FN-Serie „Mein schönster Platz“

Am Main in Bettingen ist immer Leben

Songrit Breuniger kann sich keinen besseren Ort zum Leben vorstellen. Die gebürtige Bettingerin hat ihre Heimat nie verlassen. Die Antwort auf die Frage, wo Bettingen am schönsten ist, fällt ihr leicht: am Mainufer.

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Katharina Buchholz
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Ein echtes Idyll zum Entspannen: Die Bettingerin Songrit Breuninger am Ufer der Mains. © Katharina Buchholz

Bettingen. Die Sonnenstrahlen, die durch das grüne Dach der Platanen fallen, malen helle Flecken auf den Asphalt des Fuß- und Radwegs. Der Main fließt sanft am Ufer vorbei, auf der anderen Seite des Flusses erhebt sich das Kreuzwertheimer Himmelreich. „Gucken Sie mal, wie idyllisch es hier ist. Es gibt keine andere Ortschaft, die so etwas hat“, schwärmt Songrit Breuninger.

Die Ortsvorsteherin sitzt in einem blau-weißen Sommerkleid am Bettinger Mainufer. Ihr Fahrrad hat Breuninger neben sich auf der Wiese abgestellt. Im Alltag schafft es die 64-Jährige nur selten auf eine der zahlreichen Sitz- und Liegebänke ihres Lieblingsplatzes. „Dafür habe ich wenig Zeit, aber meine Hausstrecke beim Walking führt hier entlang“, erzählt sie. Zwei- bis dreimal pro Woche am Morgen oder am frühen Vormittag ist Breuninger zu Fuß am Mainufer unterwegs. „Wenn ich früh dran bin, liegt der Main ganz ruhig da. Dann spiegeln sich die Bäume so schön im Wasser“, beschreibt sie ein Naturschauspiel, in dessen Genuss nur Frühaufsteher kommen.

Hoher Erholungswert

Doch auch tagsüber bietet das Areal entlang des Radwegs hohen Erholungswert. „Bei uns am Main ist immer Leben“, sagt Breuninger und sieht sich mit einem zufriedenen Lächeln um. Auf dem kleinen Parkstreifen nebenan stehen mehrere Campingfahrzeuge, deren Insassen auf der Wiese Rast machen. Vom nahe gelegenen Spielplatz tönen Kinderstimmen herüber. Eine Familie hat sich mit Decken unter einem der großen Bäume niedergelassen. Der Vater wirft die Angel aus.

„Das ist wie Fernsehen“, kommentiert Breuninger, während ein älteres Paar auf seinen Rädern an der Bank vorbeifährt. Sie steuern direkt auf eine Kolonie laut schnatternder Nilgänse zu, die sich an diesem Vormittag in großer Zahl auf der Wiese – und einige auch auf dem Radweg – tummeln. „Mmmh“, verfolgt Breuninger gespannt das Geschehen. „Die Gänse und die Anten“, stimmt der Radler vergnügt die Vogelhochzeit an. Die Tiere machen den Weg frei. „Heute sind es besonders viele, sicher 50 Stück“, überschlägt die Ortsvorsteherin die Anzahl der Vögel.Die Nil- und Kanadagänse leben seit einigen Jahren am Main und sind wegen ihrer Hinterlassenschaften nicht sehr beliebt. „Vor allem wenn die Kinder barfuß laufen möchten, stört der Kot“, bedauert Breuninger. Wer den Tieren zu nahe komme, riskiere zudem, angefaucht zu werden. Da sind den Bettingern ihre Feldhasen, die auf dem ehemaligen Gelände der Schweizer Stuben leben, viel lieber.

Vertreiben lassen sich die Bewohner der Ortschaft und ihre Gäste durch die Vögel jedoch nicht. Der Main ist zu jeder Tageszeit ein Treffpunkt: ob zur Mittagspause oder am Abend. „Dass wir seit einigen Wochen wieder eine Kneipe haben, belebt das Mainvorland zusätzlich“, beschreibt Breuninger, die bei der Frage, zu welcher Jahreszeit sie am liebsten am Main Zeit verbringt, nur kurz überlegen muss. „Im Frühjahr und im Sommer“, sagt sie. Durch den Baumbestand findet sich immer ein schattiges Plätzchen. Die Bäume und die Nähe zum Wasser sorgen zudem für angenehme Kühle. „Im Herbst fällt nur sehr viel Laub an, das nicht von selbst verrottet“, nennt die Ortsvorsteherin einen Nachteil der alten Platanen. Aus diesem Grund wurden in der Allee einige der Bäume bereits gegen Buchen ausgetauscht. „Das war eine der Aktionen meiner letzten Amtszeit“, erinnert sich Breuninger.

Die 64-Jährige bekleidete von 1999 bis 2020 und damit fast 20 Jahre lang das Amt der Ortsvorsteherin, bevor sie sich vor fünf Jahren zurückzog. „Damals habe ich die Wahl ganz unbedarft angenommen. Ich musste vieles neu lernen und bin bei manchem ins kalte Wasser gesprungen“, blickt sie auf ihre Anfangsjahre zurück. Beispielsweise stand kurz nach ihrem Amtsantritt das Fest zum 125. Jubiläum der örtlichen Feuerwehr an, das schließlich gemeinsam mit dem 1200-jährigen Bestehen des Dorfes zwei Tage lang gefeiert wurde.

Feuerwehr häufig im Einsatz

Die Bettinger Wehr nimmt aufgrund der Lage des Dorfes unweit der Autobahnauffahrt zur A3 nach wie vor eine herausragende Rolle in der Ortschaft ein. „Unsere Feuerwehr ist nahezu wöchentlich und damit deutlich häufiger im Einsatz als andere Abteilungen“, stellt Breuninger heraus. Aus diesem Grund sei der geplante Neubau des Feuerwehrgerätehauses eines der für Bettingen wichtigen Themen der nächsten Jahre.

In ihrer neuen Amtszeit beschäftigen werden Breuninger die Entwicklung des Areals der Schweizer Stuben und die Umstrukturierung der Zufahrt zum Autohof mit einem Kreisverkehr. Wegen der finanziellen Belastungen, die durch das geplante Bürgerspital auf die Stadt Wertheim zukommen, äußert sich die Ortsvorsteherin nur vorsichtig. „Wir müssen sehen, was die Haushaltsklausur ergibt“, sagt sie.

Für Breuninger wiederholt sich in ihrer neuen Amtszeit auch Erfreuliches: Im Juni 2025 feiert die Feuerwehr ihr 150-Jahr-Jubiläum – die Vorbereitungen dafür laufen bereits. „Bettingen ist ein sehr lebendiges Dorf“, betont Breuninger angesichts der über 15 Vereine. Vom Gesangverein und dem Posaunenchor über TSV und Wassersportverein bis zur Hasenbühne und den Närrischen Sandhasen reicht das Angebot in der Ortschaft.

Aufregung um ein rotes Boot

„Oh, jetzt: Vorsicht!“, ruft Breuninger plötzlich. Die Nilgänse schnattern noch lauter als zuvor. Aufgeregt schlagen einige mit den Flügeln und laufen durcheinander. Auf dem Main nähert sich ein rotes Kanu. Die Fahrerin lenkt ihr Boot ruhig weiter, paddelt einige Meter am Ufer entlang bis zu einer kleinen Treppe. Dort steigt sie aus. Die Gänse haben sich beruhigt.

Songrit Breuninger lehnt sich zurück: „Ich bin hier geboren und kann mir nicht vorstellen, anderswo zu wohnen“, bekennt sie.

Info: Wandertipp: Songrit Breuninger empfiehlt, die Bettinger Umgebung mit dem Rad zu erkunden. Mit einem wunderbaren Blick von oben auf das Dorf werden Radler belohnt, wenn sie am Main in Bettingen stromaufwärts starten und dann Richtung Lindelbach abbiegen. Mit ihren Enkeln fährt die Ortsvorsteherin gerne nach Urphar zum dort aufgestellten Eisautomaten.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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