Wertheim. Sechseinhalb Jahre nach der Schließung der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes wird es in Wertheim wieder eine größere Unterkunft für Geflüchtete geben - allerdings für weit weniger Menschen. Waren zeitweise über 1000 Menschen in der Einrichtung auf dem Gelände der damaligen Polizei-Akademie untergebracht, sollen in einer Container-Siedlung nahe der Selimiye-Moschee an der Theodor-Heuss-Straße 132 Geflüchtete Platz haben. Das entsprechende Grundstück für die Gemeinschaftsunterkunft verpachtet die Stadt Wertheim an den Landkreis.
Elisabeth Krug, Sozialdezernentin des Main-Tauber-Kreises, und Joachim Aragón vom Immobilienmanagement, informierten den Gemeinderat am Montagabend über das Vorhaben und die Hintergründe. Angesichts der wieder steigenden Anzahl von Asylsuchenden und Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine sei ein weiterer Ausbau der Kapazitäten auch im Main-Tauber-Kreis erforderlich, erläuterte Elisabeth Krug.
Die Verteilung der geflohenen Menschen erfolgt bekanntermaßen nach einem festgelegten Mechanismus: Zunächst werden die Menschen in Aufnahmeeinrichtungen des Landes untergebracht, dann gibt es eine Zuteilung nach einem Einwohnerschlüssel auf die Stadt- und Landkreise für die vorläufige Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften.
Eine solche wird es nach sechs bis acht Monaten Vorbereitung auch auf dem Reinhardshof geben, andere existieren bereits oder sind geplant in Külsheim, Werbach, Tauberbischofsheim, Königheim, Lauda-Königshofen, Bad Mergentheim und Weikersheim. Die Stadt Wertheim war bisher besonders bei der Anschlussunterbringung aktiv: Der Eigenbetrieb Gebäudemanagement mietet in den Stadtteilen und auf den Ortschaften Gebäude oder Wohnungen für die Unterbringung der Geflüchteten an. Derzeit wird das Gebäude der früheren Rettungswache in der Uihleinstraße für diesen Zweck vorbereitet.
Für zwei Jahre
Wie Elisabeth Krug ausführte, stünden in den Kommunen aktuell keine weiteren geeigneten Bestandsgebäude zur Verfügung. Deswegen sei man kreisweit auf der Suche nach Standorten für Containeranlagen. Im Stadtteil Reinhardshof habe ein privater Eigentümer ein Grundstück angeboten, daraufhin aber auch die Stadt. „Der Oberbürgermeister hat die Initiative ergriffen“, so Elisabeth Krug. Das Grundstück, das nun verpachtet wird, ist demnach besser geeignet und erfülle die Anforderungen: Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, Einkaufsmöglichkeiten und Zugang zu medizinischer Versorgung.
Wie Joachim Aragón erläuterte, wird die Anlage aus zwei eingeschossigen Containerreihen mit jeweils 700 Quadratmeter Fläche bestehen. Die Zimmer, in denen zwei bis drei Menschen wohnen werden, haben eine Größe von 16 Quadratmetern.
Es sind auch welche als Doppelzimmer nutzbar. Für die Sanitäranlagen und Küchen sind separate Container vorgesehen. Zudem gibt es Räume für Sozialarbeiter und Hausmeister.
Laut Elisabeth Krug wird es eine sozialpädagogische Betreuung geben. Personalschlüssel: eine Stelle für 90 Bewohner. Die Verwaltung werde zentral von Bad Mergentheim gesteuert. Die Anlage solle „nicht dauerhaft“, sondern lediglich für zwei Jahre bestehen.
Auf Nachfrage von Manfred Busch (Freie Bürger) erklärte sie, dass man mit der Polizei im Austausch sei, was die Sicherheit angehe. Die Einrichtungen liefen „zu 95 Prozent problemlos“. Laut Polizei gebe es keine Kriminalitätsschwerpunkte in den Unterkünften. Walter Ploch, der Stadtteilbeiratsvorsitzende des Reinhardshofs, mahnte an, dass es „Angebote für junge Leute“ geben müsse. Bei jungen Erwachsenen bestünde ein „Konfliktpotenzial“. Im Stadtteil seien soziale Anlaufstellen „rar gesät“. Ploch wies darauf hin, dass die Wohnfläche jüngst auf 4,5 Quadratmeter pro Person gekürzt worden sei.
Elisabeth Krug sagte, diese Verringerung der Fläche sei der zunehmenden Anzahl von Geflüchteten geschuldet. Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez hofft, dass ehrenamtliche Gruppierungen wie „Willkommen in Wertheim“ Angebote für die Menschen schaffen, um ihnen mehr zu bieten. Zudem werde es auch noch Informationsveranstaltungen für die Anwohner und Bürger des Stadtteils geben, so dass keine Fragen offenbleiben.
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