60 Jahre Partnerschaft

60 Jahre Partnerschaft: Wertheim auf die Weltmeere gebracht

Vertrag wurde erneuert. Kommandant Martin Paul Rose stellvertretend mit Stadtmedaille in Bronze geehrt

Von 
Heike Barowski
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Zwei Poller von dem Tender Main – verbunden durch ein dickes Tau – stehen symbolisch für die feste Partnerschaft der Stadt Wertheim mit der Besatzung des Schiffs. Das Geschenk übergab der Kommandant Korvettenkapitän Martin Paul Rose (links). OB Markus Herrera Torrez versprach, dass dieses kleine Monument einen würdigen Platz in der Stadt bekommt. © Heike Barowski

Wertheim. Sechs starke Männer von der Besatzung waren nötig, um die beiden fest verbundenen Poller, die vom Tender Main A515 stammen, am Freitagnachmittag in den Arkadensaal zu tragen. „Dieser Koloss ist ein Symbol für das feste Band zwischen der Stadt und dem Tender. Lieber Herr Oberbürgermeister, Sie werden uns nicht los – das ist ein Versprechen“, sagte Kommandant Korvettenkapitän Martin Paul Rose, als er das Gastgeschenk an Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez übergab. Damit verbunden war das Versprechen, mindestens einmal im Jahr in Wertheim vor Anker zu gehen.

Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez hatte vor der Übergabe die lebendige Patenschaft und die guten Beziehungen zueinander in einer kurzen Festrede beschrieben. „Der Tender trägt das Wappen Wertheims am Bug und damit auf die Weltmeere hinaus und symbolisiert die enge Verbundenheit des Tenders mit der Großen Kreisstadt.“

In kurzen Worten skizzierte er, wie es zu dieser engen Beziehung kam. „Wir sind an zwei Flüssen beheimatet und haben deshalb manchmal mehr als nur eine Handbreit Wasser auf dem Marktplatz“, sagte er augenzwinkernd und zählte dann Namen und Daten auf, die mit der Patenschaft einhergehen. „Es hat von Anfang an wirklich gut gepasst“, so der OB.

Kommandant Martin Paul Rose (von links) wurde stellvertretend für alle Besatzungsmitglieder der Tender mit der Stadtmedaille in Bronze geehrt. Ein besonderer Dank ging an Inge Schwenk und Marlene Schuon als Gastgeberinnen. © Heike Barowski

Die Befürchtungen, dass diese Verbindung einschlafen würde, als nach 30 Jahren der Tender aus Dienst gestellt wurde, bewahrheiteten sich nicht. Im Gegenteil. Herrera Torrez und später auch Rose sprachen beide von einer sehr lebendigen Verbindung.

Dass der erste Kommandant des neuen Tenders A515, Nikolaus Träuptmann zur Jubiläumsfeier am Freitagabend anwesend war, zeige die besondere Verbundenheit zur Stadt Wertheim, so der OB.

Ob zum Altstadtfest zur Michaelismesse oder auf dem Weihnachtsmarkt, die Besatzungsmitglieder seien immer gerngesehene Gäste. Doch die Kameraden kommen auch, um Gutes zu tun. Herrera Torres erinnerte an den legendären Einsatz während des Hochwassers 2003 in Wertheim.

Besondere Aktion in den Kitas

„60 Jahre – 60 helfende Hände“ unter diesem Motto hatte man sich für das Jubiläum etwas Besonderes einfallen lassen. Die 30-köpfige Besatzung half am vergangenen Donnerstag und Freitagvormittag in den Kitas in Mondfeld, Sonderriet, Bestenheid, im Waldkindergarten Waldenhausen und im Kinderhaus Reinhardshof, Verschönerungs- und Baumaßnahmen umzusetzen. Die herzlichen Dankesworte dafür wurden mit kräftigem Applaus von den Anwesenden unterstrichen.

Der OB zitierte seinen Amtsvorgänger Stefan Mikulicz, in dem er noch einmal die Richtigkeit von dessen Aussage bestätigte, dass die Wertheimer Bürger die Freunde vom Tender Main in ihr Herz geschlossen hätten. Die Liste der gegenseitigen Besuche sei sehr lang, genauso wie die Zahl der Anekdoten. Kontakte und Freundschaften seien bereits in die nächste Generation vererbt worden.

Auf die Meere hinaus getragen

Korvettenkapitän Martin Paul Rose war als Besatzungsmitglied das erste Mal schon 2004 in Wertheim. „60 Jahre Patenschaft – das bedeutet, dass sich 1800 Soldaten mit der Stadt beschäftigt haben. Viele von denen waren auch hier und haben Wertheim tatsächlich mit hinaus auf die Meere getragen“, so Rose. Das Schiff, mit dem Wappen Wertheims am Bug, habe nicht nur Millionen Seemeilen hinter sich gebracht, in den Weltmeeren nicht nur für Ordnung gesorgt, sondern auch für die deutsche Außenpolitik geworben. „Wir sind viel mehr als nur das Schiff, das die Sicherheit garantiert, wir sind auch die Diplomaten auf den Weltmeeren.“

Neben Rose trug sich auch der frühere Kommandant Nikolaus Träuptmann (re.) in das Goldene Buch der Stadt ein. © Heike Barowski

Auch Rose sprach von familienbandenähnlichen Freundschaften, die man zu den Wertheimern pflege. Stellvertretend nannte er seine Gastmutter Marlene Schuon, die seit 1967 eine aktive Rolle in der Patenschaft einnehme. Sein herzlicher Dank galt vor allem den Gastfamilien „Ihr seid der Grund, warum wir so gern herkommen.“

Die Anfang der 60-er Jahre entstandenen Patenschaften zwischen Soldaten und den Bürgern bezeichnete Rose als Bindemittel. Sie sollten zeigen, dass die Diensttuenden ein Teil der Gesellschaft sind. „Demokratie bedeutet, für einander einzustehen und dafür am Ende auch zu kämpfen“, so der Kommandant. Die Patenschaft sehe er als Honorierung dafür an, was die Belegschaft auf dem Tender leiste.

Symbolträchtiges Geschenk

Zur alten Ankerkette des Tenders am Wertheimer Mainhafen kommt nun ein weiteres, sehr symbolträchtiges Gastgeschenk: jene beiden fest miteinander verknüpften Poller.

Die Ehrungen leitete der OB mit folgenden Worten ein: „Die Verbindung zwischen Tender Main und der Stadt ist so lebendig und herzlich wie eh und je – und dies, obwohl der Tender ständig auf den Weltmeeren unterwegs ist. Denkt man an die hohe Belastung der Mannschaft, ist es umso bemerkenswerter, dass die Patenschaft darunter nicht gelitten hat.“ Dies sei Menschen auf dem Tender und in Wertheim zu verdanken, wie Marlene Schuon und Inge Schwenk. So organisieren Inge Schwenk und Marlene Schuon (früher gemeinsam mit ihrem Mann Kurt) bei Besuchen die Kameradenabende. Für ihr jahrzehntelanges Engagement wurden die beiden Frauen an diesem Abend besonders geehrt.

60 Jahre Patenschaft

Um die neue Bundeswehr in die Gesellschaft einzubetten, gab es einen Ministerialerlass. Ende der 50-er Jahre beschloss man deshalb, eine ganze Serie von Tendern auf die Namen großer, deutscher Flüsse zu taufen und Patenstädte zu finden.

Konteradmiral Bernhard Rogge war ein Kenner der Region und gewann den damaligen Bürgermeister Karl Roth für diese Patenschaft.

Wilhelmine Roth taufte das den Tender Main A63 im Jahr 1960. In Dienst gestellt wurde der Tender im Juni 1963. Damit startete offiziell die Patenschaft, die vom OB Karl Josef Scheuermann und dem ersten Kommandanten des Tender Main, Horst Voigt, besiegelt wurde.

1994 wurde der neue Tender Main A515 in Dienst gestellt. Taufpatin war Brigitte Gläser.

Insgesamt haben auf beiden Booten 22 Kommandanten (davon elf auf dem A63) ihren Dienst getan. Martin Paul Rose hat seit drei Jahren das Kommando inne.

Etwa 40 Mal sind Wertheimer in den Norden gereist, um das Boot und dessen Besatzung zu besuchen und sogar mit auf See zu fahren.

Bis zu 220 Tage fährt ein Belegschaftsmitglied im Durchschnitt zur See. hei

Korvettenkapitän Martin Paul Rose wurde stellvertretend für seine Vorgänger und deren Einsatz für die Pflege der Patenschaft mit der Stadtmedaille in Bronze ausgezeichnet. „Diese Patenschaft ist etwas, was uns miteinander verbindet. Wir tragen die Wogen der See hier her auf den Main“, so Rose. Warum die Bronzemedaille? Der OB begründete dies in launiger Art damit, dass man auf mindestens 60 weitere Jahre Patenschaft setze und man noch Steigerungsmöglichkeiten bräuchte.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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