Kunst

130 Kilogramm Optimismus auf Wanderschaft

Dass eine Großplastik innerhalb einer Stadt mehrfach umgestellt wird, kommt auch nicht alle Tage vor. Was nach einem originellen künstlerischen Konzept klingt, hat einen handfesten Hintergrund.

Von 
Heike Barowski
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Wertheim. Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez: „Dass wir hier in Wertheim eine Welle des Optimismus vor einigen Monaten gestartet haben mit unserem Wertheimer Optimisten, ist ein tolles Signal aus der Stadt hinaus in die ganze Welt. Eine solch große Figur hier aufzustellen und damit deutlich zu machen, Wertheim ist eine optimistische Stadt, das finde ich großartig.“ Das waren seine Worte, als im April 2022 unter großer öffentlicher Anteilnahme die Drei-Meter-Skulptur vom Künstler Ottmar Hörl vor dem Grafschaftsmuseum enthüllt wurde.

Zuvor hatte Hörl bereits angeregt, unter dem Motto „Kunst auf Wanderschaft“ dessen deutlich kleinere Abbilder mit auf Reisen zu nehmen und Bilder von verschiedenen Orten zu posten, die auf Hörls Internetseite veröffentlicht wurden. Dabei sollte die die temporäre Komponente der Kunst ersichtlich werden.

Dass dann die 130 Kilogramm schwere Figur vor dem Grafschaftsmuseum selbst auch auf Wanderschaft gehen musste, war eigentlich nicht angedacht. Ende Juli 2023 musste der Optimist allerdings den Buden für das Altstadtfest weichen. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass der blaue Kerl nicht wieder an seinen angestammten Platz direkt neben dem Blauen Haus zurück darf – aus sicherheitstechnischen Gründen.

Durch eine Baustelle in der Nähe wurde eine Neubetrachtung des Skulpturen-Standorts durchgeführt. Diese führte zu dem Schluss, dass die Feuerwehr keine uneingeschränkte Zufahrt habe.

© Heike Barowski

Wohin mit dre großen Skulptur?

Doch wohin damit? Bernd Maack, Vorsitzender Stadtmarketing Wertheim und Mitinitiator des neuen Aushängeschilds für die Stadt, verlud den Optimisten erst einmal auf einen Anhänger – was Sinn machte. Denn von nun an wechselte die Skulptur alle paar Monate ihren Standort.

Zu sehen war sie direkt gegenüber der Schleuse, am Burgaufgang, oder auf dem Marktplatz und an verschiedenen anderen Stellen. Aktuell steht sie vor der Rotkreuzklinik. „Ich habe gehofft, dass der Optimist dort seine Wirkung entfalten kann. Und es scheint ja zu funktionieren“, sagte Maack. Wie er außerdem mitteilte, werde die Großplastik dort noch eine Weile stehenbleiben.

Auch die Leiterin des Grafschaftsmuseums, Stefanie Arz, sieht in dem Umzug des Optimisten letztendlich ein positives Zeichen. „Ich bedaure das Entfernen, es war ein besonderer Eyecatcher, der blaue Optimist vor dem blauen Haus, sowas sieht man nicht alle Tage. Besonders für Touristen per Rad, Schiff oder Bus war er in den Sommermonaten ein sehr beliebtes Fotomotiv in der Altstadt, oft mit der ganzen Familie oder Gruppe.“ Und sie führt weiter aus: „Aber an den anderen Stellen, jetzt zum Beispiel am Krankenhaus, hat er auch wieder seine Bedeutung. Diese Bedeutungsänderung und die Wirkung auf die Menschen sind ja eigentlich auch das, was den Künstler Otmar Hörl interessiert und was sein Werk auch so interessant macht.“

Optimist soll weiterhin vor der Klinik seine Wirkung entfalten

Mit dem ständigen Standortwechsel ist die große Plastik nun ähnlich agil wie seine kleinen Gefährten. Hörl, zur Wanderschaft des Optimisten befragt, sagt: „Was soll ich machen? Ich muss damit leben“. Außerdem ereile nicht zum ersten Mal eines seiner großen Werke dieses Schicksal, gab er während eines früheren Interviews zu.

An eine Rückkehr des Optimisten vor das Blaue Haus sei leider nicht zu denken, bedauerte Maack, dessen Bemühungen darum erfolglos waren. Doch hat die Wanderschaft irgendwann ein Ende und findet er seinen endgültigen Bestimmungsort? In diesem Punkt war Maack sehr zuversichtlich. Allerdings soll die Großplastik noch eine ganze Weile im Eingangsbereich der Rotkreuzklinik stehen bleiben. „Ich hoffe, dass der Optimist weiterhin vor der Klinik seine Wirkung entfaltet, bis wir ihn an seinen endgültigen Standort bringen können.“ Dieser lag fast auf der Hand. Denn eine ehemals zweite angedachte Skulptur sollte direkt neben dem Spitzen Turm Bus- und Schiffstouristen mit ihrem optimistisch in die Höhe gereckten Daumen begrüßen.

Noch befindet sich der Antrag für diesen Standort in der Überprüfungsphase durch das Bauamt der Stadt Wertheim. Bernd Maack ist jedoch zuversichtlich, dass er einen positiven Bescheid bekommen wird, auch die Feuerwehr nichts einzuwenden hat und der Optimist dann seine Wanderschaft beenden kann.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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