Bestenheid. Das Stauen ist groß beim Betreten des Areals der Jugendherberge auf Burg Rothenfels: Im Hof tanzen Schülerinnen, andere sind mit großen Reifen und Schnur beschäftigt und aus den Fenstern erklingt Musik. Für all diese kulturelle Power sorgen etwa 90 Schülerinnen und Schüler der Bestenheider Comenius Realschule mit ihren fünf betreuenden Lehrern bei ihren Probetagen zum Schulmusical „Das Dschungelbuch“ mit Liedern von Konstantin Wecker und Christian Berg.
Die Vorbereitungen für das Musical, das vom 20. bis 22. November der Öffentlichkeit präsentiert wird, laufen schon seit September des vergangenen Schuljahrs. Damals fand das Casting für die Theaterrollen statt, besonders für die, bei denen gesungen wird. „Das ist inzwischen ein Selbstläufer. Viele Schüler wollen mitmachen“, erklärt Bernadette Latka, Leiterin der Theater-AG und gleichzeitig Gesamtleiterin des Projekts. Seitdem wird eifrig geprobt.
„Seid frech und verrückt!“
Da gibt es Affen, Geier und Löwen, natürlich Mowgli und Balu und die anderen bekannten Figuren der Geschichte. Bei Latka sind gerade die Affen voll in Aktion. „Seid frech und verrückt!“ Diese Regieanweisung lassen sich die Jungs nicht zweimal sagen und umgarnen den völlig verdutzten Mowgli. Andere Mitglieder der Theater-AG, die gerade nicht an der Reihe sind, nutzen das gesamte Areal, um Text zu lernen.
Im Rittersaal probt währenddessen der Chor mit Leiterin Annika Kegelmann. Die Schülerinnen und Schüler singen auswendig und hoch konzentriert. Später muss das Ganze dann noch mit den Solisten zusammengefügt werden. „Die Lieder sind nicht einfach zu singen, aber uns haben die Musik und die Leichtigkeit der Erzählung angesprochen“, erklärt Latka die Auswahl des Musicals, das dem erfolgreichen „Peter Pan“, das die Schule vor zwei Jahren aufführte, jetzt folgen wird.
Wenn man im Hof weitergeht, trifft man auf verschiedene Gruppen von Tänzerinnen. „Wir haben gerade Pause“, erklärt Corina Grimm, die die Tanz-AG leitet. Das hält die eifrigen Schülerinnen aber nicht davon ab, weiter Choreografien zu proben. Insgesamt neun Tänze wird es bei der Aufführung geben, die sich Grimm, teilweise gemeinsam mit den Mädchen, ausgedacht hat. Zurück im Proberaum zeigen diese, was sie mit Beweglichkeit und Konzentration alles auf die Beine stellen.
Auch Aktive im Hintergrund sind für den Erfolg wichtig
Noch eine vierte Arbeitsgemeinschaft ist Teil der „Musical-Familie“. Auch wenn sie eher im Hintergrund agiert, ist sie für das Gelingen des Projekts ganz wichtig: Die Bühnenbild-AG, die unter Leitung von Antje Zimmermann gerade Schnur um große Reifen wickelt. Man darf gespannt sein, mit welchen kreativen Ideen sie den Dschungel in Szene setzen werden.
Kurz vor der Heimreise dann der große Moment: Alles wird in einem Durchlauf zusammengesetzt und die einzelnen Gruppen lernen, sich miteinander ab- und aufeinander einzustimmen. Dafür, dass dies technisch alles wie am Schnürchen läuft, ist Musiklehrer Chris-Patrick Schöffler mit seiner Veranstaltungstechnik-AG zuständig.
„Die drei Probentage sind immer sehr effektiv. Es entsteht eine Power, die Gruppe wächst zusammen. Man merkt aber auch, woran man noch arbeiten muss“, zeigt Latka die Bedeutung dieser besonderen Auszeit vom Schulalltag auf. Ermöglicht wird diese durch eine Spende des Fördervereins der Schule, der die Übernachtungskosten übernimmt.
Konzentration, Einsatz und Leidenschaft
Konzentration, Einsatz, Leidenschaft – Fähigkeiten, deren Fehlen man bei Schülern oft bedauert, kommen bei dem Musical voll zum Tragen. Und dazu kommen Lehrer, die sich ihre Begeisterung bewahrt haben, für das Projekt brennen und weit mehr einbringen als „0815-Unterricht“. Der Spaß kommt bei der Arbeit aber natürlich auch nicht zu kurz, etwa beim gemeinsamen abendlichen Karaoke-Singen.
„Es tut den Schülern einfach gut, gibt Bestätigung. Ich erlebe Kinder, die sich am Anfang nicht viel zutrauen und dann im Verlauf der Musicalproben über sich hinauswachsen“, beschreibt Latka den pädagogischen Gewinn der Aktion weit über eine schöne Aufführung hinaus. Sie ist überzeugt: „Das ist ein Highlight aus ihrer Schulzeit, das die Teilnehmenden nie vergessen werden. Sie werden noch als Großeltern ihren Kindern davon erzählen.“
Doch zuvor werden sie im November bei den Aufführungen sicherlich bleibende Eindrücke bei den Zuschauern hinterlassen, die sie in die Welt des Dschungels von Rudyard Kipling begleiten. Neben einer internen Schüleraufführung wird es drei öffentliche Vorstellungen geben, bei denen jeder das Ergebnis dieser zweijährigen Probenarbeit genießen kann.
Die Aufführungen des Musicals „Das Dschungelbuch“ finden am 20. bis 22. November in der Aula Alte Steige statt. Beginn ist am 20. und 21. November um 18.30 Uhr sowie am 22. November um 18 Uhr. Karten sind im Vorverkauf in der Schule und an der Abendkasse erhältlich.
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