Bronnbach. Mit diversen Sonderführungen befriedigt der Landkreis seit Jahren das Interesse an dem Kleinod im Taubertal mit seiner beeindruckenden Architektur und großen Geschichte. Diese konnten die Besucher nun hautnah in der Sakristei erleben – einem „wunderschönen und mystischen Ort“, wie Gästeführerin Karin Pauly einleitend ankündigte. Diese Aussage spiegelte sich in den Gesichtern der Besucher wider, die von der Atmosphäre und der kunstvollen Gestaltung des Raumes sichtlich beeindruckt waren.
Höhepunkt: das Deckengemälde
Ein Höhepunkt war das große Deckengemälde im Innenraum, das die Blicke der Besucher auf sich zog. Mit seinen lebendigen Farben und detaillierten Darstellungen erzählt es eine Geschichte von Glaube und Kunstfertigkeit, die die Jahrhunderte überdauert hat.
Es besteht aus acht Einzelszenen und ist gespickt mit christlicher Symbolik und Allegorien. Der Wein sei hier ein zentrales Motiv. So zeigt es unter anderem Jesus eingespannt in einer Weinkelter. Darin werde eine enge Anlehnung an das „Ansbacher Kelterbild“ deutlich. Wie Pauly erklärte, werde „Wein“ in der Bibel an gut zweihundert Stellen erwähnt. Seine hervorgehobene Bedeutung werde nicht zuletzt beim Abendmahl deutlich. Er gelte als „Bindeglied zwischen dem Menschen und dem Göttlichen“. Schon Martin Luther habe Bier als „Menschenwerk“, Wein dagegen als „Werk Gottes“ bezeichnet.
In zwei Bildern sind auch die drei göttlichen Tugenden dargestellt: Glaube (fides), Liebe (caritas) und Hoffnung (spes). Im Gegensatz zu den Kardinaltugenden, die durch Übung und Erfahrung erworben werden müssen, seien die drei göttlichen Tugenden im Menschen schon verankert, erläuterte die Gästeführerin.
Auch ausgewählte Bibelstellen sind illustriert. Dazu zählt ein Bild aus dem dritten Buch Mose: Es zeigt Aaron, den älteren Bruder von Moses und ersten Hohepriester des Volkes Israel. Das Neue Testament wird unter anderem durch eine Szene über Jesus und den heiligen Geist dargestellt. Auf weiteren Gemälden seien wohl die drei „fränkischen Apostel“ sowie die „Mannalese“, also die Speisung mit Himmelsbrot, abgebildet.
Überraschende Geheimnisse gelüftet
Auch einige überraschende Geheimnisse wurden im Laufe der Führung gelüftet. Auf der Seite zum Kreuzgang, wo sich heute ein großes Fenster befindet, früher wohl eine Durchgangstüre gewesen. Darüber befinden sich drei Wappen: Das Zisterzienserwappen mit rot-weiß geschachtem Schrägbalken auf schwarzem Grund, das Familienwappen des Abtes Balbus sowie das Wappen von Bronnbach mit Dreischalenbrunnen.
Mit Bewunderung betrachtet wurde auch das Mobiliar im Rokoko-Stil aus dem Jahr 1768. Die kunstvoll gestalteten Möbelstücke gaben einen Eindruck von der Ästhetik und dem handwerklichen Können dieser Epoche. Der Einbau sei in der Verantwortung des 1752 gewählten, umtriebigen Abtes Ambrosius Balbus erfolgt, in dessen Amtszeit unter anderem auch das Chorgestühl, die Stuckzimmer im Prälatenbau und die Orangerie errichtet wurden. Auf den Erschaffer weisen in der Sakristei unter anderem dessen gemaltes Familienwappen und die geschnitzten Adler hin, erklärte Pauly. Der Ordensgründer Bernhard von Clairvaux werde durch einen Bienenkorb symbolisiert.
In den Ecken des Raumes befinden sich ein Beichtstuhl, auf der anderen Seite ein kleiner Altar mit Gloriole und Kruzifix sowie ein Waschbecken, eine sogenannte Piscina. Diese diente nicht nur zum Händewaschen, sondern auch zum Reinigen des sakralen Gerätes und dem Auffangen von überschüssigem Weih- oder Taufwasser. Dieses „heilige Wasser“ durfte nicht in die Kanalisation gelangen, sondern wurde nach draußen geleitet, um in der Erde zu versickern.
Einblicke in Kunst, Architektur und die spirituelle Bedeutung
Zu Beginn hatte Pauly in der Klosterkirche eine Einführung in die Geschichte des Zisterzienserordens im Allgemeinen und der 1153 gegründeten Bronnbacher Abtei im Besonderen gegeben. Der Zisterzienserorden grenzte sich bewusst von der Lebensweise der Benediktinermönche in Cluny ab. Noch zu Lebzeiten von Bernhard von Clairvaux, der zwar nicht zu den Gründern gehörte, seien europaweit über sechzig neue Klöster des neuen Ordens entstanden. Für dessen große und schnelle Verbreitung sei das Leben und Wirken Bernhards mit wörtlicher Auslegung der Benediktsregel und einem asketischen Leben allerdings entscheidend gewesen. Die Bronnbacher Abtei war die Nummer 326.
Die Führung bot nicht nur Einblicke in die Kunst und Architektur, sondern auch in die spirituelle Bedeutung der Sakristei. Ausgehend von den materiellen Beobachtungen vor Ort, brachte die Führung auch allerlei Erkenntnisse über die christlich-abendländische Kultur der Entstehungszeit. Nicht zuletzt schärfen derartige Führungen den Blick für die Schönheit und Reichhaltigkeit der hiesigen Kulturlandschaft.
In nicht einmal zwei Wochen besteht dann schon die nächste Möglichkeit zur Begutachtung: Am Tag des offenen Denkmals am 14. September wird die Sakristeiführung um 13 Uhr erneut angeboten.
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