Wertheim. Schauplatz eines großen Konzerts mit J.B.O. war am Samstagabend die Wertheimer Burg. Die Kult-Unikate der deutschen Musiklandschaft verzückten eine rund 1000-köpfige Fangemeinde.
„Weil die geil sind.“ Mit diesem einfachen Satz „begründeten“ Besucherinnen und Besucher ihren Konzertbesuch. Die Musiker von J.B.O. verbreiten seit 1989 ihre Botschaft „Habt Spaß! Spaß ist lebenswichtig!“ und sind dabei in ihrer rosaroten Montur unterwegs. Hannes „G. Laber“ Holzmann (Gesang, E-Gitarre), Veit „Vito C.“ Kutzer (Gesang, E-Gitarre), Ralph Bach (Bass) und Wolfram Kellner (Schlagzeug) verwandelten das Wertheimer Wahrzeichen gemeinsam mit dem Publikum in einen Hort gelebter Fröhlichkeit.
Im Stil des „Lieds der Schlümpfe“ schallte die Frage „Sagt mal, wo kommt ihr denn her? über den Burggraben. „Aus Erlangen bitte sehr!“, hieß es dann, gefolgt von „Muss es denn sein, dass Eure Musik so laut ist? Damit keiner merkt, dass alles nur geklaut ist.“ Die Band spielt gerne Cover-Versionen bekannter Stimmungslieder aus der Rock- und Pop-Musik, wandelt die Texte auf amüsante Weise ab und interpretiert die Lieder im Stil des Metal.
Ein Fan brachte es auf den Punkt, als er den Sinn für Humor von J.B.O. beschrieb: „Sie nehmen sich selbst nicht ernst und auch nicht andere Akteure der Szene.“ Gut gelaunt war auch das Publikum. So erklärte etwa eine Besucherin, sie habe ihren Begleiter mitgenommen, „weil seine Frau mich dafür bezahlt hat“, und wandelte schmunzelnd weiter in die begeisterte Menge.
Auch „Aber dennoch hat sich Bolle“ wurde leicht verfremdet widergegeben mit Wortschöpfungen wie „Bolle wollte letzten Samstag auf eine Party geh’n, doch blieb ihm auf dem Weg dorthin sein Auto plötzlich steh’n. Ein Laster kam von hinten, ist mit ihm kollidiert. Aber dennoch hat sich Bolle ganz köstlich amüsiert.“
J.B.O. gab ohne Pause Gas wie bei „Gib Gas“ von „Markus“, einem leicht modifizierten Hit der „Neue Deutschen Welle“. Nun hieß es: „Das Leben ist schon schwer genug, da find ich richtig feiern klug, ich will Spaß, ich geb’ Gas, ich geb’ Gas“. Ein klares „ich sag’ J.B. – und ihr sagt O“ gab die Richtung vor, die rhetorische Frage „Könnt ihr noch singen?“ fand mit einem deutlichen „Yeah, Yeah, Yeah“ einen deutlichen Widerhall.
Mitsingen konnten wahre J.B.O.-Fans sicherlich auch bei „Ich stehe morgens auf, es ist halb drei. Die Birne tut mir weh, ich könnte speien. Als Erstes haue ich mir den Fuß an meinem Nachttisch an, dann stolpere ich über das Telefonkabel und reiß’ es aus der Wand.“ Danach hieß es „Heut’ ist ein guter Tag zum Sterben, so macht das Leben keinen Spaß, bevor die Zähne ich mir ausbeiße, beiße ich lieber gleich ins Gras.“ Es muss ja nicht gleich sein. „30 Jahre Blöedsinn“ , wie J.B.O. ihr Tun selbst beschreiben, mündete in begeistert aufgenommenen Werken wie „Alles nur geklaut“, einst gesungen von „Die Prinzen“. So tönte es von überragender Stelle „Wir haben einen Hit, die halbe Nation kennt ihn schon, und alle singen mit, das mit dem guten Tag, an dem ich sterben mag.“ Und weiter: „Doch in unserm Repertoire ist eig’ne Geistesleistung rar, darum ist auch dieser Refrain vorhersehbar. Denn das ist alles nur geklaut, das ist alles gar nicht uns’re, das ist alles nur geklaut, nur mit Metal und Gegrunze, das ist alles nur geklaut und gestohlen und gecovert und geraubt, Entschuldigung, das hab’n wir uns erlaubt.“
Die Fangemeinde sang, grölte, jubelte stetig mit, war mittendrin in ihrem Element. „Ich glaub’ ich spinn’! Verraten und verkauft ich bin! Mei Alde is’ im Playboy drin!“ dröhnte es von exponierter Stelle im Stil der „J. Geils Band“, begleitet auch von einem Anflug des Beatles-Titels „Hey Jude“. Die Spaßrocker von J.B.O. machten auch hier mit ihrem verschmitzt-schelmischen, oftmals leicht hintergründigen Humor die Musiklandschaft ein buntes Stückchen reicher.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/wertheim_artikel,-wertheim-auf-der-wertheimer-burg-spass-botschaft-kam-an-_arid,1971848.html