„8er-Rat“

Achtklässler haben für Wertheim viele Ideen

184 Schülerinnen und Schüler präsentierten Verwaltung und Fraktionsvorsitzenden die in Arbeitsgruppen entwickelten Projektvorschläge

Lesedauer: 
Die Vertreter von Stadt und Gemeinderat informierten sich sehr interessiert über die Ideen der „8er-Rat“-Mitglieder. © B.-D. Grein

Wertheim. Die Mitglieder des neuen „8er-Rats“ haben viele Ideen für Wertheim. Am Mittwochvormittag präsentierten 184 Achtklässlerinnen und Achtklässler aller weiterführenden Schulen der Großen Kreisstadt in der Main-Tauber-Halle ihre Vorschläge der Stadtverwaltung und den Fraktionsvorsitzenden. Insgesamt sind es 20 Projekte, die oftmals schulübergreifende Arbeitsgruppen entwickelt hatten.

Am tiefsten bewegt zeigten sich die Fraktionsvertreter sowie Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez vom Wunsch einer Gruppe: ein Schutzraum für queere Jugendliche im Jugendtreff 114. In diesem sollen sie sich sicher begegnen können, untereinander und mit Menschen, die sie in Ordnung finden, erklärten die Schüler. Der Raum soll auch ein Ort der Begegnung sein.

Das Projekt steht unter dem Motto „Queere Menschen sind auch Menschen“. Man wünsche sich diesen Raum, um dort einfach sicher zu sein. Denn auch in Wertheim gebe es Anfeindungen gegenüber queeren Menschen, hieß es. Auf dem Plakat der Gruppe heißt es, man wolle mit dem Raum soziale Interaktion von queeren Jugendlichen und das Finden von Freundschaften fördern. Es könne dazu beitragen, die Zahl suizidaler queerer Jugendliche zu verringern. Man wolle eine Möglichkeit der Freizeitgestaltung schaffen.

Songrit Breuninger sagte, dieses Projekt mache sich nachdenklich. Dem schlossen sich auch die anderen Räte an. Richard Diehm ergänzte, er habe nichts von Anfeindungen gegenüber queeren Menschen in Wertheim gewusst. Herrera Torrez fand es bedrückend, dass es im Laufe des Vormittags abwertende Kommentare gegenüber queeren Jugendlichen gegeben hatte. „Für mich sind alle Menschen gleich viel wert“, betonte er. Diesen Gedanken sollten die Jugendlichen mitnehmen.

Breuninger freute sich, dass sich auch eine Gruppe der Jugendlichen Gedanken um die Zukunft des Wertheimer Krankenhauses mache. Sie schlug vor, dieses im Inneren schöner zu gestalten. Denn eine gute Atmosphäre wirke sich auch positiv auf die Patienten aus. Zudem sollten durch mehr Personal die Wartezeiten in der Notaufnahme verkürzt werden. Beides würde die Klinik attraktiver machen und von anderen Krankenhäusern abheben. Zur Finanzierung unter anderem der schöneren Gestaltung schlugen sie Schüler Spendenaktionen vor, zum Beispiel einen Spendenlauf von Jugendlichen.

Dieses Jahr sind beim „8er-Rat“ rund doppelt so viele Jugendliche dabei wie beim letzten Mal, sagte Markus Landeck von der Kommunalen Jugendarbeit. Die Projekte seien in etwa drei Stunden Gruppenarbeit entstanden. Zu Beginn des Vormittags habe man darüber gesprochen, welche Themen die Stadt selbst überhaupt angehen könnte, dann die Ideen der Schüler grob kategorisiert und die Gruppen gebildet. Diese arbeiteten binnen kurzer Zeit Details aus, die dann in Kurzvorträgen und mit Plakaten dargestellt wurden. Dabei ging es den Achtklässlern auch um diese Themen:

Eine Gruppe wünscht sich ein freies WLAN in der Bahnhofstraße und dessen Verbesserung in der Innenstadt. Letzteres sei bei vielen Benutzern gleichzeitig sehr langsam. Ihr Projekt stellten die Jugendlichen unter das Motto „Zuhause ist, wo WLAN ist“. Es helfe beim Navigieren, sorge für Erreichbarkeit via Messenger auch ohne Datenvolumen und so auch für mehr Sicherheitsgefühl.

Weiter angeregt wurde von einer Gruppe die Schaffung eines Basketballplatzes neben dem Skatepark, am besten mit Zaun, damit der Ball nicht im Main landet oder die Skater stört. Ein weiterer Wunsch betraf einen großen öffentlichen Fußballplatz zentral in Wertheim oder Bestenheid möglichst mit Kunstrasen, da dieser unter anderem bei jeder Witterung bespielbar sei.

Mehr Mülleimer in Wertheim etwa in der Bahnhofsstraße, am Busbahnhof ZOB und auf dem Reinhardshof zwischen den Märkten und der Sporthalle wünschte sich eine weitere Gruppe. Die vorhandenen sollten zudem häufiger geleert werden. Zudem sollte es mehr Abfalleimer geben, in die Pizzakartons passen. Ein weiterer Wunsch war ein Kino in Wertheim. Die Stadt solle aktiv um einen Betreiber werben.

Eine neue Überdachung der Bushaltestelle sowie mehr Sitzbänke dort und im Pausenhof der Comenius Realschule Wertheim (CRSW) war der Vorschlag weiterer Schüler. Eine andere Projektgruppe schlug die Schaffung eines Jugendcafés mit mietbaren Räumen für Feiern von Jugendlichen in der Innenstadt vor. Nutzen könnte man leerstehende Geschäfte und den Standort bei Bedarf auch wechseln. Eine andere Gruppe will schulübergreifende Fußballturniere organisieren.

Eine Projektgruppe mit Schülern der Comenius Realschule wünschte sich viele Verbesserungen für ihre Schule, unter anderem iPads für den Unterricht, einen Snackautomaten für Zeiten, wenn die Mensa zu ist, und besseres Toilettenpapier.

Eine weitere längere und kurvenreiche Rutsche für das Freibad war die Idee von weiteren Jugendlichen. Außerdem wünschte man sich einen größeren Vergnügungspark bei der Michaelismesse. Weitere Projekte beschäftigten sich mit mehr Natur in der Stadt sowie der Verschönerung der Altstadt für mehr Aufenthaltsqualität. Zudem wäre eine größere Überdachung am Jugendhaus ebenso gut wie mehr Verkehrssicherheit in der Hämmelsgasse. Ebenso auf der „Wunschliste“ stand die Aufstellung einer Statue von Kaiser Willhelm III., ein Air-Soft-Projekt in der Main-Tauber-Halle sowie ein Fanprojekt für den Fußballer Mauro Icardi.

Der OB betonte, es sei wichtig, dass die Jugendlichen an ihren Projekten dranbleiben. Die Fraktionsvorsitzenden sagten zu, dass ihre Ideen Gehör finden, auch wenn sich nicht jedes Projekt komplett umsetzen lassen wird.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten