Reicholzheim. Ein Abend zum Thema Ahnenforschung stieß in Reicholzheim auf gute Resonanz. Das Ortsfamilienbuch (www.online-ofb.de/reicholzheim) ist schon einige Jahre im Internet einsehbar, doch der Ersteller des Verzeichnisses war kaum jemandem bekannt. Nun stellte Michael Masters vor Ort seine Arbeit vor.
Ortsfamilienbücher sind Verzeichnisse, die alle bekannten Familien eines Ortes zu einem bestimmten Zeitraum aufführen. Diese kurz OFB genannten Verzeichnisse gebe es im Umkreis etwa auch für Dörlesberg, Hundheim und Külsheim.
Wie kommt aber nun jemand mit dem Namen Masters, der bei Frankfurt lebt, dazu, ein derart ausführliches Verzeichnis für einen ihm scheinbar fremden Ort zu erstellen? Michael Masters gab die Antwort auf diese Frage: Sein Großvater wurde in Reicholzheim geboren, zog nach Norddeutschland, heiratete dort und wanderte dann nach New York aus. Sein Vater war Radiosprecher. Um es den amerikanischen Zuhörern einfacher zu machen, wurde der bis dahin deutsche Nachname in Masters geändert. Der „Ur-Reicholzheimer“ Name lautete Matzer.
Da sein Vater früh starb, hatte Michael Masters kaum Kenntnisse über die Herkunft seiner Familie. Bekannt war nur, wo der Großvater geheiratet hatte und dass er aus Baden stammte. So startete er eine Reise durch Standesämter und Kirchenbücher, bis er endlich den Herkunftsort seiner Familie ermitteln konnte: Reicholzheim im Taubertal.
Nun jedoch begann erst so wirklich die akribische Arbeit. Masters konnte recherchieren, dass es in Reicholzheim noch den Familiennamen Matzer gab. Er erhielt den Kontakt zu Hilda „Holly“ Riedl, eine geborene Matzer, die in der Ortsverwaltung tätig und zudem vertraut war mit den alten Schriftarten Kurrent und Sütterlin, die für Unkundige heute kaum zu entziffern sind. Es folgte die Sichtung von Kirchenbüchern, Gerichtsakten und Dokumenten. Es erwies sich als glückliche Fügung, dass die Ortspfarrer ab 1673 die Bücher sehr akkurat geführt hatten und sich in Bronnbach der Archivverbund mit vielen Quellen in unmittelbarer Nähe zu Reicholzheim befindet.
Michael Masters zeigte auch auf, wie er zu Beginn seiner Forschung als Mitglied im Bremer Familienforschungsverein „Die Maus“ mit weiteren genealogisch Interessierten mit Reicholzheimer Wurzeln aus Neuseeland, den USA und Frankreich die ersten Daten zusammentragen konnte. Er erzählte, wie er das erste Mal über Urphar nach Reicholzheim kam: Es sei für ihn, zuvor nicht einmal von der Ortschaft gehört hatte, wie Heimkommen gewesen.
Schnell habe ihn die Arbeit am Ahnenverzeichnis nicht mehr losgelassen. Aus dem ursprünglichen Vorhaben, seine Familiengeschichte aufzuarbeiten, sei schnell mehr geworden. Denn er habe sich in die Reicholzheimer Geschichte, ihre Familien und deren Verflechtung so sehr vertieft, dass am Ende ein Verzeichnis aller Reicholzheimer Familien, teils mit Hintergrundinformationen, entstand. Aus Datenschutzgründen dürfe das Verzeichnis allerdings keine aktuellen Daten enthalten.
Wie viel Hingabe in dem Werk steckt, zeigt die Tatsache, dass Masters über 20 Jahre lang geforscht habe. Seine Frau Marianne, die beim Vortrag als charmante Assistentin fungierte, berichtete, wie oft das Essen kalt geworden sei, weil ihr Ehemann in Urkunden und Aufzeichnungen versunken war.
Als Höhepunkt seines Schaffens sieht Michael Masters die gedruckte und gebundene Ausgabe des Ortsfamilienbuchs, das er auf Bitten des langjährigen Stadtarchivars Erich Langguth umgesetzt hat. Diesem und „Holly“ Riedl ist das Buch auch gewidmet.
Abschließend zählte der Referent auf, welche Aufgaben er noch für die Zukunft sieht. So gebe es weitere Kirchenbücher, die digitalisiert werden könnten. Und ohnehin kämen immer wieder neue Nachfahren oder neue Familien hinzu. Auch stellte er die Frage in den Raum, ob sich vielleicht aus der evangelischen Zeit Reicholzheims vor 1673 Kirchenbücher auffinden ließen. Diese müsse es seiner Ansicht nach gegeben haben. Der Verbleib dieser Dokumente sei jedoch aktuell offen.
Ein Anliegen hatte Michael Masters auch noch: Nach wie vor ist er auf der Suche nach Daten, Geschichten oder anderen Aufzeichnungen, die seine Vorfahren betreffen. Über Hinweise würde er sich freuen.
Heimatverein würdigt geleistete Arbeit
Michael Masters konnte mit seinem Vortrag die Zuhörer fesseln und für genealogisch Interessierte wertvolle Hinweise geben. Im Namen des veranstaltenden Heimatvereins Reicholzheim sprach Karl Köhler ein Dankeschön für den Vortrag, aber insbesondere auch für die geleistete Arbeit aus. Es sei deutlich geworden, dass Michael Masters im Herzen Reicholzheimer ist.
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