Wertheim. Die Realität auf der Burg Wertheim ist ernüchternd: Der am Montag im zuständigen Ausschuss vorgestellte Wirtschaftsplan 2026 für den Eigenbetrieb offenbart einen massiven Sanierungsstau, der die Stadt zu weiteren Maßnahmen zwingt. Wie Burgmanager Christian Schlager erläuterte, bleibt der Betrieb des Wahrzeichens stark von städtischen Zuschüssen abhängig.
Der Erfolgsplan weist bei einem Gesamtvolumen von 923.900 Euro und Erträgen von nur 404.900 Euro einen Fehlbetrag von 519.000 Euro aus – eine Lücke, die aus dem städtischen Haushalt geschlossen werden muss. Während die Einnahmen aus Veranstaltungen stabil bleiben, steigen die Aufwendungen vor allem dort, wo Einsparungen kaum möglich sind: bei der Sicherheit.
Allein die Ausgaben für Fremdleistungen und die Unterhaltung der Außenanlagen steigen im Vergleich zum Vorjahr um 94.000 Euro. Diese Entwicklung sei, so Schlager, die direkte Folge jahrelang verschobener Instandhaltungen. Nun gehe es darum, die Sicherheit der Besucher und der Öffentlichkeit zu gewährleisten – andernfalls, so warnte er, „fällt jemandem ein Stein auf den Kopf“.
Provisorische Zäune statt echter Sanierung
Das akute Sicherheitsrisiko schlägt sich unmittelbar in den Investitionen nieder, die 2026 auf 247.000 Euro steigen. Der Großteil der Summe fließt nicht in dauerhafte Sanierung, sondern in Sicherungsmaßnahmen: Geplant ist der Bau zweier Fangzäune in den Bereichen Hirschgarten und Hasengarten – jeweils mit Kosten von rund 80.000 Euro.
Diese Netze seien ein notwendiges, aber wenig schönes Provisorium, so Schlager. An den genannten Stellen verschieben sich Mauern, Steine lösen sich und rollen talwärts. Fotos aus der Präsentation dokumentieren die Situation eindrücklich: Eine Mauer, die sich „über die halbe Breite“ wölbt, stelle eine unmittelbare Gefahr dar. Ohne höhere Mittel bleibe die Installation der Zäune die einzige praktikable Lösung.
Auch an anderen Stellen zeigt sich das Mauerwerk sichtbar erodiert, Fugen sind ausgewaschen und durch Efeubewuchs geschädigt. Die Verwaltung sieht sich gezwungen, die Arbeiten auf jene Bereiche zu beschränken, „die unmittelbar relevant sind“.
Turm gesperrt, Mauern beschädigt
Neben den Fangzäunen benötigen weitere historische Bauwerke auf der Burg dringend Restaurierung – doch auch hier scheitert es am Geld. Der Weiße Turm wurde wegen massiver Rissbildungen und Wassereintritts vollständig gesperrt. Eine notdürftige Folie an der Wetterseite soll zumindest das Eindringen von Feuchtigkeit bremsen.
Auch der Bergfried weist gravierende Mängel auf. Wasser dringt am oberen Abschluss ein und beschädigt die hölzerne Bausubstanz. Schlager sprach von „dringendem Handlungsbedarf“, um dauerhafte Schäden zu verhindern. Ein weiteres Gewölbe wartet ebenfalls seit geraumer Zeit auf Sanierung und kann derzeit nur notdürftig gesichert werden.
Förderlücken bei Denkmalschutz
Deutliche Kritik äußerte Schlager an der Förderpolitik. Für ein so bedeutendes Kulturdenkmal wie die Burg Wertheim, die „in einer Liga mit dem Heidelberger Schloss“ spiele, gebe es keine ausreichenden Programme. Die Stadt bleibe weitgehend auf sich gestellt.
Während touristische Wanderwege wie der Haagweg hohe Zuschüsse erhielten, fehle es am Geld für den Erhalt regionaler Wahrzeichen. Die notwendigen Sanierungen an Mauern und Türmen müssten daher weiter aufgeschoben werden – es bleibt bei Sicherungsmaßnahmen.
Einnahmen bleiben Tropfen auf dem heißen Stein
Ausschussmitglied Jochen Müssig (CDU) erkundigte sich, ob höhere Eintrittspreise oder mehr Veranstaltungen zusätzliche Einnahmen bringen könnten. Schlager entgegnete, dafür müsse man „ein anderes Programm anbieten“, etwa weitere Tribute-Konzerte. Dennoch sei der kulturelle Auftrag zu beachten, und die begrenzten Flächen auf der Burg ließen keine größeren Besucherzahlen zu. Angesichts der notwendigen Investitionen dürften Einnahmen aus Veranstaltungen ohnehin nur ein Tropfen auf dem heißen Stein bleiben.
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