Wertheim. Das Züchten von Bienenvölkern und das Herstellen von Honig ist eine Tätigkeit, die schon seit Jahrhunderten und bis heute Menschen begeistert. Um sich dabei gegenseitig zu unterstützen, ist ein Ziel verschiedener Vereine in der Region. Zu ihnen gehören auch die Bezirksimker Wertheim. Der Verein wurde 1884 unter Vorsitz von Pfarrer Hack aus Bettingen gegründet.
Im 140. Jahr ihres Bestehens hat die Sektion, zu der Imker in Wertheim, Külsheim und Freudenberg gehören, 103 Mitglieder, die 558 Bienenvölker betreuen. Und es kommen immer wieder Jungimker dazu, was den Vorsitzenden, Wolfgang Erbacher, besonders freut. Aktuell ist der jüngste Nachwuchsimker neun Jahre alt. So ist um die Zukunft des Vereins nicht bange. Der besondere runde Geburtstag wird am Freitag, 12. April mit einem Festakt im Arkadensaal gefeiert.
Regionale Imkervereine: Selbstvermarktung und Qualitätssicherung
Die meisten Imker in der Region sind Mitglied im Verein. Dann ist man über den Landesverband versichert, erhält bezuschusste Behandlungsmittel und ist bei der Tierseuchenkasse gemeldet. Das ist wichtig, wenn einmal eine Seuche unter den Tieren ausbricht. Außerdem gibt es immer wieder wertvolle Informationen, etwa beim Badischen Imkertag, zu dem jeder Bezirksverein Mitglieder schickt.
Berufsimker gibt es in der Region kaum, so Erbacher im Gespräch mit den FN. Es sei schwer, von der Honigproduktion zu leben. Für die meisten sei es ein Hobby. Den Honig vermarkte jeder Imker selbst. Dem Vorsitzenden ist es wichtig, an die Menschen zu appellieren, ihren Honig beim Imker zu kaufen und nicht im Supermarkt. Damit sei das Produkt regional und habe außerdem durch die strengen Vorschriften, etwa zum Wassergehalt, eine gute Qualität. Dazu nehme der Bezirksverband immer wieder erfolgreich an Honigprämierungen teil, die in Kooperation mit der Uni Hohenheim erfolgen. 2023 ging der Ehrenteller nach Nassig.
Natürlich gibt es immer wieder neue Herausforderungen für die Imker. Aktuell macht die asiatische Hornisse Sorgen. Außerdem merke man den Klimawandel, wie Erbacher erklärt. Die Bienenertragszeit werde durch die geänderten Wetterbedingungen immer kürzer.
Herausforderungen und Nachwuchsförderung in der Imkerei
Ein weiteres Thema ist die Nachwuchsgewinnung. Seit Jahren nimmt der Verein beim Kinderferienprogramm in Wertheim und Külsheim teil. Außerdem stellt der Bezirksimkerverein Schaukästen in Kindergärten und Schulen auf und präsentiert sich auf Märkten. Kinder und Erwachsene seien fasziniert, wenn sie beispielsweise sehen, wie Honig geschleudert wird.
Erbacher – selbst seit 38 Jahren im Verein und seit 15 Jahren Vorsitzender – hat das Gefühl, dass immer wieder neue Imker beginnen, Bienenvölker zu züchten. Sechs seien es aktuell.
Unterstützung und Engagement im Imkerverein
Diesen stehe der Verein mit Rat und Tat zur Seite. Die Jungimker werden durch Patenschaften unterstützt. Der Vorsitzende selbst beantwortet Fragen am Telefon, schaut aber auf Wunsch auch vor Ort bei den Vereinsmitgliedern nach dem Rechten. Denn viele Neu-Imker würden auch scheitern. „Wer Bienen hat, muss sich um sie kümmern“, betont der Experte.
Er selbst widmet je nach Jahreszeit vier und mehr Stunden pro Woche seinem Hobby, fährt zu seinen 14 Bienenvölkern am Orts- und Waldrand und kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Ziel sei es, starke Bienenvölker zu züchten: „Ein Bienenvolk mit 5000 Bienen kann – beispielsweise von Hornissen – angegriffen werden. Bei 20000 Bienen ist das schon schwieriger.“ Im Juni kann ein Bienenvolk schon mal aus 40000 bis 50000 Tieren bestehen. Vor dem Winter – das Bienenjahr endet Ende Juli – müsse man entscheiden, ob man vor dem Einwintern Ableger nimmt, die dann neue Völker gründen. Zuvor müsse man den Honig herausschleudern und die Tiere stattdessen den Winter über füttern.
Als Merkmale für starke Völker nennt Wolfgang Erbacher neben dem Honigertrag, dass sie möglichst sanftmütig und milbenresistent sein sollten.
Pro Volk gewinnt Erbacher etwa 30 Kilogramm Honig. Wenn er den Bienen neues Wachs zur Verfügung stellt, ist es selbst hergestellt. Er habe seinen eigenen Wachskreislauf, berichtet er stolz.
Imkerpraxis: Sicherheit und Nachhaltigkeit
Gefährlich sei die Imkerei nicht. Die Bienen seien heute generell friedlicher als früher. Wenn Erbacher an die Stöcke geht, trägt er meist Schleier und Hut, außerdem hält er mit Rauch, vor dem die Insekten Angst haben, die Bienen von sich fern. Damit fühle er sich sicher. Ob die Bienen stechfreudig sind, hänge übrigens auch von Wetter ab, verrät der Imker. Bei schwül-feuchter Stimmung seien sie aggressiver.
Vereinsleben und Engagement für Natur und Bienen
Was im Vergleich zum Imkern an sich zum Bedauern des Vorsitzenden nachlasse, sei das Interesse, sich innerhalb des Vereins zu engagieren. Doch ohne Vorstand und Vereinsstrukturen könnten die Imker nicht so gut unterstützt werden, wie es aktuell der Fall sei. Er hofft daher, Nachwuchs auch für diesen Bereich gewinnen zu können. Wobei im Verein klar sei: „Die Bienen sind unsere Hauptdarsteller.“
Doch der Verein steht darüber hinaus auch für Geselligkeit und Austausch. Einmal im Monat trifft man sich zum Stammtisch, an dem auch neuen Hinweise des Landesverbands weitergegeben werden. Außerdem gibt es naturkundliche Wanderungen und Expertenvorträge, wie etwa zum Thema „Auch Bienen haben Schweißfüße“.
Was Erbacher an seinem Hobby liebt? „Man tut etwas in der Natur und für die Natur“, sagt er. Und diese schöne Freizeitbeschäftigung soll beim Festakt gebührend gefeiert werden. Als Grußredner werden Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez und Norbert Uttner, Präsident des Landesverbands Badischer Imker, erwartet. Den Festvortrag hält der stellvertretende Vorsitzende Johann Vogeltanz zum Thema „Moderne Bienenhaltung in einer sich verändernden Welt.“
Weitere Informationen rund ums Thema Bienen und Imkern gibt es auf der Website des Imkerverbands.
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