Drei Wörterbücher und zwei Hörbücher hat Nadine Strauß schon veröffentlicht – alles um den Dialekt und die Geschichten ihrer Heimat zu bewahren. Jetzt wurde der SWR auf die Dertingerin aufmerksam.
Dertingen. Noch ist Nadine Strauß relativ ruhig. Doch je näher die Ausstrahlung der Landesschau rückt, desto aufgeregter wird sie werden. Ein Filmbeitrag über die Dertingerin wird Teil dieser Sendung sein.
„Das war das erste Mal, dass ich mit einem Fernsehteam zu tun hatte“, lacht Nadine Strauß. Dabei ist die 42-Jährige durchaus „medienerprobt“. Mehrfach berichteten nicht nur die Fränkischen Nachrichten über ihr Schaffen als Autorin und „Mundartbewahrerin“, wie sie sich selbst scherzhaft bezeichnet.
Im Selbstverlag hat Strauß unter dem Titel „Dâs khört uffgschriewa“ drei Wörterbücher herausgebracht. Den Dertinger Dialekt konservieren für die Ewigkeit – das war das Ziel. Interessant in den Büchern ist auch der jeweilige Anhang, in dem es um Lieder und Sagen aus der Region, Dertinger Rezepte und Kinderspiele geht. Inzwischen hat sie noch zwei Hörbücher in Mundart veröffentlicht, ebenfalls im Eigenverlag. „Dâs khört khört“, lautet der Titel.
Nicht zu vergessen: die Veröffentlichung ihrer vier Kinderbücher, wie beispielsweise „Leonardo da Vinci – der klügste Kopf der Renaissance“ oder „Sisi – die Geschichte einer echten Prinzessin“ (wir berichteten).
Der Besuch eines Fernsehteams ist für Nadine Strauß eine besondere Erfahrung. „Das war ganz schön aufregend“, sagt sie. „Nach fünf Minuten habe ich mein Wohnzimmer nicht mehr erkannt.“ Da wurden Möbel verrückt, zahlreiche Lampen und die Kamera aufgebaut. Weil man sich von Anfang an sympathisch war, machte Strauß von ihrem Hausrecht Gebrauch und setzte ein herzliches „Du“ als Anrede durch. Am Ende des ersten Interviews hieß es dann: „Drehortwechsel“.
Drehortwechsel inklusive
Und ab ging es erstmal ins Büro der Dertingerin. Dorthin, wo einige ihrer Bücher entstanden sind. Doch das war noch lange nicht die letzte Station: Der Winzerhof Baumann wurde als nächste Station ausgewählt. Der Grund für diesen Drehort liegt auf der Hand: Auch dort engagiert sich Nadine Strauß. Und so wurde hier eine Szene gedreht, wie die Weihnachtspost besprochen wird – natürlich in Mundart.
Bevor der Standortwechsel vollzogen wurde, fehlte dem Team noch eine Szene. „Ich musste mindestens fünf Mal zu meiner Haustür raus. Und jedes Mal wurde von einer anderen Position gefilmt“, erzählt sie.
Weil Nadine Strauß niemand ist, der sich in den Vordergrund spielt und so sehr mit ihrer Heimat verbunden ist, wollte sie diese auch zeigen. Also ging es weiter hinauf in die Dertinger Weinberge. Auch das nicht ohne Grund, denn Strauß wirkt unter anderem im Festkomitee für die beliebte Veranstaltung „Daddinga Weipfadla“ mit. „In den Weinbergen habe ich mich zum Singen verleiten lassen. Ich ich hoffe nur, dass der SWR die Szene nicht bringt“, sagt sie lachend.
Und noch einmal wird der Drehort gewechselt. „Ich wollte dem Fernsehteam und den Zuschauern unser ’Riemenschneider-Schmuckstück’ zeigen“. Gemeint ist der Flügelaltar der Wehrkirche, der Ende des 15. Jahrhunderts entstand und der Schule des Tilman Riemenschneider zugeschrieben wird.
Auch hier engagiert sich die Dertingerin mit Herzblut, ist als Aushilfskirchenführerin unterwegs. Ihr neuestes Projekt, bis dahin geheim, wurde allerdings bei den Dreharbeiten auch ans Licht gefördert. Derzeit arbeitet Nadine Strauß an einem Kinderkirchenführer über die Dertinger Kirche – natürlich zweisprachig, also Hochdeutsch und Dertingerisch. Mit dem Erlös aus dem Verkauf will sie einen Beitrag zur Sanierung der Orgel beitragen.
„Ich liebe mein Dertingen und wollte deswegen vieles zeigen“, erklärt Strauß. Diese große Heimatverbundenheit kommt nicht von ungefähr. Etwa nach dem fünften oder sechsten „Ur-“ vorne dran hört sie auf,die lange Reihe ihrer Dertinger Vorfahren aufzuzählen.
Relativ lang waren dann auch die Dreharbeiten: bis in den späten Nachmittag hinein. „Es war gut, dass ich die Redakteurin kannte. Da hatte ich Vertrauen zu ihrer Arbeit“, so Strauß. Zustande gekommen ist der Kontakt übrigens durch ein Radiointerview der gleichen Redakteurin zum selben Thema im Januar diesen Jahres.
Am späten Nachmittag zog das Fernsehteam aus Dertingen ab – mit über zwei Stunden Material im Kasten.
„Was für ein Aufwand für fünf Minuten Sendezeit“, resümiert Nadine Strauß trotzdem sehr zufrieden und wechselt im Interview zum ersten Mal vom hochdeutschen in Mundart, spricht von „rechter Sach“. und sagt im breitem Dertinger Dialekt: „I hob wirklich a sau Spaß dran ghabt.“.
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