Bettingen/Reinhardshof. Wohnen in Mini-Häusern wird immer mehr zum Trend. Reduziert auf das Nötigste bieten die wenigen Quadratmeter dennoch alles, was man zum Leben in seinen vier Wänden braucht.
In Bettingen entschloss sich deshalb ein Ehepaar, auf einem großen, zusammengekauften Grundstück für den Eigenbedarf so ein Kleinst-Haus (oder Tiny House) zu bauen. Anfang September vergangenen Jahres war die Bauvoranfrage des Ehepaars deshalb auch Gegenstand der Ortschaftsratssitzung.
Von baurechtlicher Seite gab es keine Bedenken, da alle im Bebauungsplan verankerten Vorschriften eingehalten werden. Allerdings wurde deutlich, dass pfiffige Investoren mit den günstigen Kleinst-Häusern vorhandenen Bauzwang umgehen könnten, um zu einem späteren Zeitpunkt die Grundstücke samt Mini-Haus gewinnbringend zu verkaufen.
„Von daher war es gut, dass diese Anfrage zu der Zeit kam. Sie hat uns nämlich das Problem vor Augen geführt“, sagte Bettingens Ortsvorsteher Ralf Tschöp auf Nachfrage. Jetzt suchen Ortsverwaltung und das Bauordnungsamt eine Lösung, um diese Vorgehensweise zu verhindern. Denn in dem noch auszuweisenden Baugebiet auf dem Areal der früheren „Schweizer Stuben“ könnten durchaus Bauplätze für solche Kleinst-Häuser Bestandteil sein. Derzeit befindet sich der Prozess der Ausweisung des neuen Baugebiets noch relativ am Anfang. Gerade läuft die Beteiligung der Bürger. Dabei kam dann auch von Bettinger Einwohnern der Vorschlag, Plätze für Kleinst-Häuser auszuweisen. „Ich kann mir das in diesem zukünftigen Baugebiet sehr gut vorstellen“, findet Ortsvorsteher Ralf Tschöp. Das letzte Wort ist darüber aber noch lange nicht gesprochen.
Wie sich das anfühlt, auf sehr wenig Quadratmetern zu wohnen, können Interessierte beispielsweise auf dem Reinhardshof erfahren. Am Rand des Stadtteils Richtung Nassig wurde im März 2020 das Boardinghouse eröffnet. 21 ehemalige Seefrachtcontainer wurden zu kleinen Wohneinheiten mit Terrasse und angrenzendem Stellplatz umgearbeitet und zusammengefügt. Auf 26 Quadratmetern bietet sich den Gästen nun alles, was ein Hotelzimmer inklusive Doppelbett ausmacht.
Angedacht war diese Art der Unterbringung eigentlich für Monteure, die länger am Standort Wertheim bleiben und keine Lust auf kalkweiße Hotelflure haben. Das erklärte zur Eröffnung Felix von Knobelsdorff-Brenkenhoff. Er ist einer der drei Investoren und Geschäftsführer der Wohnen auf Zeit MAX Wertheim GmbH, die das „Tiny House Village“ betreibt.
Unmittelbar nach der Eröffnung musste der Beherbergungsbetrieb aufgrund des Lockdowns schließen. Durch einen sehr schlanken Verwaltungsapparat, wenig Betriebskosten sowie Coronahilfen und vor allem den Urlaubern in den Sommermonaten 2020 und 2021 konnte die Pandemie gemeistert werden.
„Inzwischen haben wir einen guten Mix aus längerfristigen Einmietungen und Touristen“, sagt Sonja von Knobelsdorff. Sie hält den Betrieb am Laufen. Angedacht waren auf dem Areal an der Theodor-Heuss-Straße ursprünglich insgesamt 40 Container-Wohneinheiten, die in mehreren Abschnitten errichtet werden sollten. Die noch fehlenden 18 Appartements auf einen Schlag aufzustellen, davon hat „Wohnen auf Zeit Max“ erst einmal Abstand genommen. Allerdings sollen im Laufe dieses Jahres sechs weitere umgebaute Container dazukommen, vier von ihnen in gleicher Größe, zwei davon noch etwas kleiner, wie Sonja von Knobelsdorff verriet.
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