Workshop an der Comenius Realschule - „Robeat“ führt Siebtklässler in sein Metier ein / Robert Wolf hat Teilnehmer schnell auf seiner Seite

Beatboxer hat sein Instrument stets dabei

Von 
Birger-Daniel Grein
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Beatboxer Robert Wolf aus Essen beim Workshop mit Schülerinnen der siebten Klasse an der Comenius Realschule Wertheim. © Birger-Daniel Grein

Der bekannte Essener Künstler Robert Wolf führte Siebtklässler der Comenius Realschule in die Kunst des Beatboxings ein. Die Fränkischen Nachrichten waren dabei.

Bestenheid. „Ich will die Schüler für das Beatboxen begeistert“, sagt Workshopleiter Robert Wolf aus Esslingen vor Beginn des Kurses im Musiksaal der Schule im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. Per Los wurden drei siebte Klassen für den Kurs ausgewählt, die jeweils einen einstündigen Workshop mit dem bekannten Profi absolvieren dürfen.

Für diese Jahrgangsstufe hat sich die Schule entschieden, da es in ihr keinen Musikunterricht gibt und man den Jugendlichen dennoch ein besonderes musikalisches Event bieten wollte.

Bekannt ist Wolf unter seinem Künstlernamen „Robeat“. Mit 13 Jahren war er über einen Freund zum Beatboxen bekommen. Bereits als Realschüler trat er mit seiner Kunst bei großen Veranstaltungen auf.

Den Durchbruch schaffte er im Jahr seines Schulabschluss 2007 als er ins Finale der Castingshow „Das Supertalent“ kam. Seither lebt er vom Beatboxen.

Unter anderem wirkte er bei bekannten Shows und Musicals mit, hatte eine eigene TV-Sendung und war Teilnehmer bei der Beatbox-Weltmeisterschaft.

Seit acht Jahren veranstaltet er zudem seinen eigenen Nachwuchswettbewerb, den „Robeat-Award“. Sein Hauptaugenmerk liege bei den Auftritten, berichtet er gegenüber den Fränkischen Nachrichten.

Dennoch bietet er im Jahr durchschnittlich sechs bis zwölf Workshops an Schulen an. „Das ist mein gesellschaftliches Engagement“, sagt er. In der Wertheimer Realschule war er bereits 2017 zu Gast.

Instrument immer dabei

In den Workshops sollen die Jugendlichen das Beatboxen aktiv kennenlernen und etwas mitnehmen. Außerdem sollen sie erleben, was dabei möglich sei, erläutert er.

„Beim Beatboxen kann man eigene Musikideen sofort nach außen tragen, den man hat sein Instrument immer dabei“, schwärmt er. Außerdem begeistere es die Zuhörer. Mit dem Begriff Beatboxen können an der Realschule alle Schüler etwas anfangen, die wenigsten haben es aber schon live erlebt. So sind sie vom Rhythmus und der Tonvielfalt, die Robeat darbietet, beeindruckt.

Beim fetzigen Rhythmus wippen viele mit. „Beim Beatboxen gibt es viele verschiedene Stile“, erläutertert der Künstler. Man brauche eine Basis und müsse dann mit immer mehr Tönen üben, die sich zu einem Beat verbinden lassen.

„Jeder Mensch lernt die verschiedenen Geräusche unterschiedlich schnell. Aber jeder kann sie lernen“, betont er. Für einen bestimmten Ton habe er selbst rund eineinhalb Jahre üben müssen.

Er wolle im Workshops nur Tipps geben. „Wenn ihr einen eigenen Weg findet, wie ihr es besser machen könnt, nutzt ihn!“, empfiehlt er den Schülern. Wichtig sei es, dranzubleiben und regelmäßig zu üben.

Von Anfang an animiert Wolf die Wertheimer Realschüler zum Mitmachen. Anfangs halten sich die meisten jedoch schüchtern zurück. „Traut euch und macht einfach!“, ruft er den Jugendlichen zu.

Dies sei nicht nur ein Element der Musik, sondern generell im Leben wichtig. „Es ist das Beste wenn ich bin, wie ich bin“, ergänzt er. Man brauche sich nicht vor anderen zu schämen. „Probiert das Beatboxen einfach aus!“, motiviert er die Schüler.

Es gebe in Deutschland nur wenige professionelle Beatboxer, dies wolle er ändern. Frauen gebe es in diesem Profibereich noch gar keine, bedauert er. „Dabei ist das ein toller Beruf mit dem man auch Cash machen kann“, verspricht er.

Im Laufe des Workshops werden die Schüler dann immer lockerer und machen mit. „Beatboxen kann man ohne Unterricht lernen. Legt einfach zu eurer Lieblingsmusik los!“, gibt er einen wichtigen Tipp.

Außerdem könne man einen Freund, der ein Instrument spielt mit Beatboxen begleiten. Dass dies äußerst cool klingt, beweist er, als er mit dem Klavier einen beatboxenden Siebtklässler begleitet.

Die erste Übung ist das „P“. Dabei gilt es, die Lippen zusammenzupressen und den Laut zu erzeugen. „Wichtig ist es, das Ganze mit Kraft zu machen, sonst schlafen euch die Zuschauer ein,“ erzählt Wolf.

Tiere helfen beim Merken

Es folgt das „Z“ als Zischlaut. Der Beatboxer reicht das Mikro immer wieder an die Jugendlichen weiter. Beim „K“ gelte es an „Kola oder King Kong ohne ing und ong“ zu denken. Beim Merken der Töne für Rhythmen helfen den Teilnehmern besondere „Tiere.“ Da ist zum Einstieg die „Pizzakatze“. Es folgt die „Popokatze“ wobei die Buchstaben „PPKZ“ betont werden.

24-Stunden-Beat

Für das „ZPKZ“ dient die „Zipakatze“ als Merkwort. Als Rhythmusübung nutzt Robeats die Worte „bitte die kaputte Katze“.

Betont man hier die richtigen Buchstaben entsteht schon ein ansprechender Beat. Die Reste der Wörter hingegen werden geflüstert. Der Kursleiter zieht die Jugendlichen schnell auf seine Seite und alle haben viel zu lachen.

Damit das Einatmen nicht auffalle, würden Beatboxer auch dieses mit einem Geräusch verbinden, verrät er ein weiteres Geheimnis. „So kann man 24 Stunden Dauerbeatboxen.“ Das Luftholen könne man beispielsweise mit „Kch“ oder „KL“ verbinden.

Im Laufe des Workshops werden die Beats der Schüler immer weiter verfeinert und ergänzt. Bei manchen der Jugendlichen erkennt Robeat auch großes Potential für das Beatboxen.

Die Schüler wollen sich auch am schwierigen Geräusche der „Grille“ versuchen. Dazu sind einige Vorübungen, unter anderem die Töne der „Teekanne“, nötig.

Die Zeit vergeht wie im Flug und die Jugendlichen haben viel Spaß. Zum Abschluss zeigt Robeat allen eine Profishow.

Was ein Beatboxer macht

Beim Beatboxen produziert der Künstler mit dem Mund rhythmische Klänge, die jenen von Schlagzeug- und anderen Percussionsinstrumenten gleichen.

Der Fokus liegt dabei auf die en verschiedenen Klangmöglichkeiten der Konsonanten, wohingegen sich normalerweise die herkömmlichen Sangeskünstler eher mit Vokalen beschäftigen.

Der Begriff „Beatboxing“ bezieht sich auf in den 80er Jahren populären Schlagzeugcomputer, die seinerzeit von vielen Hip-Hop-Künstlern als Rhythmusbasis genutzt wurden. So imitieren die Beatboxer digitale Klänge mit menschlichen Mitteln, ohne Instrumente zu nutzen. wei

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