Werbach. Schon von der L2297 aus ist gut erkennbar, dass unmittelbar neben der Liebfrauenbrunnkapelle umfangreiche Arbeiten im Gang sind. Direkt hinter einem neu angelegten Kiesplatz ist am Waldrand ein Forwarder dabei, die bereits gefällten Baumstämme aufzuladen. „Es handelt sich um Laubholz wie Buchen und Ahorn“, weiß Selina Utz. An diesem Mittag hat sich die Revierleiterin mit dem Geschäftsführer des Zweckverbands „Wasserversorgung Mittlere Tauber“ (Wvmt), Klaus Seidenspinner, an der Kapelle verabredet. Mit der Einrichtung der Baustelle vergangene Woche haben die Arbeiten für die Neufassung der Quelle Stürmershölzlein begonnen. Seit Mittwoch werden auf einer Fläche von 3500 Quadratmetern am Waldrand, links neben der Kapelle, alle Bäume abgeholzt. Grundwasser steigt an dieser Stelle mit vier Trinkwasserquellen zutage, eine davon als Pilgerquelle in der Kapelle und drei - einige Meter entfernt - am Hang. Diese drei Quellen werden aktuell saniert (neu gefasst). „Die seit vielen Jahren liegenden Drainagerohre und Sickerstränge sind durch den Baumbewuchs völlig durchwurzelt“, erklärt Seidenspinner die nötigen Arbeiten. Aus diesem Grund müsse großflächig abgeholzt werden, damit nach der Neufassung der Quellen diese Durchwurzelung nicht mehr passieren kann. Sonst wäre ja alles umsonst, was wir jetzt in diese Maßnahme investieren, da die Sickerstränge in zehn Jahren wieder zu wären“, so der Fachmann.
Nach einem vorgegebenen Regelwerk müssen zwischen zehn und 20 Meter Abstand zwischen Quelle und Gehölzen eingehalten werden. Weil Stürmershölzlein drei Quellen umfasst, die etwa 50 Meter auseinanderliegen, ergibt sich dadurch ein baumfreier Bereich von rund 3.500 Quadratmetern. Der Eigentümer der Fläche muss allerdings dem Antrag auf dauerhafte Waldumwandlung zustimmen, also dass an dieser Stelle nichts mehr gepflanzt werden darf. Weil die Gemeinde der Eigentümer ist, erfolgte die Zustimmung im November im Gemeinderat. Im Herbst soll als Ausgleichsmaßnahme auf einer gemeindeeigenen Fläche am Radweg zwischen Gamburg und Eulschirbenmühle eine knapp 4.000 Quadratmeter große Fläche aufgeforstet werden, ebenfalls mit Laubbäumen, so Utz. Inzwischen waren schon Leute da und haben nach dem Holz gefragt“, erzählt die Revierleiterin und muss schmunzeln. „Das Holz wird ganz normal vermarktet. Qualitativ gutes Holz wird als Stammholz verkauft. Das anfallende Brennholz wird örtlich vermarktet. Das Hackerholz geht an Heizkraftwerke nach Bad Mergentheim oder Obrigheim.“
Wasserversorgung im Verbandsgebiet
- Der Zweckverband „Wasserversorgung Mittlere Tauber“ wurde 2014 gegründet und umfasst neben den Gemeinden Lauda-Königshofen, Tauberbischofsheim und Werbach auch die Grünbachgruppe.
- Im Verbandsgebiet sorgen insgesamt22 Brunnen und die zwei Quellgebiete in Werbach und Dittwar für die Trinkwasserversorgung von rund 40.000 Menschen. Weil immer genug Rohwasser für die Versorgung der Bevölkerung benötigt wird, können die Brunnen und Quellen im Zuge der neuen Wasserversorgung nur sukzessive saniert werden.
- Alle drei Stürmeshölzlein-Quellen liefern nach Schätzungen durch den Geschäftsführer der Wvmt zusammen zwischen 25 und 50 Liter Rohwasser pro Sekunde. Eine aktuelle Beprobung des Wassers ergab einen Nitratwert von 40 Milligramm pro Liter , der damit unter dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter liegt.
- Das Wasser aus allen Brunnen und Quellen im Verbandsgebiet wirdins Wasserwerk Dittigheim gepumpt, dort aufbereitet und wieder verteilt.
Die eigentliche Arbeit zur Neufassung oder Sanierung der Quellen übernimmt ab kommender Woche die auf Quellfassungen spezialisierte Firma aus Scharpf aus Dirlewang im Allgäu. In einem ersten Schritt werden die alten Quellfassungen abgebrochen, die verwurzelten Bereiche abgetragen und der Quellhorizont gesucht. Das ist die Stelle, an der das Wasser zutage tritt. Liegt der Quellhorizont frei, kann der finale Ausbau der Quelle festgelegt werden. Sickerrohre und Abdichtungen werden im Erdreich verlegt. Direkt über der Quelle sollen eine Magerbeton- und eine Lehmschicht dafür sorgen, dass durch Oberflächeneinflüsse keine Verunreinigungen des Quellwassers möglich sind. Damit nicht wieder störendes Wurzelwerk entsteht, wird die gesamte Fläche lediglich mit einer Wildblumenwiese begrünt.
Weil die Bauarbeiten im Grundwasser stattfinden, wurden bereits permanente Grundwassermesspegel eingerichtet. Damit kann während der gesamten Bauzeit eine Überwachung aller Rohwasserwerte im Wasserwerk stattfinden. „Falls etwas wäre, könnten wir sofort reagieren und die Arbeiten notfalls gleich einstellen“, erklärt Seidenspinner. Die Pilgerquelle in der Liebfrauenkapelle sei von diesen Arbeiten nicht betroffen.
Die Sanierung soll bis September 2025 abgeschlossen sein. Parallel zu diesen Arbeiten wird ein neues Pumpwerk nur wenige Meter entfernt von den Quellen gebaut, um das Rohwasser in einem Schacht zu sammeln und es zur Aufbereitung in das Wasserwerk nach Dittigheim pumpen zu können. Wie der Geschäftsführer des Zweckverbands mitteilt, sollen alle Arbeiten bis März 2026 abgeschlossen sein. In einem nächsten Schritt wird dann die Quelle in Dittwar in einem ähnlich aufwendigen Verfahren saniert.
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