Pressesprecher des Landratsamtes, mit, dass die Umstellung auf die Gelbe Tonne eine bundesweite Entwicklung sei und die Ablösung des Gelben Sacks vor allem aus Gründen der Praktikabilität und des Umweltschutzes vorgenommen werde. Im Main-Tauber-Kreis werden jährlich rund vier Millionen Gelbe Säcke verbraucht, entsprechend könnten etwa 80 Tonnen Plastik eingespart werden. Die Tonne sei robuster, weniger anfällig für Wind und Tiere. Fehlbefüllungen ließen sich deutlich besser nachvollziehen.
Zu den aktuellen Problemen in Wertheim verwies Moll auf den FAQ-Katalog des Landkreises. Für sehr große Haushalte kann eine zweite Tonne beantragt werden; kleinere Haushalte und enge Nachbarschaften können Tonnen gemeinsam nutzen. Falls kein Platz vorhanden ist, sollte direkt Kontakt mit dem Entsorgungsunternehmen Inast aufgenommen werden – nach Abschluss der Tonnen-Verteilung sei dies möglich. Zudem gebe es auf Recyclinghöfen die Möglichkeit, Mehrmengen an Verpackungsabfall kostenfrei und unkompliziert abzugeben.
Tonnen können gemeinsam genutzt werden
Die Einführung der Gelben Tonne dürfte in Wertheim vorerst ein emotionales Thema bleiben, besonders in der Altstadt. „Wir gehen davon aus, dass die Gelbe Tonne nach einer Zeit der Umstellung und Eingewöhnung letztendlich gut angenommen und im Vergleich zum Gelben Sack als vorteilhafter wahrgenommen wird“, erklärt Markus Moll. Es sei nichts Ungewöhnliches, dass „Veränderungen von gewohnten Abläufen und Regelungen zunächst viele Fragen und auch Sorgen hervorrufen, ehe die überwiegenden Vorteile in den Vordergrund der Wahrnehmung rücken“.
Die Beratung des kreiseigenen Abfallwirtschaftsbetriebs ist unter Telefon 09341/82-4002 zu erreichen. Kontaktaufnahme ist auch im Internet über www.main-tauber-kreis.de/abfallwirtschaft möglich. Das Abfallbeseitigungsunternehmen Inast (www.inast.de) gibt unter Telefon 09341/858 89-0 Auskunft.
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