Der Bahntunnel bei Waldenhausen/Reicholzheim wird in den kommenden zwei Jahren grundsaniert. In der Sitzung des Ortschaftsrats informierte die Westfrankenbahn über die Arbeiten.
Waldenhausen. Schon seit 150 Jahren gibt es den Eisenbahntunnel bei dem Dorf an der Tauber. Mit umfangreichen Sanierungsarbeiten wird dieser nun gesichert und fit gemacht für die Zukunft. Denis Kollai, Infrastrukturchef und Sprecher der Geschäftsleitung der Westfrankenbahn, informierte am Dienstag im Mehrzweckgebäude Waldenhausen über die Arbeiten und deren Auswirkungen auf die Dorfbewohner.
Bei der Bahninfrastruktur im Bereich Reicholzheim und Waldenhausen habe sich in den weiteren vergangenen Jahren wenig getan, räumte er ein. 2016 stellte man fest, dass sich der Sandstein der Tunnelportale vom Felsen löste. So erfolgte die Handsicherung und Portalsanierung. Im weiteren Verlauf folgten regelmäßige Kontrollen des Tunnelinneren, auch hier sah man Handlungsbedarf.
Barrierefreier Zugang
Neben der Tunnelsanierung werden ein barrierefreier Zugzugang an der Bahnstation Reicholzheim sowie die Sanierung von Schienen, Schwellen und Trassenunterbau zwischen den beiden Dörfern angegangen. „Ab Ende des Jahres fahren nur noch barrierefreie Züge“, versprach Denis Kollai.
Im Tunnel wurden in den 1930er und 1950er Jahren Teilstück saniert, aber alle damals unberücksichtigten Tunnelteile würden nun keine zwei Jahre mehr halten. Insgesamt wird die Tunnelsanierung 16 Millionen Euro kosten, die komplett aus Bundesmitteln finanziert werden.
Dabei bekommt der Tunnel eine komplett neue Innenschale. Der Bau erfolgt während des laufenden Betriebs. So erfolgen die Betonarbeiten bei Nacht, um die Strecke tagsüber nutzen zu können. Zuerst wird das Gleis im Tunnel ein Stück verrückt, dann die neue Innenschale eingebaut und anschließend das Gleis auf seine Endposition gebracht.
Da der Tunnel 550 Meter lang ist, muss zudem eine ganze Reihe Sicherheits- und Rettungstechnik eingebaut werden. Die Grenze für diese Verpflichtung liegt bei 500 Meter Länge. So wird ein Evakuierungsweg mit Handlauf entlang der Tunnelwand geschaffen. Es wird eine Notbeleuchtung gegeben sowie eine Anlage zur Notfallkommunikation. Außerdem schafft man außerhalb des Tunnels einen Sammelplatz für Evakuierungen und Stellplatz für die Feuerwehr.
Spatenstich im September
Aktuell befindet man sich in der Genehmigungsphase, zu der auch die Bürgerinformation gehört. Es folgt eine europaweite Ausschreibung für deutschsprachige Fachfirmen. Der Spatenstich soll im September 2018 erfolgen, der Baubeginn dann im Oktober.
Peter Hofstetter von der Ingenieurgesellschaft ICW in Veitshöchheim präsentierte die von ihm erstellten Pläne. Der sanierte Tunnel werde technisch zu hundert Prozent einem Neubau mit einer Haltbarkeit von hundert Jahren entsprechen. Prämissen bei der Maßnahme seien gewesen, Arbeiten am zerklüfteten Gebirge, da s den Tunnel umgibt, zu vermeiden.
Weiterhin wird man die denkmalgeschützten Portale in ihrer jetzigen Ausprägung erhalten und aus bautechnischen Gründen auf den Einsatz von Spritzbeton verzichten. Die Innenverschalung wird mit geschaltem Beton erfolgen, wie er auch beim Hochbau zum Einsatz kommt. Dieser wird vor Ort hergestellt.
Die Kernarbeiten sollen vom 1. Oktober bis April 2020 erfolgen, danach werden bis Ende 2020 Arbeiten im Bereich der Tunneltechnik folgen.
Die Hauptvorbereitungsflächen für die Baumaßnahmen wird beim Portal an der alten Mühle errichtet. Die Anlieferung der meisten Baumaterialien läuft somit über den Talweg. Am Vorbereitungsplatz wird das Material auf einen Zug umgeladen und damit in den Tunnel gebracht. Ein kompletter Transport per Schiene nach Waldenhausen sei nicht möglich, da die Materialien sonst direkt in Wertheim umgeladen werden müssten, was verkehrstechnisch zu ungünstig sei.
Nur ein kleinerer Teil des Baumaterials wird über den Rüdenholzweg zu einer weiteren Einrichtungsfläche angeliefert. Der benötigte Stahl wird tagsüber gebracht. Hier reiche rund ein Lastwagen pro Woche. Die insgesamt 4275 Kubikmeter Beton müssten jedoch frisch bei Nacht angeliefert werden. Hofstetter rechnete mit drei Lkws, die nachts durch den Talweg fahren müssen. „Die Lärmbelästigung dürfte sich in Grenzen halten“, meinte er. Das eingesetzte Bauverfahren sei ganz neu und wurde zusammen mit zwei Hochschulen entwickelt. „Wir arbeiten hier auf technisch ganz neuen hohen Niveau.“
Haushaltsmittel angefordert
Ortsvorsteher Nils Ries stellte erfreut fest: „Toll, dass die Westfrankenbahn hier soviel Geld investiert. Davon profitieren alle.“ Die zeitlich begrenzte Belastung durch die Baustelle werde man dafür hinnehmen können.
Weiteres Thema waren die Haushaltsmittelanforderungen für 2019. Größte Maßnahmen in diesem und nächstem Jahr wird die lang ersehnte Sanierung der Kirchäckerstraße sein. Dafür sind in diesem Jahr 200 000 Euro und 2019 228 000 Euro im Haushalt eingestellt. Hinzu kommen 48 000 Euro für ein neues Beleuchtungskonzept. Wie Achim Hörner von der Stadtverwaltung erklärte, sind die Planungen schon vergeben. Die Ausschreibung der Gewerke soll im Winter erfolgen, Baubeginn soll dann im Frühjahr 2019 sein.
Einstimmig beschloss der Ortschaftsrat folgende Priorisierungen für die Mittelanforderung 2019: Sanierung Kirchäckerstraße, neue Küchenschränke und Arbeitsplatten für die Küche im Mehrzweckgebäude, Sanierung Steigäckerstraße, Sanierung Steige, diverse Straßenbeleuchtungen und Hangsicherung am Talweg.
Im Ortschaftsrat notiert
Im Rahmen der Wohnungsmarktuntersuchung wurde in Waldenhausen Bedarf an weiteren Bauplätzen festgestellt. Einstimmig stimmte der Ortschaftsrat in nichtöffentlicher Sitzung dem Vorschlag der Stadtverwaltung zur Aufstellung eines Bebauungsplans für die Ausweisung eines Wohnbaugebiets „Am Felderflur“ zu. Hier können zirka sechs bis sieben Bauplätze entstehen.
Positiv sieht das Gremium die Arbeiten der Telekom, das Dorf ans Glasfasernetz anzuschließen, um schnelleres Internet zu ermöglichen. Allerdings brachte man erfolgreich einige Änderungswünsche für die Arbeiten ein. Weil die Baubereiche in der Taubergasse und im Mühlwörtweg sowie Steige die neueste Straßendecke des Dorfs haben, soll der Belag nicht aufgerissen werden. Nun wird man baulich von der Brücke kommend unter dem Gehweg bleiben und nur im Bereich der Kellertür vor der ehemaligen „Krone“ einen kleinen Bereich der Fahrbahndecke öffnen und neu asphaltieren. Ab der Kreuzung Kirchäckerstraße/Talweg/Steige bis zum „Am Junker“ soll das Kabel unter dem Gehweg verlegt werden, so dass nur den Einmündungen Arbeiten auf der Straße erforderlich sind.
Dank sprach Ortsvorsteher Nils Ries dem Angelverein Waldenhausen aus. Dessen Mitglieder, darunter viele Jugendliche, hatten Ende März die Tauberufer von Schmutz und Unrat befreit und die angrenzenden Straßenraine gesäubert. Dabei kamen rund 13 Säcke Müll zusammen.
Bei Besprechungen von Ortschaftsrat, Vereinsvorständen, Kirchengemeinde und kommunaler Kindergarten hat man Handlungsbedarf in Sachen Veranstaltungen im Dorf festgestellt. Durch Überalterung verringere sich die Zahl der Helfer. Auch die Zahl der Veranstaltungsbesucher nehme teilweise ab. Die Kräfte sollen zukünftig stärker gebündelt werden.
Um herauszufinden, wie die Waldenhausener ihr Dorf sehen und wie es sich in den nächsten fünf bis 15 Jahren entwickeln soll, gibt es eine Befragung. An dieser können alle Bewohner ab 14 Jahren teilnehmen. Der Fragebogen wird in den nächsten Wochen an die Haushalte verteilt. Die Befragung erfolgt anonym. Die Bögen sollten bis 20. Mai bei der Ortsverwaltung abgegeben werden. Erste Ergebnisse sollen beim Dorffest am 30. Juni vorgestellt werden. bdg
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