Wertheim. Der amerikanische Konzertpianist Menachem Har-Zahav ist in Wertheim kein Unbekannter. Am Sonntag überzeugte er mit seinem virtuosen Spiel im Barocksaal des Rathauses mit der Musik von sechs russischen Romantikern, darunter Peter Tschaikowski (1840 bis 1893) und Sergei Rachmaninow (1773 bis 1943). Leider mangelte es an Zuhörern.
Har-Zahav erhielt ersten Klavierunterricht bereits im Alter von vier Jahren. Innerhalb eines Jahres übernahm Universitätsprofessor Dr. Gavin Doughty seine Ausbildung, die er durch ein Studium an der Central Missouri State University fortsetzte. Als Professor leitete er mit 26 Jahren die Klavierfakultät. Über England gelangte er nach Deutschland, wo er sich seiner Pianisten-Karriere widmete.
Das Konzert im Barocksaal begann er mit einer sehr schwungvollen "Tarantella" von Mili Balakirew (1837 bis 1910) in hohen schnellen Triolen-Tönen. Es folgten zwei Etuden von Alexander Scrijabin (1872 bis 1915), die erste in cis-Moll. Klanglich weit ausholend im Andante-Tempo ging es melodiös weiter, ebenso eindringlich bei der zweiten Etude in dis-Moll. Dann erklang Tschaikowskis bekanntes Stück "Dumka". Hier konnte man deutlich die enorme Fingerfertigkeit des Virtuosen bewundern, der zudem keine Noten benötigte. Bekannt ist, dass Tschaikowski Walzer liebte. Also durfte an diesem Abend auch einer in As-Dur nicht fehlen. Beschwingt hörenswert wurde er gespielt. Eine weitere "Etude décoction" stammte von Sergei Ljapunow (1859 bis 1924), die gesamte Klaviatur umfassend, hoch-tief gegenüberstellend.
Technischer Höhepunkt war "Islamej" von Mili Balakirew. Da fanden die Hände Har-Zahavs überhaupt keine Ruhe mehr. Die volle Bewunderung des Publikums galt den über die Tastatur "hin- und herflitzenden" Händen, die für exakte, sichere Mehrklänge sorgten. Da waren auch "Bravo"-Rufe zu hören zusammen mit reichlichem Beifall.
Leichthändig bewältigte der Meisterpianist auch die technischen Anforderungen in den Stücken von Sergei Rachmaninow bewältigen. Von ihm hatte er die "Sonate Nr. 2" in b-Moll ausgewählt. Sie begann mit einem forschen "Allegro agitato", durchsetzt mit schnellen Läufen, ruhiger werdend und eintonig. Doch bald sorgten rasante Triolen wieder für Schwung. Erleichterung gewährte das folgende "Andante", bevor das abschließende "Allegro molto" noch einmal den vollen Einsatz des Pianisten erforderte.
Die wenigen Zuhörer bedankten sich lautstark für dieses hervorragende Konzert und auch für die schöne Zugabe, bei der Har-Zahav noch einmal seine technische Perfektion präsentierte.
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