Kulturförderinitiative

Bronnbacher Außenstelle des Fraunhofer-Instituts ist Teil eines europäischen Großprojekts

Millionenbeträge stehen in den nächsten Jahren für die Forschung zur Verfügung

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hpw
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Bronnnbach/Würzburg. Die seit über 25 Jahren im Kloster Bronnbach beheimatete Außenstelle des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung ist Teil einer großen Kulturförderinitiative. Am Freitag trafen sich am Projekt Beteiligte in Würzburg.

Das Konsortium „Innovation by Creative Economy (ICE)“, koordiniert von der Fraunhofer-Gesellschaft, wurde am 23. Juni vom Verwaltungsrat des Europäischen Innovations- und Technologieinstituts (EIT) als neue Wissens- und Innovationsgemeinschaft (KIC) im Kultur- und Kreativbereich ausgewählt. Die europäische Partnerschaft zielt darauf ab, Studierende und Start-ups zu unterstützen, um innovative Produkte und Verfahren in der Kreativbranche und für den Kulturerbe-Sektor hervorzubringen.

Sobald die Partnerschaft nach einer Startphase ihre volle Leistungsfähigkeit erreicht hat, erfolgt eine Erhöhung des jährlichen Zuschusses. Er kann etwa 70 Millionen Euro pro Jahr erreichen.

Darüber hinaus wird erwartet, dass die KIC weitere Mittel aus dem privaten und öffentlichen Sektor mobilisiert. Hier besteht eine große Chance für den Kulturerbe-Sektor, Forschung weiter voranzutreiben, um das Kulturerbe an den Klimawandel anzupassen, und für dieses Thema bei der Politik Gehör zu finden.

Neue Plattform

Mit der Initiative schafft die Europäische Union (EU) eine neue Plattform. Dafür stehen in den kommenden Jahren EU-Fördermittel in dreistelliger Millionenhöhe zur Verfügung. Zu denen, die diese große Kulturförderinitiative angestoßen haben, gehört auch Sabrina Rota, Leiterin des Internationalen Zentrums für Kulturgüterschutz und Konservierungsforschung, welches das Fraunhofer-Institut gemeinsam mit dem Landkreis Main-Tauber in Bronnbach betreibt.

Am Freitagnachmittag kamen beim Fraunhofer-Institut für Silicatforschung in Würzburg viele derer zusammen, die an dieser neuen Förderinitiative für die Kulturschaffenden und Bewahrenden des kulturellen Erbes Anteil haben. Neben Fachleuten aus dem wissenschaftlichen Bereich waren auch Vertreter der Politik dabei. Professor Dr. Gerhard Sextl, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung in Würzburg unterstrich, die großen Herausforderungen seien bekannt, Kunst, Kultur und kulturelles Erbe würden oft unterschätzt. Gehe kulturelles Erbe verloren, verschwinde auch dessen Anziehungsfaktor. Er freue sich, einen nicht laut diskutierten gesellschaftlichen Denkprozess einleiten und auch die Folgen von Untätigkeit anzeigen zu können. Sextl: „Wir kämpfen um Kulturerbe“. Dafür stünden nun über 14 Jahre lang Fördergelder zur Verfügung.

Große Chance

Es gebe viele Partner und wichtige Wegbegleiter, sagte der Institutsleiter, „es ist eine große Chance, etwas zu tun“. Man verstehe sich als Netzwerk, wolle Kapital umlenken dorthin, wo die Mehrwerte liegen. Das Fraunhofer-Institut fungiere als Koordinator, Partner seien in der ganzen Bandbreite ausgesucht worden.

Für den Main-Tauber-Kreis gratulierte Ursula Mühleck, Dezernentin für Kreisentwicklung und Bildung, zu diesem „großartigen Erfolg“. Mit der Koordination dieses europäischen Großprojektes komme dem Fraunhofer-Institut und damit auch der Außenstelle im Kloster Bronnbach eine ganz neue international renommierte Rolle zu.

Mühleck ging auf die Geschichte des Klosters Bronnbach ein, das seit 1986 umfangreich saniert und ausgebaut werde. Dem Main-Tauber-Kreis seien die Förderung von Kultur und der Erhalt des kulturellen Erbes wie beim Kloster Bronnbach ein wichtiges Anliegen. Die Verbindung zum Fraunhofer-Institut sei in den 1990er Jahren durch die Forschungsgemeinschaft Technisches Glas entstanden. 1995/96 sei umgebaut worden, damit moderne Forschungslabore des Fraunhofer-Instituts in Bronnbach Einzug halten konnten. 2008 sei das Internationale Zentrum für Kulturgüterschutz und Konservierungsforschung (IZKK) vom Fraunhofer-Institut und dem Main-Tauber-Kreis gegründet worden, um interdisziplinären Austausch von Künstlern, Architekten, Restauratoren und Naturwissenschaftlern zu fördern. Dieses sei seither ebenfalls in Bronnbach beheimatet. 2012 folgten die Sanierung des benachbarten Remisengebäudes und der Umbau zu einem Technologiezentrum für den Bau und das Testen unter anderem von robotergestützten, automatisierten Anlagen. Heute arbeiteten die zwei Bereiche des Fraunhofer-Instituts Hochtechnologie und Kulturgüterschutz in Bronnbach und sorgten mit ihren internationalen Kontakten immer wieder für ungewöhnliche Veranstaltungen in Bronnbach, so Mühleck.

Ausbau des Standorts

Die Rednerin zeigte sich froh darüber, dass in den ehrwürdigen Klostermauern eine naturwissenschaftliche Forschungseinrichtung so erfolgreich habe etabliert werden können. Sie freute sich auch über die Aussage von Sextl, den Standort Bronnbach als Ort der Wissensvermittlung weiter auszubauen. hpw

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