Im Glasmuseum

Ausstellung beleuchtet 75 Jahre Glasindustrie in Wertheim

Zwei Sonderausstellungen beschäftigen sich bis 6. Januar mit den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Werkstoffs.

Von 
Birger-Daniel Grein
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Eine Sonderausstellung im Glasmuseum widmet sich der Glasverarbeitung in Wertheim in den letzten 75 Jahren. © Birger-Daniel Grein

Wertheim. Seit 75 Jahren ist die Glasindustrie in Wertheim fest verankert. Ihre Ursprünge liegen in Thüringen. Von dort kamen die Unternehmen in die Main-Tauber-Stadt. 1949 erfolgte die Gründung des Glaswerks Wertheim. Rudolf Brand, Dr. Fritz Friedrichs, Josef Friedrichs, Dr. Hans Löber und Carl Zitzmann, allesamt Glasfachleute aus Thüringen, hatten beschlossen, in Wertheim eine Glashütte zu errichten. Damit wollte man die nach dem Zweiten Weltkrieg dort niedergelassenen Thermometerhersteller und die aus dem Osten zuströmenden Glasproduzenten mit Rohware beliefern. Am 19. April 1950 erfolgte die erste Glasschmelze im Wertheimer Glaswerk. „Die gesamte Belegschaft wartet auf das Ergebnis. Um 5 Uhr morgens können Glasmacher und Röhrenzieher ihre Arbeit mit gut durchgeschmolzenem, blasenfreiem und gut entfärbtem Glas beginnen“, heißt es in der Chronik des Glasmuseums dazu. Zu den ersten, Glas verarbeitenden Betrieben in Wertheim gehörten die Firmen Alfi, Amarell, Brand, Graf, Helios, Normschliff und Schneider. „Nur kurze Zeit später belieferte das Glaswerk Wertheim rund hundert Glas verarbeitende Betriebe mit Rohglas und Halbfabrikaten“, heißt es weiter. In den 1970er Jahren arbeiteten in der Wertheimer Glasindustrie etwa 3.000 Menschen, heute sind es ungefähr 1700. 1973 beschloss der erste Geschäftsführer des Glaswerks, Glasphysiker Dr. Hans Löber die Vielseitigkeit des Werkstoffes Glas der Öffentlichkeit vorzustellen. Er gründete einen Verein, der um 1976 das Glasmuseum Wertheim eröffnete.

Vielfalt des Werkstoffs wird sichtbar

Dort wird die Vielfalt des Werkstoffs in Haushalt, Technik, Forschung und Kunst sichtbar. Aktuell gibt es im Museum gleich zwei Sonderausstellungen, die die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten zeigen. Dem 75-Jahr-Jubiläum der Glasindustrie in der Stadt widmet man im Erdgeschoss eine Ausstellung rund um die Glasprodukte, die noch heute in Wertheim hergestellt werden. 17 Unternehmen der Glasverarbeitung sowie die Firma Zippe als Hersteller von Glasgemengeanlagen aus der Main-Tauber-Stadt haben dafür Leihgaben zur Verfügung gestellt. Die Vielfalt der Ausstellungsstücke reicht von Thermometern und vielfältigen Laborgeräten aus Glas über Glasbehältnisse wie Ampullen und Thermoskannen bis zu Glastrinkhalmen, Glasfließ und Kunst aus Glas. Gezeigt wird beispielsweise ein Glasblock mit einer 3D-Lasergravur der Wertheimer Burg. Bei der Ausstellung erfahren die Besucher auch einiges über die Unternehmen sowie die Herstellungsverfahren der Produkte.

Weitere Ausstellung widmet sich der Glaskunst

Eine weitere Ausstellung widmet sich der Glaskunst. Auch dieses Thema ist wichtiger Bestandteil des Ausstellungskonzepts. Im zweiten Obergeschoss zeigt die Sonderausstellung „Funkelnde Träume – glitzernder Glasperlenschmuck“ deutlich, wie vielfältig Schmuckstücke aus Glas sein können. Bei manchem muss man genauer hinsehen, um den Werkstoff bei den beeindruckenden Objekten zu erkennen. Die gezeigten Stücke stammen aus den Sammlungen von Privatpersonen und einem Unternehmen. Sie zeigen Werke aus verschiedenen Jahrzehnten und blicken so auf 100 Jahre Modeschmuck zurück. Die Sammler schenkten dem Museum die Stücke. Die Werke stammen aus den Sammlungen von Monika und Bernd Bergander, der 1995 geschlossenen Firma Prade aus Schwäbisch Gmünd (Sammlerin Marianne Döbbelin) sowie Silke Westerweller. Ein Begleitheft informiert über Stücke und Sammler.

Museumsleiterin Heike Baumann berichtete, alle Sammler seien von sich aus auf das Glasmuseum zugekommen. „Wir vermuten, sie wurden durch das Wertheimer Glasperlensymposium auf uns aufmerksam.“ Die Vorbereitungen der Glasperlenausstellung seien aufwendig gewesen, sagte sie. Sie habe darin auch ihre persönlichen Lieblingsstücke. Dazu gehören bunt verzierte Perlen, deren Motive nicht gemalt sind, sondern mithilfe von Glasfäden aufgeschmolzen wurden. Auch die Glasperlencolliers gefallen ihr sehr.

Beide Ausstellungen sind noch bis 6. Januar zu sehen. Baumann freute sich über einen erfolgreichen Verlauf des diesjährigen Sommers im Museum. „Die Besucherfrequenz ist gut, man merkt die Ferien.“ Es kämen trotz der Wärme viele. Zu den Gästen gehörten unter anderem viele Familien und Radfahrer, aber auch Schiffstouristen. Auch Aktionen wie die Teilnahme an Schoppen und Schöppeln wurden gut angenommen. Die Museumsleiterin erklärte weiter, das Museumsteam suche vor allem für die Wochenenden Unterstützung an der Museumskasse. Die Anstellung erfolge auf Basis geringfügiger Beschäftigung und sei auch für ältere Schüler sowie Studenten gut geeignet. Außerdem sucht man Unterstützer für Führungen in Deutsch und Englisch.

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