Corona-Pandemie - Unternehmen der Region berichten über Erfahrungen mit der 3G-Regel / Aufwand für Kontrolle und betriebseigene Tests nicht zu unterschätzen

3G am Arbeitsplatz: Schlimmstenfalls droht Freistellung ohne Lohn

Seit über einer Woche gilt auf der Arbeit 3G. Die Fränkischen Nachrichten fragten bei Unternehmen der Region nach, wie das in der Praxis läuft.

Von 
Gerd Weimer
Lesedauer: 
Wer nicht geimpft oder genesen ist, muss einen Test nachweisen, will er zur Arbeit kommen. © dpa

Wertheim/Odenwald-Tauber. Wer nicht zu Hause arbeiten kann, muss seit mehr als einer Woche geimpft, genesen oder getestet sein, wenn er in die Firma geht. Ein organisatorischer Mehraufwand für Ungeimpfte und Unternehmen, denn Mitarbeiter müssen den Arbeitgeber über Impf- oder Genesenenstatus informieren oder täglich einen negativen Corona-Antigen-Test, der nicht mehr als 24-Stunden alt sein darf, vorlegen.

Der negative Test muss entweder von einer offiziellen Teststelle stammen oder kann unter Aufsicht des Arbeitgebers selbst vorgenommen werden. Wie funktioniert das in der Praxis? Die Fränkischen Nachrichten haben sich in der Region umgehört.

Bei der Unternehmensgruppe Brand (Labor- und Vakuumtechnik) in Wertheim können sich Mitarbeiter in der Firma testen lassen, täglich 6 bis 8.30 Uhr und von 14 bis 15 Uhr. Die Kosten trägt die Firma. „Natürlich werben wir vor allem dafür, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen“, so Brand-Chef Christoph Schöler. Daher sei auch das Angebot einer betrieblichen Impfung erneuert worden. „Mitarbeiter, die sich möglicherweise aus guten Gründen nicht impfen lassen können, möchten wir jedoch nicht alleine lassen“, so Schöler. Das Angebot eines Corona-Tests vor Ort haben am ersten Testtag 65 Mitarbeiter in Anspruch genommen, teilte das Unternehmen mit.

Unter Aufsicht

Beim Laborglasgeräte-Hersteller Lenz (Wertheim) können die Mitarbeiter wählen, ob sie im Unternehmen unter Aufsicht den Test durchführen oder eine Bescheinigung eines Testcenters mitbringen, wie Geschäftsführerin Susanne Eberhard auf FN-Anfrage mitteilt. „Normaler Arbeitsbeginn ist bei uns um 6.30 Uhr. Die Mitarbeiter müssen rechtzeitig da sein, damit sie noch vor Arbeitsbeginn den Test durchführen können. Hierfür haben wir einen separaten Raum zur Verfügung gestellt“, so Susanne Eberhard. „Zwei Kollegen bereiten die Tests vor und beaufsichtigen die Durchführung. Danach warten die Mitarbeiter, bis das Ergebnis da ist und können bei negativem Ergebnis an ihren Arbeitsplatz“, erläutert sie. Die Testergebnisse würden täglich dokumentiert. „Zwei Tests pro Woche stellen wir kostenlos zur Verfügung, die übrigen Tests muss der Mitarbeiter bezahlen oder bekommt sie bei der Lohnabrechnung abgezogen“, so Susanne Eberhard weiter.

Der Aufwand sei „nicht zu unterschätzen“. „Wir müssen die zwei Mitarbeiter eine Dreiviertelstunde täglich für die Vorbereitung und Beaufsichtigung bezahlen, außerdem die Tests selbst, zumindest zweimal wöchentlich. Die Kosten seien aufgrund der großen Nachfrage im Preis deutlich gestiegen. Mitarbeiter, die Tests nicht durchführen oder vorlegen wollen, dürften das Unternehmen nicht betreten und würden ohne Lohnfortzahlung freigestellt. „Bisher war diese Maßnahme allerdings nicht notwendig“, sagt Susanne Eberhard.

Kollegen überzeugt

Man habe durch persönliche Gespräche versucht, jeden Einzelnen, der es noch nicht getan hat, von der Impfung zu überzeugen. Bei einigen Mitarbeitern sei das gelungen. Sie hätten sich impfen lassen, „da ihnen die täglichen Tests zu umständlich sind und das öffentliche Leben durch die neuen Maßnahmen weiter eingeschränkt wurde“. „Allerdings haben wir auch Mitarbeiter, die eine Impfung weiterhin generell ablehnen“, bedauert Susanne Eberhard, die ankündigt, dass bei Lenz noch in diesem Jahr eine Booster-Impfung durch den Betriebsarzt stattfinden wird – auch Erstimpfungen seien möglich. „Wir hoffen, dass sich noch der eine oder andere Mitarbeiter überzeugen lässt.“

Beim Tauberbischofsheimer Maschinenbauer Weinig hat man alle Mitarbeiter, die ihre Immunisierung nicht nachgewiesen haben, am ersten Tag nach Inkrafttreten der Verordnung an der Pforte kontrolliert und gegebenenfalls unter Aufsicht getestet, berichtet Pressesprecherin Ayla Wolf.

„Wir stellen keine eigene Testinfrastruktur zur Verfügung, haben uns aber mit Partnern um die Eröffnung einer öffentlichen Teststation in der Nähe des Firmengeländes bemüht“, so Ayla Wolf. Sollten Mitarbeiter ihren Testnachweis zu Arbeitsbeginn nicht an der Pforte vorweisen können, würden Sie unter Aufsicht getestet, statt nach Hause geschickt zu werden.

„Wenn Mitarbeiter die 3G-Regelung nicht bereit sind zu erfüllen, stellt dies gemäß Vorschriften ein Leistungshindernis dar, und führt zu unbezahlter Freistellung“, weist Ayla Wolf auf die Rechtslage hin.

Persönliche Gespräche

Auch bei Weinig spreche man ungeimpfte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gezielt an und versuche, ihre Hintergründe zu verstehen, sowie über die verschiedenen Möglichkeiten einer Impfung zu informieren. „Ein persönliches Gespräch kann oft mehr bewirken als andere Kommunikationsformen“, meint die Unternehmenssprecherin.

Im Braun-Werk Walldürn habe man zu Beginn der Pandemie sehr strikte Hygiene- und Schutzmaßnahmen in den Arbeitsroutinen etabliert. „Dies gilt auch für Zugangskontrollen in den Werken. Auf die gesammelten Erfahrungen konnten wir zurückgreifen und haben an den Eingängen im Werk gut funktionierende Einlassregelungen eingerichtet, die den gesetzlichen Anforderungen entsprechen“, so Procter & Gamble-Sprecherin Larissa Rohr. „Dabei bieten wir den Mitarbeitern auch die Möglichkeit, sich im Werk unter Aufsicht testen zu lassen.“ Zudem biete man neue Impftermine im Dezember an, „nachdem wir bereits im Sommer weit über 200 Mitarbeiter im Werk doppelt geimpft haben“.

„Auf dem Industriepark Würth in Bad Mergentheim gibt es zwei verschiedene Teststationen für die Logistik sowie die Verwaltung, die täglich geöffnet sind. Der komplette Prozess von der Anmeldung bis zum Testergebnis läuft über eine Online-Plattform“, berichtet die Marketing-Leiterin Stephanie Boss. Die durch die Verordnung erforderlichen Tests seien in Kooperation mit einem externen Partner organisiert worden. Dafür wurde eine eigene Infrastruktur auf dem Gelände eingerichtet. Bisher gab es laut Stephanie Boss keine Fälle von Mitarbeitern, die den Test verweigerten.

Würth Industrie Service habe im Sommer eine Impfaktion mit dem Betriebsarzt angeboten. Auch in diesem Monat werde dies fortgeführt und forciert.

Redaktion Reporter Wertheim

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten